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Katholischer Nachwuchs

Zufalls-Selfie mit Prince Charming: Kirche schmeißt einen Seminaristen raus

Schon ein Selfie mit einem schwulen Mann reicht offenbar inzwischen aus, um in der Priesterausbildung gefeuert zu werden.


Achtung, katholische Seminaristen: Wenn ihr diesen Prince Charming seht, nehmt Reißaus – oder sucht euch einen neuen Job (Bild: TVNOW)
  • 20. April 2021, 13:50h 19 3 Min.

Die Zufallsbegegnung auf dem Münchner Odeonsplatz führte dazu, dass Henry Frömmichen aus dem schwäbischen Allmendingen seinen Traumberuf nicht ausüben darf: Frömmichen traf letzten Herbst Alexander Schäfer, der zu dieser Zeit gerade im RTL-Streamingportal TVNOW als zweiter Prince Charming in der gleichnamigen TVNOW-Datingshow zu sehen war (queer.de berichtete). Der 21-Jährige bat den offen schwulen Promi um ein gemeinsames Selfie und veröffentlichte dies auf seiner Instagram-Seite. Das Problem: Frömmichens Ausbildungsstätte war die katholische Kirche, die Homosexuelle grundsätzlich ablehnt. Frömmichen wollte als gläubiger Christ trotzdem Priester werden und hatte seine Ausbildung nur drei Monate vor dem Selfie begonnen.

"Ich kannte ihn über Instagram – nicht über die Fernsehsendung, ich hab keine einzige Folge von 'Prince Charming' gesehen. Was auch ganz lustig ist, um mich herum haben es dann alle gesehen, auch die im Priesterseminar, nur ich nicht", so berichtet Frömmichen im Deutschlandfunk über die Begegnung. Er habe mit Schäfer unter anderem darüber gesprochen, wie er als Prominenter das Thema Schwulsein und katholische Kirche sieht.

Eine Woche später sei er in das Büro von Wolfgang Lehner, dem Leiter des Münchner Priesterserminars zitiert worden. Gegenüber der "Südwest-Presse" sagte Frömmichen, dass ihm Lehner vorgeworfen habe, sich mit Homosexuellen zu solidarisieren und Homosexualität zu propagieren. Dies entspreche nicht der Lehre der katholischen Kirche – deshalb müsse er gehen.

Lehner gegen Seminaristen mit Regenbogenfahne

Die Erzdiözese München und Freising und Wolfgang Lehner wollen sich gegenüber der Presse nicht zu dem Vorgang äußern – angeblich aus datenschutzrechtlichen Gründen. Lehner sagte dem Deutschlandfunk lediglich, dass seiner Ansicht nach nicht in erster Linie die Homosexualität entscheidend sei, "sondern das, was einer draus macht". Lehner weiter: "Wenn also der Regenbogen bei allem, was er tut, im Hintergrund steht, dann wird er sich sehr schwer tun, als Priester die katholische Kirche zu vertreten. Umgekehrt, wenn jemand homosexuell geprägt ist, es aber schafft, unaufgeregt ein gesundes Beziehungsgefüge zu Männern und zu Frauen zu entwickeln, wenn also dieses Thema der Sexualität nicht dauernd im Vordergrund steht, für den sehe ich keinen Grund, warum er nicht Priester werden kann."

Frömmichen ist selbst schwul, hatte sich aber Gegenüber der Leitung des Priesterseminars nicht geoutet. Er erklärte, dass Lehner von Anfang an von seiner Homosexualität gewusst habe – und dies bei der Entlassung auch gesagt habe. Trotzdem sei die Thematik erst wegen des Selfies zum Problem geworden.

ARD Audiothek | Der gesamte Deutschlandfunk-Bericht über Henry Frömmichen
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Nach den Vorgaben des Vatikans dürfen Homo- oder Bisexuelle eigentlich überhaupt keine Priester werden, selbst wenn sie das Zölibat akzeptieren. Das von Papst Benedikt XVI. erlassene Verbot wurde von Papst Franziskus mehrfach bekräftigt. 2018 sagte der in der Öffentlichkeit als liberal geltende Papst etwa, dass Seminaristen sofort gefeuert werden sollten, wenn es auch nur "den geringsten Zweifel" an ihrer Heterosexualität gebe (queer.de berichtete). In Deutschland findet das generelle Verbot aber immer weniger Akzeptanz (queer.de berichtete).

Anlass dafür, dass Frömmichen mit seinem Rausschmiss an die Öffentlichkeit gegangen ist, ist die Debatte um das vom Vatikan vor einem Monat bekräftigte Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare (queer.de berichtete). Dagegen gibt es auch innerhalb der deutschen Kirche viel Widerstand – sogar der Chef der Bischofskonferenz fordert eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexuallehre (queer.de berichtete).

Auf der Straße gelandet ist Frömmichen übrigens trotz seines Rausschmisses nicht: Er fand einen Job in seinem alten Beruf als Bestatter. Er will außerdem ein Studium der angewandten Psychologie beginnen. (dk)

-w-

#1 PetterAnonym
  • 20.04.2021, 16:06h
  • Die Kirche wird sich niemals ändern...

    Jetzt haben sie sogar schon was zu mosern, wenn bei einem Selfie zufällig jemand im Hintergrund lang läuft, der ihnen nicht passt.

    Das nennt mal wohl Scheinheiligkeit im Endstadium.
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#2 BähhhAnonym
  • 20.04.2021, 16:12h
  • Ach ja. Schwule dürfen keine Priester werden. Pädophile werden gedeckt. Hmmm was sagt mir das? Abschaffung des Vereins
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#3 Korinthen KKAnonym
  • 20.04.2021, 16:41h
  • Und noch mehr PR von der RKK "für" die RKK. Das nimmt ja kein Ende mehr. Ist heute etwa der 1. April?

    Noch ein Tipp:
    Einfach mal die ganze Welt "rausschmeißen". Geht nicht? Dann einfach die Erde verlassen und auf den Mond auswandern.

    PS.
    Werden nun all die Kleriker posthum exkommuniziert, die sich mit Nazis ablichten ließen? Schließlich könnte das ja so aussehen, als hätten sie sich solidarisiert und deren Werte propagiert?!
    Ach nee, das ist dann sicher in Ordnung so gewesen.
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