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Realityshow
Homophobie für die Quote: Unterirdische Attacken bei "Promis unter Palmen"
In der Auftaktfolge nannte Bordellbesitzer Marcus Eberhardt alias Prinz Marcus Katy Bähms Homosexualität "eklig" und "scheiße" – Sat.1 sendete die aufgezeichneten Entgleisungen und distanzierte sich.

Marcus Prinz von Anhalt und die anderen elf Kandidat*innen wurden für die Aufzeichnung der Show nach Phuket geflogen (Bild: Sat.1)
- 13. April 2021, 07:54h 3 Min.
Die am Montag gezeigte erste Folge der zweiten Staffel der Sat.1-Show "Promis unter Palmen" begann mit homophoben Entgleisungen. Der Bordellbesitzer Marcus Eberhardt alias Marcus Prinz von Anhalt beleidigte minutenlang die Dragqueen Katy Bähm, die ebenfalls zu den zwölf Kandidat*innen gehört, und nannte ihre Homosexualität u.a. "scheiße". Völlig betrunken meinte der 54-Jährige: "Du bist doch 'ne Schwuchtel. Es ist eklig, wenn zwei Männer sich küssen. Fakt, das ist so, basta."
Nach einem Shitstorm in sozialen Netzwerken reagierte Sat.1 am Abend auf Twitter und schrieb in einem Post: "Wir möchten klarstellen, dass wir die homophoben Aussagen von Prinz Marcus von Anhalt nicht teilen. Für uns gilt: Alle Menschen sind gleich."
Twitter / sat1Wir möchten klarstellen, dass wir die homophoben Aussagen von Prinz Marcus von Anhalt nicht teilen. Für uns gilt: Alle Menschen sind gleich. #PromisunterPalmen
SAT.1 (@sat1) April 12, 2021
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Auf die Frage vieler Zuschauer*innen, warum die aufgezeichneten Entgleisungen überhaupt gesendet wurden, meinte der Sender in einem weiteren Post: "Wir verstehen eure Entrüstung. Wir haben das lange diskutiert, aber es ist auch ein wichtiges Thema, das nicht verschwiegen werden darf – wie Katy selbst sagt."
Katy Bähm reagierte gelassen
In der Show hatte die Dragqueen gelassen auf die homophoben Beleidigungen reagiert. "Wir brauchen diese Aufklärung auf dieser Welt", meinte die 28-Jährige. "Deswegen ist es auch real, was hier passiert ist. Das ist das, was die Community Tag für Tag erlebt. Wenn es dafür sorgt, dass draußen ein klein bisschen eine bessere Welt herrscht, bin ich happy." Bähm hatte zuvor direkte Unterstützung von den beiden Mitkandidat*innen Willi Herren und Kate Merlan bekommen.

Katy Bähm wurde als Teilnehmerin von "Queen of Drags" und der letztjährigen Staffel von "Promi Big Brother" auch außerhalb der Dragszene bekannt (Bild: Sat.1)
In einem Kommentar auf n-tv.de warf Verena Maria Dittrich Sat.1 "Hohn und Heuchelei" vor. "Dieses Format ist nicht live, dieses Format wurde vor Monaten abgedreht", schrieb die Fernsehkritikerin. "Man hätte sich entscheiden können, einzuschreiten. Man hätte sagen können: So nicht! Wir dulden keine homophoben, menschenverachtenden Äußerungen. Man hätte auch entscheiden können, diese verletzenden Szenen nicht zu senden und den Typen achtkantig aus dem Format zu pfeffern. Das wäre ein deutliches Zeichen gewesen! Man hat aber nichts dergleichen getan. Was wir – die Zuschauer – hier sehen und hören, ist nichts anderes als Homophobie für die Quote."
Prinz Marcus: "Ich bin, wie ich bin"
In der Sendung selbst versuchte sich der mittlerweile nüchterne Prinz am nächsten Morgen an einer Entschuldigung. "Sorry für mein Benehmen gestern", meinte er zu Katy Bähm. "Aber ich bin, wie ich bin, ich kann mich nicht ändern. Das ist mein Charakter, und wenn ich betrunken bin, multipliziert sich das mit der Unendlichkeit. Und wenn man dann meint, man muss mir eine Meinung eintrichtern, die ich nicht habe, dann werde ich aggressiv."
Die Dragqueen ging auf die dumme Argumentation nicht näher ein. "Ich kann deine Einstellung nicht ändern", meinte sie. "Aber ich werde nicht akzeptieren, dass du sagst, wir sind keine normalen Menschen, weil du bist nicht jemand, der entscheiden kann, was normal ist und was nicht."
Am Ende der ersten Folge von "Promis unter Palmen" musste Prinz Marcus übrigens die Show verlassen – die ausschlaggebende Stimme kam von Katy Bähm. (cw)

Links zum Thema:
» Homepage von "Promis unter Palmen"
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Ich denke, die Realität verändern wir nicht, wenn wir Arschlöcher ausblenden. In der Regel haben die Vernünftigen die besseren Argumente. Ich steige jederzeit ohne Angst gegen Homophobe oder sonstige Arschlöcher in den Ring, gerne auch öffentlich. Die können nur verlieren.