Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?38688

Mann angezündet

Mögliches homofeindliches Hass­verbrechen schockiert Lettland

In der Stadt Tukums soll ein 29-Jähriger im Treppenhaus seines Hauses in Brand gesteckt worden sein – Homohass könnte eine Rolle spielen. Er kämpft nun um sein Leben.


Der Sender TV3 zeigte Aufnahmen aus dem Treppenhaus

  • 24. April 2021, 09:33h 5 3 Min.

Hat ein Brand in der Nacht zum Freitag in einem fünfstöckigen Wohngebäude in der lettischen Stadt Tukums ein Hass­verbrechen aus Homophobie als Hintergrund? Von dieser Vermutung berichtet eine Lokalzeitung unter Berufung auf ein Opfer der mutmaßlichen Tat.

Die Zeitung hatte zunächst unter Berufung auf eine Meldung der Feuerwehr berichtet, in dem Haus seien gegen ca. 4 Uhr Kleidungsstücke in Brand geraten und zwei Personen seien verletzt worden. Am Freitagnachmittag veröffentlichte sie dann einen weiteren Artikel mit der Aussage eines jungen Mannes, der der Redaktion bekannt sei und der stattdessen ein Verbrechen schilderte.

Artis berichtete, er sei von den Schreien seines Freundes Normunds aufgeweckt worden. Dieser sei im Treppenhaus mit Brennstoff übergossen und angezündet worden. Ärzte kämpften nun auf einer speziellen Station für Verbrennungen in der Hauptstadt Riga (ca. 60 Kilometer von Tukums entfernt) um sein Leben, die verbrannte Körperfläche liege bei bis zu 85 Prozent. Artis sei selbst ebenfalls auf der Station und habe Verbrennungen an beiden Beinen erlitten.

Bedrohungen Polizei bekannt

Gegenüber der Zeitung berichtete Artis zu dem möglichen Motiv, die beiden Männer, die zusammen mit einer Freundin in einem Apartment in dem Haus lebten, hätten schon länger Bedrohungen von einem Mann erhalten. Dieser habe sie aus Homophobie aufgefordert, das Haus und auch die Stadt zu verlassen. Man hätte die Polizei eingeschaltet, diese hätte aber nicht reagiert.

Twitter / lgbt_mozaika | Die queere Organisation Mozaika sprach am Freitagabend von einem "brutalen, unverständlichen Angriff" und möglichen Hassverbrechen, das aufgeklärt werden müsse. Später bat sie um Spenden von Blutplasma
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Auf Anfrage der Zeitung sagte ein Sprecher der Polizei, dass man kriminaltechnische Ermittlungen zu dem Brand mit zwei Verletzten eingeleitet habe und aufgrund der laufenden Ermittlungen zunächst keine weiteren Details bekannt geben werde. Das Opfer habe im November Bedrohungen angezeigt. Nach einer Untersuchung habe man die Entscheidung getroffen, kein Verfahren einzuleiten. Einen Einspruch gegen die Einstellung habe es nicht gegeben.

Mann bereits am Vortag angegriffen

Weitere Berichte zu dem Vorfall gab es am Freitag zunächst nicht; andere Medien brachten eine Agenturmeldung, die zunächst größtenteils nur die Lokalzeitung aus Tukums zitierte. Am Abend berichtete dann die Nachrichtensendung des Privatsenders TV3 ebenfalls über den Brand und zeigte Bilder von Artis in einem Krankenhaus mit Druckverbänden und Brandverletzungen an Händen und Beinen. Aufnahmen aus dem Treppenhaus lassen erahnen, wie sich das Opfer zur Wohnungstür schleppte.

