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Linkspartei-Krise um "Identitätspolitik"

"Immer skurrilere Minderheiten": Wagenknecht verteidigt sich

Sahra Wagenknecht beschuldigt ihre innerparteilichen Gegner*innen, Fakenews zu verbreiten. Vorwürfe gegen sie seien aus dem Zusammenhang gerissen oder verfälscht. Unterdessen outet sich Boris Palmer als Fan der Linkspolitikerin.


Sahra Wagenknecht will sich am Samstag zur NRW-Spitzenkandidatin ihrer Partei wählen lassen (Bild: DIE LINKE Nordrhein-Westfalen)

Die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht hat sich im Vorfeld der Aufstellung der NRW-Landesliste für die Bundestagswahl gegen Kritik verteidigt, ihr nächste Woche erscheinendes Buch "Die Selbstgerechten" sei diskriminierend. Sie wolle lediglich das Hauptaugenmerk ihrer Partei wieder auf die Thematik der sozialen Sicherheit legen, schrieb sie am Donnerstag bei Facebook.

In vorab veröffentlichten Auszügen aus dem Buch beklagt die ehemalige Oppositionsführerin im Bundestag unter anderem, dass die politische Aufmerksamkeit auf "immer skurrilere Minderheiten" gelenkt werde, "die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein." Als Beispiel für solche "Marotten" nennt sie sexuelle Orientierung, Hautfarbe und Ethnie (queer.de berichtete).

Posted by Frank Laubenburg on Thursday, April 8, 2021
Facebook / Frank | Der Chef von Die Linke.queer, ein erbitterter Wagenknecht-Gegner, bezeichnet sich jetzt in sozialen Medien als "skurrile Minderheit"
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Das Buch enthält etliche weitere Stellen, die kritisiert werden: So lässt die Politikerin kein gutes Haar an ihrer eigenen Partei, lobt aber die "couragierte Sozialpolitik" der queerfeindlichen polnischen Regierungspartei PiS. Außerdem macht sich Wagenknecht über Teilnehmer*innen von CSD-, "Fridays for Future"- oder "Black Lives Matter"-Demos lustig: Es sei "nicht erstaunlich, dass Lifestyle-Linke fast immer unter sich bleiben, wenn sie auf die Straße gehen. Und zwar ganz gleich, ob sie für das Klima, für LGBTQ+ oder gegen Rassismus demonstrieren". Bei Demos der Corona-Leugner*innen, bei denen schon mal Regenbogenfahnen zerrissen werden, sieht Wagenknecht hingegen eine große Zahl "unzufriedener Normalbürger".

/ NiemaMovassat | Auch der Linken-Politiker Niema Movassat, der ebenfalls aus dem NRW-Landesverband stammt, kritisiert Wagenknecht und ihre Fans

"Aus dem Zusammenhang gerissen"

Wagenknecht weist in ihrem Facebook-Eintrag zurück, dass sie "den Schutz von Minderheiten gegenüber Diskriminierung nicht für ein linkes Anliegen halte". Die Vorwürfe seien "mit aus dem Zusammenhang gerissenen, teils direkt verfälschten Zitaten begründet". In ihrem langen Text geht sich nicht auf konkrete Kritik an ihren Äußerungen ein.

Ihr Buch, so Wagenknecht weiter, enthalte "Vorschläge für ein linkes Programm, mit dem wir wieder mehr Menschen erreichen könnten". Zentral sei dabei die Kritik an der sogenannten Identitätspolitik, "die objektiv die Spaltung sozialer Gruppen bewirkt, welche auf gemeinsame Kämpfe und Solidarität dringend angewiesen sind". Das Schlagwort "Identitätspolitik" wird in letzten Monaten oft verwendet, um Bürgerrechtspolitik für unwichtig zu erklären.

Um ihre Position deutlich zu machen, zitiert Wagenknecht auf Facebook aus "Die Selbstgerechten": Demnach seien Linke "immer auch Teil der Kämpfe gegen rechtliche Diskriminierungen, etwa der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der fünfziger und sechziger Jahre" gewesen. "Aber als Linke legten sie Wert auf die Erkenntnis, dass rechtliche Gleichstellung noch lange keine gleichen Lebenschancen garantiert", so Wagenknecht weiter.

