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Roman
Eine schwule Jugendliebe in den Vierzigerjahren im Sudetenland
"Sehnsucht nach der verlorenen Liebe" von Werner Vermeulen ist ein großartiger Roman über scheinbar unüberwindbare Lieben und Sehnsüchte.
- 6. April 2021, 10:24h - 2 Min.

Autor Werner Vermeulen
"Sehnsucht nach der verlorenen Liebe" von Werner Vermeulen ist ein großartiger Roman über scheinbar unüberwindbare Lieben und Sehnsüchte. Er offenbart, dass manchmal Toleranz und Befreiung erforderlich sind, um Neuorientierungen zu ermöglichen.
Der Leser nimmt an dramatischen Erfahrungen teil; und die bestehen vor allem im Entzug von Gewissheiten.
Zunächst geht es darum, lebend aus den Wirren der sudetendeutschen Geschichte herauszukommen; dann im Westen Fuß zu fassen; und schließlich um den kompletten Umbau seiner selbst; ganz buchstäblich. Die erfolgreiche Künstlerexistenz hilft dabei ungemein.
Mehrere Lieben sind möglich

"Sehnsucht nach der verlorenen Liebe" ist im Booy-Verlag erschienen
Die 14-jährigen Wolf und Andreas entdecken einander und sind wahnsinnig ineinander verliebt. Diese Liebe überdauert die Flucht 1945 aus dem Sudetenland, bei der sie getrennt werden. Beide halten unabhängig voneinander jahrzehntelang an ihrer Liebe fest und sind sich treu. Sie sind sich sicher, sich wiederzusehen und an ihrer verlorenen Heimatliebe bruchlos anknüpfen zu können. Wolf wird ein international bekannter Künstler, und Andreas wird eine Berühmtheit auf der Bühne. Tatsächlich ist es eines Tages so weit. Für beide ist es schockierend. Sie schaffen es, sich von ihren Idealvorstellungen zu lösen und frei zu sein für neue Beziehungen.
Mehrere Lieben sind möglich: "Sehnsucht nach der verlorenen Liebe" – die vermeintlich von keiner ersetzt werden kann, verstellt den Blick und verbiegt Gefühle. Die wertungsfreie Erzählweise über homosexuelle Beziehungen und über den Verlust von Heimat ermöglichen auch Heteros einen entspannten Blick und Toleranz im Sinne von Goethe: "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen."
Der Autor Werner Vermeulen, nach der Flucht seiner Familie aus dem Sudetenland in Den Haag geboren, war jahrelang für die berufliche Zukunft von Arbeitslosen zuständig. Aufgrund seiner Kulturinteressiertheit, seines eigenen homosexuellen Lebens und der Geschichte seiner Herkunft entstanden bislang drei Romane über Männerfreundschaften. Sein aktuellstes Werk wurde ins Deutsche übersetzt: "Sehnsucht nach der verlorenen Liebe". Fürstenhäusern und dem Sudetenland gilt seine Leidenschaft. Es entstanden Vorträge über Rasputin und über "Ludwig II, a disappointed King". (cw/pm)
Olivia Jones (mit Lena Obschinsky): Ungeschminkt: Mein schrilles Doppelleben. Roman. 480 Seiten, 13 Abbildungen, Format: 14,8 x 21,1 cm. Booy-Verlag 2021. Softcover: 22,80 € (ISBN: 978-3-9817809-5-6).

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