Am Montag wird weltweit der Tag der lesbischen Sichtbarkeit gefeiert. Ziel des Aktionstages ist es, Lesben im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, die Vielfalt des lesbischen Lebens zu zeigen und Diskriminierungen zu bekämpfen.
Der Tag der lesbischen Sichtbarkeit ist eine relative junge Erfindung. Ins Leben gerufen wurde er 2008 vom spanischen LGBTI-Verband FELGTB. Seitdem wird jährlich am 26. April in immer mehr Städten und Ländern gefeiert, informiert und protestiert – seit 2018 auch in Deutschland (queer.de berichtete).
In diesem Jahr gibt es so viele Statements und Aktionen zum Tag der lesbischen Sichtbarkeit wie nie zuvor, bereits in den vergangenen Tagen gingen zahlreiche Meldungen bei uns ein. Um die Vielfalt der Reaktionen zu dokumentieren, haben wir uns erstmals entschlossen, ein Liveblog zum Aktionstag einzurichten. (mize)
Live-Ticker (abgeschlossen, chronologisch)
Grüße der UN
Während der Sichtbarkeitstag in Deutschland langsam in diversen Livestreams endet (s. "Termine"), steht er Teilen der Welt noch bevor. Grüße gibt es auch von der Free&Equal-Kampagne der Vereinten Nationen.
In Deutschland verknüpfte die Antidiskriminierungsstelle den Gruß mit Forderungen.
Hauptstadtpolizei gegen "Schweigen und Verdrängen"
Die Berliner Polizei in einem Tweet anlässlich des Tages der lesbischen Sichtbarkeit beklagt, dass zu vielen Straftaten unentdeckt bleiben: Viele Frauen bleiben nach lesbenfeindlichen Straftaten unter sich. Am heutigen #TagderlesbischenSichtbarkeit sollten wir reden, kein Schweigen und Verdrängen!"
Dabei verwies die Polizei auch auf ihre Ansprechpartner*innen für LGBTI.
Online-Show zum Tag der lesbischen Sichtbarkeit

Die AHA Berlin startet am Montag ab 19 Uhr einen Livestream zum Tag der lesbischen Sichtbarkeit. "Neben Interviews mit Menschen aus verschiedenen L*-Projekten und Aktivist*innen haben wir ein Programm mit kurzweiliger Unterhaltung, aktuellen Ein- und Ausblicken in Politik und Gesellschaft, neue Filme und musikalische Premieren für euch zusammengestellt", heißt es in der Ankündigung.
Für Unterhaltung sorgen u.a. Sigrid Grajek (Coco Lorès), On Behalf of Rosy und StrangerArea. Mehr Infos zu den Gesprächspartnerinnen gibt es hier. Anschauen kann frau sich die AHA-Show auf Youtube und Facebook.
Justizsenator Behrendt hebt "lesbische* Sicherheit" hervor
Dirk Behrendt ist seit 2016 Justizsenator von Berlin (Bild: arno)
Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt hat in einem Tweet "mehr Sichtbarkeit für lesbisches* Leben und lesbische* Belange" gefordert. Dies werde vom Berliner Senat gefördert. Der Grünenpolitiker veröffentlichte dazu ein Bild mit zwei sich küssenden Frauen.
Als besonderen Schwerpunkt nennt Behrendt "lesbische* Sicherheit". Konkret schrieb er: "Schaffung von Vertrauen durch Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden kommt hier eine besondere Bedeutung zu."
Die Berliner Polizei macht mögliche Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt in ihren Berichten publik und meldet diese daher vergleichsweise häufig der Öffentlichkeit. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt haben eigene Ansprechpartner für LGBTI.
Grüne BAG Lesbenpolitik: "Unsere Anliegen dürfen nicht unter den Tisch fallen!"
In einer gemeinsame Erklärung haben die Sprecherinnen der Bundesarbeitsgemeinschaft bei Bündnis 90/Die Grünen gefordert, lesbische Sichtbarkeit "nicht unter den Tisch fallen" zu lassen: "Als Bundesarbeitsgemeinschaft Lesbenpolitik fordern wir zum Tag der Lesbischen Sichtbarkeit, die spezifischen Bedarfe von Lesben und queeren Frauen auch politisch endlich mehr zu berücksichtigen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Sprecherin Greta Garlichs kritisierte die Große Koalition, deren Bilanz schlecht ausfalle. "Es ist an der Zeit, die Perspektive und Bedürfnisse queerer Frauen zur Chefinnensache zu machen!", so Garlichs. Selbst innerhalb der LGBTI-Community sei das L "viel zu unsichtbar". Lesben und queere Frauen würden oft nur mitgemeint, aber nicht ausdrücklich benannt und mitgedacht. "Doch unsere Anliegen dürfen nicht unter den Tisch fallen!" Sie wies auf Mehrfachdiskriminierung von Lesben "durch ihre Geschlechtsidentität, ihre sexuelle Identität, ihre Verortung als BIPoC oder andere Merkmale" hin.
