Jennifer N. Pritzker war ihr Leben lang Republikanerin – inzwischen kritisiert sie die Partei wegen vieler transphober Initiativen
Jennifer N. Pritzker droht republikanischen Abgeordneten in Tennessee damit, den Staat zu verlassen, sollten Anti-Trans-Gesetze beschlossen werden. Die 70-Jährige ist eine Erbin der von ihrem Vater gestarteten Hyatt-Hotelkette und ihr Vermögen laut "Forbes" 1,9 Milliarden US-Dollar (1,6 Milliarden Euro) wert.
Pritzker machte ihre Drohung vergangene Woche bei einer Pressekonferenz der LGBT-Handelskammer von Nashville öffentlich. Als Grund nannte sie, dass der Staat derzeit 15 queerfeindliche Gesetze plane – mehr als jeder andere Bundesstaat. Hintergrund ist, dass die Republikaner derzeit in fast allen Bundesstaaten versuchen, sich mit transfeindlichen Gesetzen von der linksliberalen Bundesregierung von Präsident Biden abzusetzen (queer.de berichtete).
Ein transfeindliches Gesetz ist in Tennessee bereits vor einem Monat von Gouverneur Bill Lee unterzeichnet worden – es verbietet trans Schülerinnen die Teilnahme am Sportunterricht der Mädchen. Weitere Gesetzen sehen Einschränkungen für trans Menschen bei der Benutzung öffentlicher Toiletten oder bei der Gesundheitsversorgung vor, ein anderes will jegliche Erwähnung von LGBTI in Schulbüchern verbieten. Gegner*innen nennen die Gesetze verfassungswidrig, weil sie die Grundrechte von trans Menschen verletzten.
Warnung vor wirtschaftlichen Folgen der Transphobie
"Als trans Frau nehme ich diese unnötigen und verletztenden Gesetze persönlich", so Pritzker. "Als Geschäftsfrau ist meine noch größere Sorge, dass die Gesetze den Ruf von Tennessee schädigen und damit auch die Wirtschaft. Unternehmen werden woanders hingehen." Keinem Staat würde es guttun, als intolerant zu gelten.
Auch mehr als 180 in Tennessee tätige Unternehmen protestieren gegen die transphoben Initiativen. Dazu gehören auch Großunternehmen wie Nissan, Amazon, Dell oder die Warner Music Group.
Pritzker war jahrzehntelang in der amerikanischen Armee bzw. der Nationalgarde aktiv und schaffte es bis zum Rang "Lieutenant colonel" (Oberstleutnant). Sie gilt als Philantropin, die für viele Projekte spendet – so finanzierte sie ein Militärmuseum in Chicago (Pritzker Military Museum & Library). 2013 outete sie sich als trangender – und wurde damit zur ersten (und bislang einzigen) nicht-cissexuellen Dollar-Milliardärin der Welt.
In der Vergangenheit hatte Pritzker nie Probleme mit der LGBTI-feindlichen Politik der Republikaner. Zeit ihres Lebens unterstützte sie – wie viele Superreiche in den USA – die konservative Partei, die sich stets für niedrigere Steuern für Wohlhabende und weniger Regulierung für Unternehmen ausspricht. So spendete Pritzker etwa 2016 an die Kampagne des republikanischen Kandidaten Donald Trump. Mit ihm brach sie erst, als er ein Trans-Verbot im US-Militär erließ (queer.de berichtete). 2020 unterstützte sie den Oppositionskandidaten Joe Biden. (dk)
Die andere Frage lautet, wie viele es davon in einer republikanischen Partei, die fast völlig zu einer faschistischen Sekte mutiert ist, noch gibt.
Dennoch: way to go, Jenny!