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Britischer Ex-Professor
Wegen Transphobie: Richard Dawkins verliert Titel "Humanist des Jahres"
Der Atheismus-Aktivist und Evolutionsbiologe machte zuletzt mit als transphob und rassistisch kritisierten Äußerungen von sich reden.

Richard Dawkins steht schon seit Jahren wegen transfeindlicher Äußerungen in der Kritik (Bild: David Shankbone / flickr)
- 20. April 2021, 11:24h 3 Min.
Die American Humanist Association (AHA) hat am Montag dem früheren Oxford-Professor Richard Dawkins den 1996 verliehenen Preis "Humanist des Jahres" wieder entzogen – nur wenige Tage nach einer transphoben Äußerung des 80-Jährigen auf Twitter. Der britische Evolutionsbiologe gilt als einer der bekanntesten Vertreter des "Neuen Atheismus".
Wörtlich erklärte die AHA, die sich einer säkularen und humanistischen Geisteshaltung verschrieben hat: "Leider hat Richard Dawkins in den letzten Jahren mehrfach Aussagen getätigt, in denen er unter dem Vorwand einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung marginalisierte Gruppen erniedrigt hat. Dieses Vorgehen widerspricht humanistischen Werten", so die Organisation in einer Stellungnahme. "In seinen letzten Äußerungen deutet er an, dass die Identitäten von trans Menschen betrügerisch sind. Außerdem attackierte er die Schwarze Identität als eine, die nur angenommen wird, wenn es gerade passt. Seine anschließenden Versuche einer Klarstellung reichen nicht aus und zeigen weder Sensibilität noch Aufrichtigkeit."
Anlass für die Aberkennung des Preises war Dawkins Tweet vom 10. April, in dem er trans Menschen mit Rachel Dolezal verglich. Der Hintergrund: Dolezal war bis 2015 Chefin der afroamerikanischen Bürgerrechtsorganisation NAACP in der amerikanischen 200.000-Einwohner-Stadt Spokane und hatte stets behauptet, eine Schwarze zu sein. Sie musste schließlich ihren Hut nehmen, als ihre Eltern der Presse Kinderfotos der Aktivistin gaben, auf denen sie mit sehr heller Hautfarbe und blonden Haaren zu sehen war.
Vergleich mit Rachel Dolezal
Wörtlich hatte Dawkins geschrieben: "2015 wurde Rachel Dolezal, eine weiße Regionalvorsitzende der NAACP, verunglimpft, weil sie sich als Schwarz bezeichnete. Manche Männer entscheiden sich, sich als Frauen zu bezeichnen, und manche Frauen entscheiden sich, sich als Männer zu bezeichnen. Man wird verunglimpft, wenn man leugnet, dass sie buchstäblich das sind, als das sie sich bezeichnen." Zwei Tage später ergänzte Dawkins nach Kritik, dass er trans Menschen nicht verunglimpfen möchte. Sein Diskussionsansatz sei vielmehr falsch ausgelegt worden.

Dawkins hatte bereits in der Vergangenheit mit Äußerungen über trans Menschen für Kritik unter LGBTI-Aktivist*innen gesorgt. 2015 twitterte er etwa: "Ist eine trans Frau eine Frau? Das ist pure Semantik. Wenn man es mit Chromosomen definiert, nein. Wenn man es mit Selbstbeschreibung definiert, ja. Ich nenne sie 'sie' aus Höflichkeit."

Bereits 2006 war Richard Dawkins bei "South Park" in der Doppelfolge "Gott ist tot" als nicht gerade transfreundlich dargestellt worden: Damals begann er eine Affäre mit Mrs. Garrison, die sich einer Geschlechtsanpassung unterzogen hatte (dieser Handlungsstrang war bei LGBTI-Aktivist*innen umstritten). Dawkins erfährt in der Folge am Telefon von der angeblichen Transsexualität seiner Liebhaberin, während er mit Mrs. Garrison Sex hat. Als Reaktion verlässt er sie sofort und ruft: "Wie kann ich nur so dumm sein?"

Mrs. Garrison und Richard Dawkins (re.) vergnügen sich in der Zeichentrickserie "South Park" (Bild: Comedy Central)
Dawkins ist vor allem wegen seiner populärwissenschaftlichen Bücher bekannt, in denen er seine atheistische Lebenswelt beschreibt. Die Werke tragen Titel wie "Atheismus für Anfänger: Warum wir Gott für ein sinnerfülltes Leben nicht brauchen" oder "Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat".
Auszeichnung "Humanist des Jahres" seit 1953 vergeben
Die AHA vergibt den Preis "Humanist des Jahres" bereits seit 1953 an bekannte Persönlichkeiten, die sich besonders für die Ziele der humanistischen Bewegung engagierten. Weitere Preisträger sind unter anderem der deutsche Psychoanalytiker Erich Fromm, Biochemie-Professor und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov oder Barney Frank, der erste offen schwule US-Abgeordnete. Auch Margaret Atwood ("The Handmaid's Tale") und Salman Rushdie ("Satanische Verse") konnten die Auszeichnung gewinnen.
Dawkins ist erst die zweite Person, der der Preis aberkannt worden ist. 2018 verlor auch Lawrence Krauss, ein bekannter amerikanisch-kanadischer Physiker und Autor ("The Physics of Star Trek"), den Titel. Ihm hatten zuvor mehrere Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. (dk)