Sprecherin Maike Pfuderer ergänzte: "Ziel des Tages ist es, lesbische Frauen in der Gesellschaft sichtbarer zu machen du lesbische Vielfalt, Geschichte und Kultur zu feiern. Lesbisch sind Frauen, die lesbisch leben, egal wie ihr Körper bei ihrer Geburt ausgesehen hat."
Lesbenflagge vor dem Rathaus Schöneberg
Foto: Svetlana Linberg
Auch das Berliner Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg setzt sich für die Sichtbarkeit frauenliebender Frauen ein und hat am Montag vor dem Rathaus Schöneberg erstmals die Lesben-Flagge gehisst. Pandemiebedingt wurde auf eine öffentliche Zeremonie verzichtet. Das Bild wurde symbolisch (aber unbeabsichtigt) um fünf vor zwölf aufgenommen...
"Auch wenn das L (für lesbisch) in der 'queeren Buchstabensuppe' LSBTIQ* an erster Stelle steht, so kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass lesbische Frauen selbst in der queeren Community oftmals unterrepräsentiert sind", erklärte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) in einer Pressemitteilung. "Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass es gerade auch lesbische Frauen waren, die ihren Anteil an den Erfolgen der Frauen- und Gleichstellungsbewegung hatten. Auch diese Erfolge gilt es am Tag der lesbischen Sichtbarkeit zu würdigen. Lesbisches Leben ist ein wichtiger, vor allem aber auch ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Stadtgesellschaft und unserer Nachbarschaften – Das wollen wir auch zeigen!"
Jens Brandenburg: "Für mehr lesbische Sichtbarkeit ist noch viel zu tun"
(Bild: Deutscher Bundestag / Julia Nowak)
Jens Brandenburg, der LSBTI-politische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sieht noch einem weiten Weg vor uns: "Für mehr lesbische Sichtbarkeit ist noch viel zu tun", so der 35-Jährige. Allzuoft blendeten queerpolitische Debatten lesbische und bisexuelle Frauen aus. "Die Ehe für alle wird in der Berichterstattung meist mit Beispielfotos von schwulen Hochzeiten illustriert. Auch in queerpolitischen Verbänden sind Frauen oft unterrepräsentiert", so Brandenburg. "Dabei sind sie oft von doppelter Diskriminierung betroffen." Daher müssten Diskriminierungen in Gesetzen abgeschafft werden. Konkret müssten das Abstammungsrecht modernisiert, sexuelle Identität in Artikel 3 des Grundgesetzes geschützt und Beratungsangebote gestärkt werden.
Brandenburg appellierte aber an die Community, sich von alten Vorurteilen zu verabschieden: "Auch die queere Community ist gefragt, eigene Vorurteile abzubauen und Gräben zu schließen. Mehr sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung werden wir nur erreichen, wenn wir zusammenhalten." Lesbische Mütter und schwule Väter sollten deshalb im Abstammungsrecht nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Der Einsatz für Frauenrechte, lesbische Sichtbarkeit und geschlechtliche Selbstbestimmung ist kein Gegensatz. Eine stärkere Erforschung lesbischer Geschichte und Gegenwart schwächt die schwule Bewegung nicht, sondern ergänzt sie. Die große Vielfalt des Regenbogens ist eine Stärke. Der heutige Tag für lesbische Sichtbarkeit kann dazu einen Beitrag leisten."
Am Sonntag fand auch in Berlin eine Veranstaltung anlässlich des Tages der lesbischen Sichtbarkeit statt: Die Gruppe Queeramnesty Berlin traf sich vor einem Wandbild der Künstlerin Katerina Voronina, das an die ermordete Aktivistin Marielle Franco erinnert.
Erster Dyke March in Würzburg
Im Vorfeld des Tages der Sichtbarkeit marschierten mehrere Dutzend Aktivistinnen am Samstag im ersten Dyke March durch Würzburg.
Die Gruppe lief vom Hauptbahnhof über die Fußgängerzone über den Marktplatz zurück zum Hauptbahnhof.
Foto-Kampagne #theLworksout
Um lesbischen Frauen im beruflichen Umfeld mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, hatte die PrOut@Work-Foundation zusammen mit dem LSVD und den Wirtschaftsweibern zum heutigen Aktionstag zu einer Fotoaktion aufgerufen: Mit dem Hashtag #theLworksout posteten zahlreiche Frauen Fotos von sich an ihrem Arbeitsplatz.
Ein Video zeigt eine Auswahl der Bilder:
Hier das Grußwort des 'Lesbenring' zum diesjährigen 'Lesbischen Frühlingstreffen' (LFT):
lesbenring.de/grusswort-des-lesbenring-zum-lesbenfruhlingstr
effen-lft-2021/
Zum LFT selbst: der Artikel hier auf queer de.