Zsolt Petry muss nach homophoben Äußerungen das Trikot des Hauptstadtvereins ausziehen (Bild: Youtube / Hertha BSC Berlin)
Fußball-Bundesligist Hertha BSC Berlin hat Torwarttrainer Zsolt Petry nach dessen homophoben und migrationsfeindlichen Aussagen mit sofortiger Wirkung freigestellt. Wie der traditionsreiche Verein am Dienstag mitteilte, habe sich die Hertha-Geschäftsführung dazu entschlossen, nachdem Petry der regierungsnahen ungarischen Tageszeitung "Magyar Nemzet" ein Interview gegeben hatte, das den Verantwortlichen zuvor nicht bekannt gewesen sei.
In dem am Montag veröffentlichten Gespräch tätigte Petry fragwürdige Aussagen zum Thema Zuwanderung (queer.de berichtete). Außerdem kritisierte der 54-Jährige den Einsatz des ungarischen Torhüters Péter Gulácsi von RB Leipzig für die Gleichberechtigung queerer Menschen.
Petry: Bin weder "homophob noch fremdenfeindlich"
Die Äußerungen würden "insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC entsprechen", sagte Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hertha. Petry verteidigte sich in einem Statement noch mit den Worten: "Ich möchte betonen, dass ich weder homophob noch fremdenfeindlich bin. Meine Aussage zur Einwanderungspolitik bedaure ich sehr und möchte all die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen und die ich damit beleidigt habe, um Entschuldigung bitten." Ein Bedauern oder eine Entschuldigung für die queerfeindlichen Äußerungen war in der Mitteilung nicht enthalten.
Zuvor hatte Petry der ungarischen Zeitung gesagt, dass er nicht verstehe, was seinen Landsmann Gulacsi dazu bewogen habe, [… Anm. d. Red.: Zitat aufgrund einer einstweiligen Verfügung gegen die dpa nachträglich entfernt]. Der 54-Jährige, der mit Unterbrechungen seit 2015 bei dem Hauptstadtverein arbeitet, gab sich in dem Interview als "voller" Unterstützer einer konservativen Linie, auch beim Thema Migration. "Ich verstehe gar nicht, wie Europa moralisch so tief sinken konnte, wie jetzt. (…) Europa ist ein christlicher Kontinent, ich sehe den moralischen Niedergang nicht gerne, der den Kontinent niederfegt", sagte Petry: "Die Liberalen blasen die Gegenmeinungen auf: Wenn du die Migration nicht gut findest, denn schrecklich viele Kriminelle haben Europa überlaufen – dann werfen sie dir sofort vor, dass du ein Rassist bist."
Ungarns autokratische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán gilt neben der rechtspopulistischen polnischen Regierung als LGBTI-feindlichste in der EU. Das Budapester Parlament hatte erst im Dezember eine Reform der Verfassung beschlossen, die neben der bereits bestehenden Definition der Ehe als Verbindung aus Mann und Frau künftig auch die Familie grundsätzlich als heterosexuell definiert. Gleichzeitig verabschiedeten die Abgeordneten ein Gesetz, das die Adoption von Kindern nur noch verheirateten Paaren ermöglichen würde (queer.de berichtete). Wenige Monate zuvor hatte das Parlament entschieden, dass trans Personen künftig nicht mehr in ihrem Geschlecht anerkannt werden, sondern dass rechtlich das "Geschlecht zur Geburt" gelte (queer.de berichtete). (dpa/dk)