Letztes Jahr beschloss der US-Kongress mit großer Mehrheit die Einrichtung einer kostenlosen nationalen Telefonnummer, die Menschen mit Suizidgedanken seelsorgerisch zur Seite stehen soll. Der "National Suicide Hotline Designation Act" erhielt dabei Zustimmung sowohl aus der Demokratischen als auch aus der Republikanischen Fraktion. Eine Gruppe wollte die Einführung des Notfalltelefons aber laut "National Catholic Reporter" mit aller Macht verhindern: die nationale Bischofskonferenz der katholischen Kirche.
Die Bischofskonferenz habe im Hintergrund Lobbyarbeit gegen den Gesetzentwurf geleistet. Grund dafür sei ausschließlich gewesen, dass eine "Sonderfinazierung für LGBTQ-Unterstützung" vorgesehen sei. Die Bischöfe monierten, dass in dem Gesetzentwurf darauf hingewiesen wurde, dass Hilfe für queere Menschen wegen ihres erhöhten Suizidrisikos laut Gesetzentwurf besonders gefördert werden solle. In dem Dokument heißt es, dass junge LGBTQ eine mehr als vier Mal höhere Wahrscheinlichkeit als andere hätten, einen Suizidversuch zu unternehmen.
Tatsächlich zeigen Studien, dass Homo- und Transsexuelle weit häufiger versuchten, sich das Leben zu nehmen. Verantwortlich dafür sei demnach hauptsächlich Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft (queer.de berichtete).
Kirche bekämpft auch Gesetz gegen häusliche Gewalt und gegen Diskriminierung
Es ist nicht das erste Mal, dass die amerikanische Kirche wegen ihrer Ablehnung von Homo- und Transsexuellen versuchte, Gesetzentwürfe zu stoppen. Bereits bei der Neuauflage des "Violence Against Women Act" aus dem Jahr 2013 wurde von den Bischöfen kritisiert, dass auch homo- und transsexuelle Opfer von häuslicher Gewalt erwähnt werden sollten. Die Bischofskonferenz betonte, dass der ausdrückliche Schutz für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten "die Wichtigkeit von sexueller Unterschiedlichkeit" untergrabe. Das Gesetz wurde trotz des Widerstandes beschlossen.
Auch das gegenwärtig debattierte Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität verbieten soll, wird von der Bischofskonferenz abgelehnt. Erst im Februar hatte das Repräsentantenhaus einen entsprechenden "Equality Act" beschlossen (queer.de berichtete). Nun müssen noch Senat und Präsident Joe Biden zustimmen. Die katholische Kirche rief die Gläubigen zum Widerstand gegen das Gesetz auf, da das Gleichbehandlungsgebot gegen die "Religionsfreiheit" verstoße (queer.de berichtete). (dk)
Hilfsangebote bei SuizidgedankenEine generelle Notfall-Seelsorge für Menschen mit Suizidgedanken ist unter der kostenlosen Nummer 0800 111 0 111 zu erreichen (für Kinder und Jugendliche gibt es auch die kostenlose "Nummer gegen Kummer" unter 116 111).
Für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schwierigkeiten rund um ihr Coming-out haben, gibt es zahlreiche LGBTI-Jugendgruppen und -zentren, die ebenso Beratung bieten wie Kontaktmöglichkeiten zu Gleichgesinnten. Auch mehrere Webseiten, etwa
dbna (Du bist nicht allein) oder die des bundesweiten
Jugendnetzwerks Lambda, richten sich gezielt an junge Schwule und Lesben.