Der offen schwule irische Handelsminister und Vizepremierminister Leo Varadkar und sein Partner Matt Barrett haben in den letzten Wochen Todesdrohungen erhalten. Laut irischen Medien sollen viele der Drohbriefe homosexuellenfeindliche Beschimpfungen beinhalten. Die "Special Detective Unit", eine Sicherheitsabteilung der irischen Bundespolizei, nehme die Lage sehr ernst und habe die Schutzvorkehrungen für den konservativen Politiker massiv erhöht, heißt es weiter.
Zudem machten am Wochenende Berichte die Runde, dass Varadkar und Barrett wegen der Drohungen ihre Wohnung in Dublin verlassen mussten und an einem unbekannten Ort lebten. Die Zeitung "Irish Sun" berichtete jedoch unter Berufung auf Informanten aus dem Dunstkreis Varadkars, dass diese Meldung falsch sei.
Drei Gruppen hassen Varadkar
Varadkar, ein gelernter Arzt, gilt Corona-Leugner*innen ebenso als ein Feindbild wie Homo-Hasser*innen. Außerdem haben protestantische Politiker*innen im zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland Varadkar in den letzten Monaten zum Feindbild erklärt – Grund war der Brexit-Streit. Paramilitärische Einheiten der Unionist*innen, die eine Wiedervereinigung der Grünen Insel mit aller Macht verhindern wollen, hätten dem Politiker und seinem Partner zudem mit dem Tod gedroht. Erst vor einem Monat nahm die nordirische Polizei Ermittlungen auf, nachdem Unbekannte die Privatadresse des Politikers an eine Wand im protestantischen Teil von Belfast sprühten.
Der erst 42 Jahre alte Varadkar ist inzwischen ein alter Hase bei der liberalkonservativen Fine-Gael-Partei, eine von zwei großen Volksparteien in der Republik Irland. Seit 2007 ist er Mitglied des nationalen Parlaments, 2011 ernannte ihn der damalige Premierminister Enda Kenny zum Verkehrsminister, 2014 wechselte er ins Gesundheitsministerium. In dieser Position outete er sich 2015 in einem Radiointerview als schwul – er war das erste offen homosexuelle Kabinettsmitglied einer irischen Regierung (queer.de berichtete). 2017 stieg er schließlich nach einer Regierungskrise zum Regierungschef auf (queer.de berichtete).
Bei den Parlamentswahlen im Februar 2020 verlor Fine Gael massiv an Stimmen und rutschte hinter den liberalen Hauptkonkurrenten Fianna Fáil und die erstarkte Linkspartei Sinn Fein auf den dritten Platz ab. Am Ende rettete sich seine Partei in eine Koalition mit Fianna Fáil, dessen Vorsitzender Micheál Martin in Juni 2020 zum Premierminister gewählt wurde, während Varadkar sein Stellvertreter wurde. Beide Parteien einigten sich darauf, dass Varadkar im Dezember 2022 – also in der Mitte der Legislaturperiode – mit Martin das Amt tauschen werde und damit wieder an die Spitze der Dubliner Regierung aufsteigt. (dk)
Wie rückständig und feige, liebes Irland. Bei uns in Deutschland kann man als landesweit bekannter Veganer über Lautsprecher auf offener Bühne völlig frei zum Mord am Schwulen (Volker Beck) aufrufen, ohne erkennbare Sanktionen erwarten zu müssen.