Die Essener Theologin Uta Ranke-Heinemann ist am Donnerstagmorgen im Alter von 93 Jahren in ihrer Heimatstadt gestorben. Das teilte ihr Sohn Andreas Ranke der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach sei sie im Beisein von Familienmitgliedern friedlich eingeschlafen.
Ranke-Heinemann, die Tochter von Bundespräsident Gustav Heinemann, wurde 1970 weltweit die erste Professorin für katholische Theologie. Schnell entwickelte sie sich zur lautstarken Kritikerin ihrer Kirche. So zweifelte sie an der Dreifaltigkeit Gottes, kritisierte das päpstliche Pillen- und Kondomverbot und setzte sich für die Anerkennung von Homosexuellen innerhalb der Kirche ein. 1987 entzog ihr der Essener Bischof Franz Hengsbach die Lehrerlaubnis, weil sie die biblische Jungfrauengeburt angezweifelt hatte. In ihrem Buch "Eunuchen für das Himmelreich" kritisierte sie im Anschluss die Sexualpolitik des Vatikans – und wurde endgültig zur Ikone für Kirchenkritiker*innen. Wegen ihres Einsatzes für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben wurde sie 2009 mit dem Toleranzpreis des CSDs in Essen geehrt.
Immer wieder sorgte die Theologin für Aufregung. So outete sie etwa 2011 in einem "Vice"-Interview Papst Benedikt XVI. als schwul (queer.de berichtete). Mit ihm hatte sie nach ihrer Konversion vom Protestantismus zum Katholizismus in den Fünfzigerjahren in München Theologie studiert. In dem Interview bezweifelte sie auch, dass die Kirche in der Frage der Homo-Rechte reformfähig ist: "2.000 Jahre Sexualfeindlichkeit der katholischen Kirche haben in Köpfen vieler Katholiken derartige Hirnschäden hinterlassen, dass sie selbst die eifrigsten Vertreter ihrer eigenen erbsündlichen Unreinheit sind, die erst durch die Taufe abgewaschen werden muss", erklärte die Theologin.
Ihren 90. Geburtstag feierte Ranke-Heinemann 2017 im Kreise von Schwulen und Lesben (queer.de berichtete). Ihr Geburtstagsfest sei "nur für Homosexuelle und Familie", hatte sie damals erklärt.
In den Neunzigerjahren machte Ranke-Heinemann auch einen Ausflug in die Politik: 1999 war die parteilose Pazifistin in ihrem Protest gegen Deutschlands Beteiligung am Kosovokrieg gegen Jugoslawien Kandidatin der PDS (heute: Die Linke) für das Amt der Bundespräsidentin. Sie unterlag dabei dem Ehemann ihrer Nichte – dem SPD-Politiker Johannes Rau – deutlich. (dk)
Ich knie nieder,in tiefem Respekt für diese
Heldin.......sie war sicher keine Atheistin aber immer sehr nahe daran....