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"Mein Sohn ist auf göttlicher Mission in der schwulen Community"
Homophober Politiker gibt Europa schuld an Homosexualität seines Sohnes
Nach dem Coming-out seines Sohnes sucht der nigerianische Politiker Doyin Okupe Schuldige.
- 23. März 2021, 12:37h 2 Min.
Der einflussreiche nigerianische Politiker und Berater Doyin Okupe glaubt, dass die Homosexualität seines Sohnes Bolu nur eine Phase ist und Gott in Wirklichkeit einen Plan für ihn hat. "Mein Sohn ist auf göttlicher Mission in der schwulen Community", sagte Okupe gegenüber der nigerianischen Zeitung "Premium Times". Der 26-jährige Bolu Okupe, der derzeit in Paris lebt und als "Personal Trainer" arbeitet, hatte sich im Januar als schwul geoutet (queer.de berichtete).
Laut Papa Okupe lasse sich sein Sohn leicht manipulieren: "Ich weiß auch, dass Bolu sehr leicht von seiner Umwelt beeinflusst wird", so der 69-Jährige. Einmal sei er etwa aus dem Urlaub gekommen und habe die Bibel hinterfragt und "alle möglichen Dinge gesagt". Nach drei Monaten in Nigeria sei er wieder ein begeisterter Bibel-Fan gewesen. Sein Sohn sei eben eine "wankelmütige Person".

Doyin Okupe bei einem Interview aus dem Jahr 2014 (Bild: Screenshot Al Jazeera)
Schuld an der Homosexualität sei das zu weltoffene Europa: "Der Augenblick, als ich ihn nach Frankreich gehen ließ, war das Schlimmste, denn das ist eine extrem liberale Gesellschaft." Die echte Schuld trage aber seine Mutter: "Leider hatte seine Mutter ihn sehr früh ins Ausland gebracht. Er verbrachte einen großen Teil seiner Gymnasialzeit in Großbritannien", so Okupe. "Bolu denkt und lebt europäisch. Er ist mein Sohn, aber sein Kopf ist europäisch."
Bereits kurz nach dem Coming-out seines Sohnes hatte Okupe im Januar erklärt, dass es mit Hilfe seines Gottes ein heterosexuelles Happyend für seinen Sohn geben könne: "Das ist eine große spirituelle Herausforderung, aber ich weiß dank meines lebendigen Gottes, dass diese ganze Saga mit Lob für den allmächtigen Jehova enden wird, dem ich Tag und Nacht diene."
Okupe war lange Jahre Berater von Präsident Goodluck Jonathan und hat aus seiner Verachtung für Homosexuelle nie ein Geheimnis gemacht. Er arbeitete in diesem Job, als Nigeria 2014 eine Strafverschärfung gegen Homosexuelle durchsetzte, die von internationalen Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert worden war (queer.de berichtete). Seither wird sogar das Schließen einer gleichgeschlechtlichen Ehe oder Lebenspartnerschaft im Ausland mit Haftstrafen von bis zu 14 Jahren geahndet. Regional steht in Nigeria auf Homosexualität sogar die Todesstrafe.
Die Bevölkerung von Nigeria steht hinter dem homophoben Kurs ihrer Regierung: Laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr lehnen es 91 Prozent der Nigerianerinnen und Nigerianer ab, Homosexualität in ihrem Land gesellschaftlich zu akzeptieren. Nigeria ist mit einer Bevölkerung von über 210 Millionen Menschen das einwohnerstärkste Land Afrikas. (dk)
















