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Gericht entscheidet gegen Regenbogenfamilie
Namibia: Schwuler Vater darf seine Töchter nicht nach Hause bringen
Ein namibischer Mann darf wegen seiner Homosexualität nicht gemeinsam mit seinen Zwillingstöchtern in sein Heimatland einreisen.
- 20. April 2021, 16:34h 2 Min.
Ein namibisches Gericht hat am Montag den Eilantrag des 38-jährigen Phillip Lühl abgelehnt, seine Zwillingstöchter ins Land zurückzubringen. Eine Leihmutter im benachbarten Südafrika hatte die Kinder des namibischen Staatsbürgers am 13. März per Leihmutterschaft auf die Welt gebracht. In der Geburtsurkunde sind zwar Lühl und sein mexikanischer Lebenspartner Guillermo Delgado als Eltern eingetragen, allerdings akzeptiert Namibia dieses Dokument nicht.
Die namibischen Behörden verlangten von Lühl einen genetischen Vaterschaftsnachweis. Der Architektur-Hochschullehrer an einer Universität in der Hauptstadt Windhuk bezeichnete dies als diskriminierend, da von heterosexuellen Vätern auch kein Vaterschaftstest notwendig sei. Wegen der Ablehnung der namibischen Behörden seien seine beiden Töchter derzeit staatenlos. Lühls Anwältin nannte die Entscheidung laut der in Windhuk erscheinenden "Allgemeinen Zeitung" als "juristische Bankrotterklärung".
Eine Entscheidung um die beiden Kinder könne laut Richter Thomas Masuku nun erst getroffen werden, wenn ein Verfahren um die namibische Staatsbürgerschaft seines zweijährigen Sohnes beendet sei. Dieser war ebenfalls von einer Leihmutter in Südafrika geboren worden und lebt zwar in Namibia, könnte aber bei einem negativen Urteil ebenfalls als Staatenloser gelten.
Instagram / phillipluehl | Lühls Sohn kann nur per Telefon seine beiden Schwesterchen sehen
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Gegenüber der BBC erklärte Lühl, dass er möglicherweise sein Leben in Namibia aufgeben werde, sollten seine Kinder nicht anerkannt werden. In seiner Heimat sei das Ideal von Freiheit und Gleichheit noch nicht verwirklicht worden.
Namibia ist weitaus homophober als der Nachbar Südafrika, der bereits 2006 die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet hatte – als bislang einziges Land auf dem Kontinent. In Namibia, das erst 1990 seine Unabhängigkeit von Südafrika erlangte, ist Homosexualität dagegen nach altem Kolonialrecht verboten – allerdings wird das Gesetz nicht mehr angewandt. Eine Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen gibt es in Namibia ebensowenig wie Antidiskriminierungsgesetze. (dk)
