Papst Franziskus will Homosexuelle angeblich nicht diskriminieren, äußert sich aber derzeit öffentlich nicht zum Segnungsverbot (Bild: ashwinv11 / unsplash)
Angeblich ist Papst Franziskus über das Mitte März vom Vatikan erneuerte Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare unglücklich. Das behauptet zumindest der offen schwule chilenische Katholik Juan Carlos Cruz, der erst vor drei Wochen von Franziskus als Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ernannt worden ist. Cruz ist selbst ein Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Priester und setzt sich seit Jahren für Aufklärung in dieser Frage ein.
Gegenüber der chilenischen Zeitung "La Tercera" sagte Cruz zu der Segnungsfrage: "Ich habe mit dem Papst geredet und er ist sehr verletzt von dem, was passiert ist." Der Pontifex, so glaubt Cruz, wolle jetzt die Situation "in irgendeiner Weise reparieren".
Den Aussagen des chilenischen Aktivisten zufolge seien "einige sehr mächtige Präfekten" der römischen Kurie für Inhalt und Stil des Verbots verantwortlich. Viele von ihnen seien strenge "strenge Fanatiker, die glauben, dass der Papst zu liberal ist". Ferner erklärte Cruz: "Ich will keine Entschuldigungen für Papst Franziskus machen und sagen, er sei dafür nicht mitverantwortlich, aber man muss beim Vatikan den Fanatismus einiger berücksichtigen."
Hintergrund der Debatte ist ein von der Glaubenskongregation mit Zustimmung des Papstes veröffentlichtes Dokument. Demnach sei es "objektiv" nicht Gottes Wille, wenn homosexuelle Paare gesegnet würden. Das hatte zu lautstarkem Protest von katholischen Funktionär*innen und Gläubigen insbesondere in deutschsprachigen Ländern geführt (queer.de berichtete).
Manche Kardinäle verschärfen Ton gegen Homosexuelle
In manchen anderen Ländern verschärften katholische Würdenträger hingegen den Ton gegen Schwule und Lesben: So rief vor gut einer Woche Kardinal Philippe Ouédraogo aus Burkina Faso zur "Rebellion" gegen die kirchliche oder staatliche Anerkennung von gleichgeschlechtlicher Liebe auf: "Afrikanische christliche Familien sollten gegen Imperialismus von einigen Lobbygruppen rebellieren, die für gleichgeschlechtliche Ehen werben", so Ouédraogo wörtlich.
Auch aus Deutschland kommen vereinzelt Forderungen von hochrangigen Würdenträgern, homosexuellen Paaren keine Heimat in der Kirche zu geben. Kardinal Walter Brandmüller warnte etwa unlängst in "Il Messaggero", dass die Akzeptanz von Homosexualität zu einer Kirchenspaltung führen könne. Er kritisierte: "Es ist ein Abgleiten in protestantische Positionen." Befürworter der Segnung gleichgeschlechtlicher Paaren strebten eine Vereinigung mit der liberaleren evangelischen Kirche an, mutmaßte Brandmüller. Auch der Chef des mächtigsten Erzbistums Deutschlands, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, unterstützt einen harten Kurs gegenüber Schwulen und Lesben (queer.de berichtete). (dk)