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Polen
Danzig: Nationalisten überfallen queere Sportgruppe
Bis zu 30 maskierte Personen schlugen und traten in einem Park auf Mitglieder der Gruppe "Homokomando" ein.

Ein von Homokomando veröffentlichtes Bild. Medien vom Angriff selbst liegen derzeit nicht vor (Bild: homokomando / facebook)
- 18. März 2021, 15:32h 3 Min.
Bei einem Angriff auf ein öffentliches Sporttraining für LGBTI sind am Mittwoch mehrere Personen im Danziger Ronald-Reagan-Park verletzt worden. Zwei Trainer der Gruppe "Homokomando" mussten danach im Krankenhaus behandelt werden.
Der in mehreren polnischen Städten aktive Sportverein berichtete in sozialen Netzwerken, 30 maskierte Personen seien auf die Teilnehmenden losgestürmt und hätten sie wegen angeblicher Verbreitung einer "LGBT-Ideologie" attackiert. "Homokomando" sprach von einem "terroristischen Angriff": "Die Angreifer wollen uns einschüchtern, dass wir zurück in den Schrank gehen und Angst haben, wir selbst zu sein. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern."
Wczoraj, chwil? przed 19:00, na nasz trening w Parku Reagana w Gda?sku wpad?a grupa 30 zamaskowanych m??czyzn. Chcieli...
Posted by Homokomando on Wednesday, March 17, 2021
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Man werde weiter Sport treiben, so die Gruppe bei Facebook. "Wir werden weiterhin an Menschenrechtsprotesten teilnehmen und stolz mit Regenbogenfahnen durch die Straßen ziehen. Um zu fordern, dass wir wie Menschen behandelt werden. Weil wir Menschen sind, keine Ideologie."
Achtjähriger unter den Angegriffenen
Eine Journalistin von "Gazeta Plus", die den Vorgang beobachtete, sprach von einem "brutalen Angriff von Nationalisten". Gegen 18.50 Uhr hätten diese die leise trainierenden Sportler*innen bei ihrem Funktionstraining attackiert und unter anderem als "Schwuchteln" beschimpft. Einige Teilnehmende hätten fliehen können.
Vor allem Trainer Andrzej T. sei von der Gruppe mehrfach beleidigt ("Sind Sie der Anführer dieser Schwuchten?") und dann attackiert worden: "Die Angreifer warfen ihn zu Boden, traten ihn und versuchten ihn zu erwürgen", so das Portal. "Die Teilnehmenden des Treffens beeilten sich zu helfen, und nach einer Weile gaben die Nationalisten den weiteren Angriff auf." Auch weitere "Homokomando"-Mitglieder seien beleidigt worden. "Ein achtjähriges Kind nahm an dem Treffen teil – zum Glück griffen die Männer ihn nicht an, obwohl der Junge sie mit einem bedrohlichen Gesicht anknurrte und den angegriffenen Andrzej verteidigen wollte."
Im Beisein eines Achtjährigen und seiner Mutter sei eine Gruppe offenbar wegen einer Regenbogenflagge angegriffen worden, verurteilte Danzigs Bürgermeisterin Aleksandra Dulkiewicz den Angriff. "Ich fühle Wut und Scham. In meiner geliebten Stadt leben offene, freundliche und respektvolle Menschen. Im Namen dieser Werte appelliere ich: seid nicht gleichgültig", so die Politikerin der Bürgerplattform. "Aggressoren leben nicht in einem Vakuum. Lassen Sie uns diese beschleunigte Maschine des Hasses stoppen. Das Sicherheitsgefühl einer anderen Person wegzunehmen ist ein Angriff auf seine Würde und Freiheit, und das kann nicht akzeptiert werden!" Sie wünsche den Opfern schnelle Genesung und sende den Angegriffenen, ihren Familien und ihrer Umgebung Unterstützung und Solidarität. Die von "Homokomando" während des Vorfalls herbeigerufene Polizei ermittelt.
Od dzi? trenujemy razem! Poka?my solidarno??, ?e nie damy si? przemocy. Biegnijcie i chod?cie z nami na I Gda?ski Bieg Równo?ci!
Posted by Homokomando on Thursday, March 18, 2021
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"Homokomando" kündigte an, die Sicherheit der Trainings zu verstärken. "Aber nicht wir sollten darüber nachdenken, Sicherheit sollte vom Staat bereitgestellt werden. Leider tut er das nicht nur nicht, sondern er greift uns auch aktiv an und erzeugt diese Gewalt." Jaroslaw Kaczynski, der Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit, sei "persönlich für die Gewalt verantwortlich". "Wir möchten, dass sich alle in Polen sicher fühlen – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft. Und wir werden nicht ruhen, bis wir es erreicht haben. Solidarität ist unsere Waffe", so "Homokomando".
Die Gruppe verwies dabei darauf, dass das polnische Parlament zeitgleich zum Angriff einen Gesetzentwurf debattierte, aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt gegen Frauen auszusteigen und sich für eine internationale Konvention zum Schutz des ungeborenen Kindes und der "traditionellen Ehe" stark zu machen. Der Bürgergesetzentwurf war von der umtriebigen katholisch-fundamentalistischen Organisation Ordo Iuris verfasst worden und könnte nach der Fortsetzung der Debatte am 30. März mit Regierungsmehrheit in die Ausschüsse verwiesen werden. (nb)