In der Sendung bestätigte Artis die angezeigten Beschimpfungen, sprach auch von Todesdrohungen. Er sprach aber auch von anderen möglichen Motiven, etwa, dass beide Männer im medizinischen Bereich arbeiteten. Normunds sei bereits am Nachmittag von zwei Männern im Treppenhaus angegriffen worden, habe sich aber mit Reizgas wehren können. Zu dem Feuer-Angriff sei es gekommen, als Normunds von seiner Nachtschicht zurückkehrte.

Twitter / EuroPride
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

"Wie jedes Verbrechen muss auch dieses gründlich untersucht und der Täter bestraft werden", schrieb der lettische Außenminister Edgars Rinkēvičs, der sich 2014 als schwul geoutet hatte (queer.de berichtete), am Freitag bei Twitter. "Wenn dies auf Intoleranz zurückzuführen ist, erhöht dieser Aspekt die Schwere der Tat. Es gibt und kann keinen Ort für solche Gräueltaten in Lettland geben." (nb)

#1 MechanicProfil
  • 24.04.2021, 11:21hHB
  • Das in der EU homofeindliche Hassverbrechen in letzter Zeit wieder zunehmen ist doch bekannt. Ob es nun
    in den baltischen Staaten, Ungarn, Polen oder sonstwo passiert spielt im Prinzip keine
    Rolle. Jedes Verbrechen ist eines zu viel und darf nicht sein. Das Problem liegt nur darin begraben, dass die EU nichts dagegen unternimmt und alles nur schön redet. Auch in Deutschland nehmen derartige Fälle zu und auch hier wird nichts dagegen unternommen den die CDU/CSU und die
    Kirchen unterstützen es noch.
    Bestes Beispiel: Der Bremer Hassprediger Latzel bezeichnet Homosexuelle als Verbrecher.
    Wenn wir so weitermachen werden wir noch
    mal dort landen wo wir schon mal waren.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#2 56James35Anonym
  • 24.04.2021, 12:22h
  • Über kurz oder lang wird sich Russland der baltischen Staaten bemächtigen. Weder von den USA noch von der EU wird eine Reaktion zu erwarten sein. denn ein neuer (Welt-)Krieg kommt nicht in Frage. Dann wird das, was in Lettland passiert ist, zur Normalität werden. Wie in Russland.
  • Antworten »  |  Direktlink »
#3 zundermxeAnonym
  • 24.04.2021, 12:24h
  • Antwort auf #1 von Mechanic
  • Latzel, Kutschera, Thierse, Wagenknecht, Merz, Teil der deutschen Bischöfe und andere Religionsvertreter... um nur einige Täter*innen zu nennen.
    Die zunehmende Gewalt gegen Queers basiert auf eben diese kalt berechnenden Hetzer*innen. Gewalttäter nehmen deren Propaganda als Rechtfertigung im Sinne und zum Wohl der Allgemeinheit der Normalen zu handeln.

    In der braunen Zeit hat schon mal eine selbst ernannte Elite gemeint zum Wohl der Allgemeinheit die Drecksarbeit machen zu müssen indem sie sich auf weit verbreitete Vorurteile berufen und auch das Schweigen der Mehrheit als Volkswille gedeutet und instrumentalisiert haben.
    Wenn schon die sogenannte politische Mitte Deutschlands in 2021 wieder gerne mit diesem Feuer spielt, sollte uns klar sein, dass Stille unsererseits im Zweifel letztlich tödlich sein kann.

    Es gibt kein Argument dagegen zu sagen: wann, wenn nicht jetzt!
    Die Zeit der politischen Almosen, die Politik der klein(st)en Schritte, Hetze als Meinungsfreiheit zu akzeptieren, Verhaltensbevormundungen wie brave Queers zu sein haben, des CSD-Kuschelns, des Wegduckens und des Assimilierens muss vorbei sein.
    Das haben wir nun Jahrzehnte erfolglos gemacht und die logischen Ergebnisse zeigen sich von Jahr zu Jahr in zunehmender Gewalt und noch mehr Rollback immer deutlicher.
  • Antworten »  |  Direktlink »