Der Schauspieler Thomas Fritsch ist tot. Er sei am Mittwoch "friedlich entschlafen", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus dem näheren Umfeld. Fritsch wurde 77 Jahre alt. Bis zu seinem Tod lebte er in einem Heim für Senior*innen.
Der Sohn des Ufa-Filmstars Willy Fritsch konnte am Ende seines Lebens auf eine 60 Jahre dauernde Karriere bei Film, Fernsehen und Bühne zurückblicken. "Der Liebhaber ist ja eigentlich die langweiligste Rolle von allen, der Bösewicht und der Komiker machen Spaß", sagte er einmal der dpa. Dennoch haftete ihm das Image vom Frauenschwarm hartnäckig an.
Ein auffallend schöner Mann im deutschen TV
Fritsch zählte zu den beliebtesten Fernsehschauspielern in Deutschland. Bekannt war er unter anderem für die ZDF-Serie "Drei sind einer zuviel" mit Jutta Speidel und Herbert Herrmann (1977). Es ging dabei um zwei Männer, die um dieselbe Frau buhlen. Fritsch als schüchterner Architekt, Herrmann als Sprüche klopfender Lehrer, zwischen ihnen die selbstbewusste Töpferin "Karlchen". Der betuliche romantische Schwank in 13 Teilen nach einem Drehbuch von Barbara Noack traf gut das Lebensgefühl im Westdeutschland der Sponti-Zeit.
In dem "Derrick"-Krimi "Abendfrieden" von 1978 lässt sich besonders schön beobachten, was den Charme von Fritsch ausmachte. Noch zwei Minuten vor Schluss kann der Zuschauer nicht anders, als ihn für den Mordverdächtigen zu halten. Dann reißt er seine meerblauen Augen auf, erzählt eine dieser hanebüchenen Herbert-Reinecker-Krimiauflösungen, sagt "Was hätte ich denn tun sollen?", ist entlastet und sieht aus wie ein Engel. Fritsch war im deutschen Fernsehen ein auffallend schöner Mann, fast ein deutsches Pendant zum Italiener Terence Hill. Zugleich hatte er in seinen Rollen aber oft etwas Undurchsichtiges.
Der ideale Verdächtige also. Sechs Auftritte hatte Fritsch allein bei "Derrick", fünf bei "Der Alte". Im Achtzigerjahre-Fernsehkult "Rivalen der Rennbahn" spielte er einen Jockey. Auf dem Bildschirm war er auch danach mit Rollen in quotenstarken Serien wie "Eine wunderbare Familie", "Hallo Robbie", "Unser Charly" oder "Soko 5113" präsent.
In der Rolle des Earl of Cockwood begeisterte Fritsch 2004 noch einmal in der Kinoproduktion "Der Wixxer", einer Parodie auf die Edgar-Wallace-Filme der Sechzigerjahre.
Auch als Synchronsprecher gefragt
Nicht zu vergessen: Mit dem markanten Bariton war Fritsch einer der gefragtesten Synchronsprecher. So war er im Blockbuster "Gladiator" die deutsche Stimme von Hauptdarsteller Russell Crowe und lieferte in der Streamingserie "Game of Thrones" die deutsche Tonspur von James Faulkner in der Rolle des Randyll Tarly. In der Zeichentrickserie "Jim Knopf" (1999) sprach Fritsch den Lokomotivführer Lukas. Bei der Hörspielserie "Die drei ???" war er in vielen Folgen der Erzähler. In den Sechzigerjahren war Fritsch auch als Schlagersänger aktiv und zierte als Teenager-Idol mehrmals das Cover der Jugendzeitschrift "Bravo".
Sein Leben verbrachte Thomas Frisch zum großen Teil in München und auf der griechischen Insel Mykonos – allein. Seine "Familie" bestand aus guten Freunden, wie er oft erzählte. Kinder hatte der unverheiratete Schauspieler nicht. Für einen Hund als Begleiter wie früher hatte er zuletzt keine Zeit mehr. "Mein Leben kann ich keinem Hund zumuten", sagte er einmal.
Über Fritschs Tod hatte zuerst die "Bunte" berichtet. In dem Klatschmagazin hatte sich der Schauspieler 2006 auch als bisexuell geoutet. "Ich habe Frauen geliebt, ich habe Männer geliebt", berichtete er von seinem wilden Leben in den Sechzigerjahren auf Mykonos. "Wir waren am Strand, haben jemanden gesehen, den wir schön fanden, und hatten Sex im Meer, zwischen den Felsen." Er bereue nicht, meinte Fritsch gegenüber dem Magazin. "Ich habe alles ausgekostet bis zur Neige. Ich habe die Nächte mit Wonne durchgesoffen und getanzt, aber ich war nie einer, den man morgens um 4 Uhr mit einem Whisky-Glas in der Bar getroffen hat."
Auf Mykonos, wünschte er sich damals, soll nach seinem Tod auch seine Asche verstreut werden. (cw/dpa)
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de