Wagenknecht will sich am Samstag erneut zur nordrhein-westfälischen Spitzenkandidatin der Linken bei der Bundestagswahl wählen lassen. Mit Blick auf den anstehenden Parteitag erklärte sie: "Ich hoffe sehr, dass die Delegiertenversammlung am Samstag trotz allem in einer konstruktiven Weise verläuft und wir danach eine Liste haben, mit der wir gemeinsam für ein gutes Wahlergebnis kämpfen werden."

Am Samstag findet die Delegiertenversammlung zur Aufstellung der Landesliste der LINKEN.NRW zur Bundestagswahl statt,...

Posted by Sahra Wagenknecht on Thursday, April 8, 2021
Facebook / Sahra Wagenknecht
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Unterstützung erhält Wagenknecht von ungewohnter Seite. So schrieb der umstrittene Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) am Freitagmorgen auf Facebook: "@Wagenknecht hat wieder Recht." Dazu verlinkte der 48-Jährige den entsprechenden queer.de-Artikel vom Vortag und fügte schnippisch hinzu: "Und wenn queer.de auf dem Baum ist, kann man sicher sein, dass man genau den richtigen Punkt getroffen hat."

@Wagenknecht hat wieder Recht Und wenn queer.de auf dem Baum ist, kann man sicher sein, dass man genau den richtigen Punkt getroffen hat.

Posted by Boris Palmer on Thursday, April 8, 2021
Facebook / Boris
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Auch Kommentator*innen, die sonst der Linken wenig zugeneigt sind, zeigen sich über den innerparteilichen Streit der Oppositionspartei erfreut und loben Wagenknecht. "Welt"-Chefredakteur frohlockte etwa in einem Kommentar: "Sahra Wagenknecht entlarvt die Identitätspolitik als das, was sie ist: das Distinktionsbedürfnis kleinbürgerlicher Intellektuellendarsteller."

/ ulfposh
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#1 Taemin
  • 09.04.2021, 11:09h
  • Palmer, Wagenknecht und Thierse - das homophobe Dreigestirn
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#2 KaiJAnonym
  • 09.04.2021, 11:31h
  • Wenn nicht nur queer.de, sondern gemeint wir "auf dem Baum sind, kann man sicher sein, dass man genau den richtigen Punkt getroffen hat". Welch' Ehr' für unsere Kritik. Denn weil sie wissen, was sie tun, der Palmer, die Wagenknecht, der Chefredakteur der Welt und Co,, geben sie damit zu, dass wir sie mit unserer Kritik in der Wahrheit getroffen haben. Führen wir sie gern', weiter zu den Offenbarungen, die sie auf's Abgleis stellen werden.
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#3 GirlygirlEhemaliges Profil
  • 09.04.2021, 11:32h
  • Hier ist der Beweis, dass Frau Wagenknecht ein Tankie ist, Menschen, die die Ästhetik des Sowjet "Sozialismus" feiern, die glauben, dass Minderheitenrechte (MENSCHENRECHTE) albern sind und merkwürdig viel Sympathien für Rechte hegen. Dieser Frau geht es auch nicht um Arbeiter*innen, sonst wüsste sie nämlich, dass viele Fridays for Future Teilnehmer*innen gegen Kapitalismus sind, aber anders als Sahra nicht von Daddy Staat träumen. Der Klima Wandel wird vom Kapitalismus stärker befördert und Arbeiter*innen in anderen Ländern haben darunter zu leiden, aber das geht ihr natürlich am A*** vorbei. FFF ist mehr als nur eine Klimaschutzbewegung, sie sind auch gegen die Ausbeutung von Menschen weltweit und dafür dass die Politik dagegen ankämpft, wie z.B. mit einem harten Lieferkettengesetz. Aber das interessiert sie nicht, für sie ist Sozialismus ein autoritärer Staat, der die Menschen ausbeutet im Namen des Kommunismus. Rosinenpickerei bei Marx und Lenin betreiben ist das einzige was sie können.
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