
https://queer.de/?38675
Von der "Geierwally" zum Dschungel
Heute wäre Dirk Bach 60 Jahre alt geworden
Der viel zu früh gestorbene Sympathieträger Dirk Bach hätte am 23. April einen runden Geburtstag gefeiert.

Dirk Bach in der satirischen Filmkomödie "Im Himmel ist die Hölle los" aus dem Jahr 1984
23. April 2021, 05:56h 3 Min. Von
Er war Schauspieler, Moderator, Komiker und nebenbei auch noch LGBTI-Aktivist. Jahrelang prägte der 1,68 Meter große Entertainer das deutsche Unterhaltungsfernsehen mit, bis er völlig überraschend am 1. Oktober 2012 in einem Berliner Hotelzimmer einen Herzinfarkt erlitt und starb (queer.de berichtete). Heute wäre "Dicki" 60 Jahre alt geworden.
Aufgewachsen ist der 1961 geborene Bach in Köln-Heimersdorf im Norden der Domstadt. Seine beiden Eltern arbeiteten beide beim Westdeutschen Rundfunk, als Messingenieur und Sachbearbeiterin – sie brachten ihren Sohn früh der Kultur nahe. "Wir gingen, wenn wir dann Dinge zusammen unternahmen, nicht in den Wald spazieren, sondern wir gingen ins Museum oder gingen eben ins Theater", so Bach später. Mit 17 stand er erstmals auf einer städtischen Bühne. Später reiste er mit kleinen Theatergruppen um die Welt und lernte so sein Handwerk kennen. In den Achtzigern lebte er zeitweise mit Entertainerin Hella von Sinnen in einer WG – noch später sollte er oft mit der offen lesbischen Kollegin zusammenarbeiten.
Durchbruch mit der "Geierwally"
Seinen Durchbruch als Komödiant schaffte er 1984 in Walter Bockmayers eigenwilliger Inszenierung der "Geierwally" in Köln. Einem größeren Publikum wurde er schließlich 1992 mit der 30-teiligen RTL-Sketchsendung "Dirk Bach Show" bekannt. Später folgten Serien wie "Lukas" oder "Der kleine Mönch", außerdem war er sieben Jahre lang "Pepe" in der "Sesamstraße". Viele der anarchistischen Serien wären im eher stromlinienförmigen Fernsehen der Gegenwart unvorstellbar. Nebenbei spielte Bach auch noch Theater und stand für viele weitere TV-Produktionen vor der Kamera.
Das größte Publikum erreichte Bach seit 2004 als Co-Moderator von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Neben Sonja Zietlow führte er sechs Staffeln lang durch die Show, mit der RTL viele Jahre lang Traumquoten erzielte – und die Dschungelkönig*innen wie Costa Cordalis, Désirée Nick und Ross Antony hervorbrachte.

So kannte und liebte das Fernsehpublikum Dirk Bach am meisten: als sarkastischer Zeremonienmeister von Deutschlands erfolgreichster Realityshow (Bild: RTL)
Aus seiner Homosexualität machte Bach nie ein Geheimnis. Er heiratete 1999 seinen Lebenspartner Thomas in Key West – freilich war dies damals nur eine symbolische Zeremonie. Er unterstützte stets LGBTI-Rechte und engagierte sich im Kampf gegen HIV. So beteiligte er sich 2005 an der "Aktion Eins zu Eins" des LSVD, in der der Verband die Abschaffung des Ehe-Verbots für Schwule und Lesben forderte – Bach erlebte den Tag der Ehe-Öffnung 2017 nicht mehr.
Hinter gutem Journalismus stecken viel Zeit und harte Arbeit – doch allein aus den Werbeeinnahmen lässt sich ein Onlineportal wie queer.de nicht finanzieren. Mit einer Spende, u.a. per oder Überweisung, kannst Du unsere wichtige Arbeit für die LGBTI-Community sichern und stärken. Abonnent*innen bieten wir ein werbefreies Angebot.
Engagiert für die Community
Dirk Bach war ferner Ehren- und Beiratsmitglied der Aids-Hilfe Köln und gehörte auch zu den größten Stiftern des Aids-Hilfe-Projekts Lebenshaus-Stiftung. Nach seinem Tod taufte die Aids-Hilfe ein neues Wohnprojekt für Positive zu Ehren des Komikers Dirk-Bach-Haus (queer.de berichtete).
Zudem engagierte sich Bach für Amnesty International und die Tierrechtsorganisation PETA. Der Vegetarier schrieb außerdem das Buch "Vegetarisch schlemmen", in dem er seinen fleischlosen Lieblingsrezepte zusammenfasste (queer.de berichtete).
Bach wurde im Oktober 2012 auf dem Melaten-Friedhof in Köln-Lindenthal beigesetzt. Im Folgejahr wurden Sonja Zietlow und der neue Moderator Daniel Hartwich für ihre Moderation der Dschungelshow mit dem Comedy-Preis ausgezeichnet – das Duo hielt es aber für pietätslos, den Preis persönlich anzunehmen, den Bach nie gewonnen hatte (queer.de berichtete). Seit 2014 steht die Trophäe daher – in pink lackiert – neben Bachs Grab. Zietlow hatte persönlich darum gebeten, die Auszeichnung "so zu platzieren, wo auch jeder sieht, dass es Dickis Preis ist".

Mehr zum Thema:
» Nachruf: Der kleine Dicke mit dem großen Charme (01.12.2012)
» Unser Bester: Dirk Bach (04.12.2003)
Nie wieder hab ich so brutale Lachschmerzen gehabt wie bei den Stücken von Walter Bockmayer mit Komiker*innen wie Dirk Bach, Hella von Sinnen oder Ralph Morgenstern.
Dirk Bach ist ein inspirierendes Beispiel für die Einzigartigkeit jedes Lebens. Immer wenn ich an ihn denke, muss ich lächeln.
Ne Kinder, wat war dat doch ne geile Zeit. Danke dafür!