Der ehemalige Unions-Fraktionschef Friedrich Merz hat sich über gendergerechte Sprache lustig gemacht – und dafür im Netz reichlich Kritik bekommen. Auf seinem Twitter-Profil veröffentlichte sein Team am Samstag spöttische Aussagen des CDU-Politikers über Gendersternchen und Co.: "Grüne und Grüninnen? Frauofrau statt Mannomann? Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland? Hähnch*Innen-Filet? Spielplätze für Kinder und Kinderinnen? Wer gibt diesen #Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?"
Grünen-Politikerin: "Es schMERZt"
Hämische Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. In unzähligen Kommentaren unter dem Tweet wurde Merz aufs Schärfste kritisiert. Die Autorin Sophie Passmann etwa schrieb: "Der Witz war 2008 ganz lustig und damit sind Sie sich selbst im Vergleich zu Ihrem restlichen Weltbild weit voraus." Die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen (Grüne) erklärte: "Es schMERZt".
Zuvor hatte Merz sich auf dem Nominierungsparteitag im Hochsauerlandkreis ähnlich geäußert. Laut vorab verbreiteten Redemanuskript sagte er außerdem: "Wir werden niemandem erlauben, Meinungsfreiheit an Schulen und Universitäten einzuschränken, und wir sagen auch klar, dass wir in dieser Zeit andere Herausforderungen sehen, als uns damit zu beschäftigen, die Mohrenstraße umzutaufen oder Universitätsarbeiten schlechter zu bewerten, weil die oder der 'Zuprüfende' die 'Gender***' nicht richtig gesetzt hat." Der CDU-Kreisverband wählte den 65-jährigen Merz in einer Kampfabstimmung zum Direktkandidaten. Den Wahlkreis hatte die CDU bislang stets haushoch gewonnen.
Homophobe Aussagen von Merz im vergangenen Jahr
Im vergangenen September hatte Merz in einem Interview einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und sexuellem Missbrauch von Kindern hergestellt. Darauf angesprochen, ob ein Schwuler Kanzler werden kann, sagte Merz damals gegenüber "Bild Live": "Die Frage der sexuellen Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht -, ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion" (queer.de berichtete). Nach Kritik an diesem Vergleich auch aus seiner eigenen Partei stilisierte sich Merz zum Opfer einer Verschwörung und behauptete, dass er von zwielichtigen "Akteuren" bewusst falsch interpretiert worden sei (queer.de berichtete). (cw/dpa)