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Moralpanik

"Satanischer" Lil Nas X bringt Homo-Hasser*­innen zur Weißglut

Ein schwuler Rapper ist jetzt schuld dran, dass es mit der Moral abwärts geht – das glauben zumindest all jene, die schon immer Probleme mit sexuellen oder geschlechtlichen Minderheiten hatten.


Lil Nas X triggert mit Szenen wie im Video zu "Montero (Call Me By Your Name)" das homophobe Amerika

Eine neue Moralpanik ergreift die Vereinigten Staaten: Der 21-jährige Rapper Lil Nas X sorgt mit seinem vor wenigen Tagen veröffentlichten Video zum Song "Montero (Call Me By Your Name)" für hysterische Reaktionen unter jenen Medienpersönlichkeiten, die LGBTI-Rechte ebenso ablehnen wie Maßnahmen, um Rassismus in den USA zu bekämpfen.

Der Hintergrund: Der Sänger aus Atlanta zeigt in dem mit christlichen Symbolen spielenden Video eine sehr queere Version des Garten Edens; am Ende verführt er den Teufel mit einem Lapdance.

Zum Video fertigte das Künstlerkollektiv MSCHF außerdem in Zusammenarbeit mit Lil Nas X 666 Paare "Satanschuhe" an – dabei handelt es sich um ein inoffizielles Redesign des Air-Max-97-Sneaker von Nike, das durch ein Pentagramm-Design ergänzt wurde und einen Tropfen menschliches Blut enthalten soll.


Lil Nas X präsentiert stolz seine teuflischen Sneakers (Bild: MSCHF)

Empört über Lil Nas X zeigte sich etwa der evangelikale Starprediger Franklin Graham: "Die Moral in diesem Land geht so schnell nach unten", kommentierte der 68-Jährige auf Facebook. Dazu warnte er pathetisch: "Die Hölle ist ein echter Ort, genau wie die ewige Qual, die diejenigen erleiden müssen, die Jesus Christus als Herrn und Erlöser ablehnen." Dazu verlinkte er ausgerechnet einen Artikel über Lil Nas X aus dem rechtsradikalen Online-Magazin "Breitbart".



Graham macht seit Jahrzehnten aus seiner Abneigung gegenüber LGBTI kein Geheimnis. Homosexuelle, die ihre sexuelle Orientierung nicht als problematisch empfinden, sind seiner Meinung nach etwa pauschal "Feinde" von Christen. Letztes Jahr wollte Graham ausgerechnet zur CSD-Saion in der Kölner Lanxess-Arena seine Ideologie verbreiten (queer.de berichtete). Der Auftritt wurde wegen der Corona-Pandemie auf dieses Jahr verschoben.

Gouverneurin kämpft gegen Lil Nas X um "für die Seele unserer Nation"

Auch republikanische Politiker*innen zeigten sich empört. Kristi Noem, die erzkonservative Gouverneurin von North Dakota, kritisierte auf Twitter etwa, dass "unseren Kids" die Pentagramm-Schuhe als exklusives Produkt angeboten werden. "Aber wisst ihr, was noch exklusiver ist? Die gottgegebene ewige Seele", so die 49-Jährige. Sie bezeichnete den Kampf gegen die Schuhe des schwulen Rappers als "Kampf für die Seele unserer Nation": "Wir müssen hart kämpfen. Und wir müssen klug kämpfen. Wir müssen gewinnnen."



Die Äußerungen der Gouverneurin führten in sozialen Netzwerken zu hitzigen Debatten. Viele kritisierten die Prioritätensetzung Noems. Podcaster Brian Taylor Cohen merkte etwa an: "Cancel-Culture ist, wenn die Gouverneurin des Bundesstaates mit einer der höchsten Corona-Todesraten besorgter darüber ist, die Schlacht gegen ein Paar Nike-Schuhe zu gewinnen als die Schlacht um das das Leben ihrer Wähler."

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Lil Nas X persönlich antwortete Noem auf Twitter mit den Worten: "Du bist Gouverneurin und twitterst über irgendwelche verdammten Schuhe. Mach deinen Job!" Wenige Tage zuvor hatte der Rapper bereits erklärt: "Jede Woche gibt es eine Massenschießerei und unsere Regierung tut nichts, um das zu verhindern. Die Gesellschaft wird nicht kaputt gemacht, wenn ich an einer computeranimierten Stripperstange herunterrutsche."

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Nike verklagt MSCHF

Das Unternehmen Nike, immerhin der weltgrößte Sportartikelhersteller, war offenbar über die negative Presse mit den "Satanschuhen" nicht angetan. Die Firma verklagte laut US-Medienberichten das Künstlerkollektiv MSCHF auf Markenrechtsverletzung (allerdings nicht Rapper Lil Nas X). Aus Sicht des Unternehmens habe die Aktion dem eigenen Firmenwert "erheblichen Schaden" zugefügt. 2019 hatte Nike allerdings noch weniger Probleme mit einem Kunstprojekt von MSCHF. Als das Kollektiv damals einen Nike-Sneaker als "Jesusschuh" mit einem Tropfen Wasser aus dem Jordan herausbrachte, wurden die Gerichte nicht angerufen.

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Akivistin begrüßt Sichtbarkeit für queere Schwarze Community

Queere Fans von Lil Nas X verteidigen jedoch sein neuestes Projekt als positives Zeichen für queere Sichtbarkeit unter Afroamerikanern: "Schwarze queere Kids und besonders Schwarze queere Jungs und junge Männer können sagen: 'Es gibt einen, der wie ich aussieht'", so Alicia T. Crosby, eine schwarze queere Pfarrerin aus North Carolina, gegenüber der Tageszeitung "USA Today". Manche Personen würden außerdem bewusst übersehen, dass Lil Nas X den Teufel in dem verhassten Musikvideo besiegt. Crosby glaubt den Grund zu kennen: "Sie sind beschäftigt damit, dass er ein junger queerer Mann ist."

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#1 Alexander_FAnonym
  • 31.03.2021, 17:01h
  • Da predigen die Christen seit Jahrhunderten, unsereiner würde in der Hölle landen, und dann beschweren sie sich, wenn ein Musiker dieses Szenario einmal in Bilder fasst.

    Geliefert wie bestellt.
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#2 zundermxeAnonym
  • 31.03.2021, 18:20h
  • Von den rechten Hetzer*innen aus Politik und Religion war das nicht anders zu erwarten.
    Warum muss ich grad an die Reaktionen auf Karikaturen anderer Religionen denken?!
    Irgendwie sind die alle gleich, egal wer da grad angebetet wird.

    Das Nike da auch mitmischt, bedeutet für mich nix mehr von denen zu kaufen.
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#3 dellbronx51069Anonym
  • 31.03.2021, 22:47h
  • Religion ist das Asyl der Dummen (Spinoza)
    Mehr gibt es nicht dazu zu sagen.
    Es ist immer die gleiche aufgewärmte Pampe!
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