Das britische Preisvergleichsportal money.co.uk hat in einem neuen Index gemessen, wie queerfreundlich west-, nord- und mitteleuropäische Länder für queere Pensionist*innen oder Renter*innen sind. Unter 25 Ländern konnten die Niederlande den ersten Rang im "LGBTQ+ Retirement Index" erobern. Auf den weiteren Plätzen folgen Italien, Frankreich, Belgien und Dänemark. Deutschland muss sich mit Rang elf begnügen, die Schweiz mit Rang 16 und Österreich mit Rang 21. Die letzten drei Plätze belegen Slowenien, Estland und Zypern.
(Bild: money.co.uk)
Das Vergleichsportal verglich dabei zehn verschiedene Faktoren für jedes Land – etwa ob Schwule und Lesben heiraten dürfen oder ob eine trans Person ihr rechtliches Geschlecht ändern kann. Die Liste bewertete dabei keine rentnerspezifischen Faktoren. Wert gelegt wurde bei Faktoren außerdem nicht auf die Qualität der Fortschritte und Gesetze über LGBTI-Rechte, sondern lediglich, in welchem Jahr sie erlassen wurden – darunter auch die längst überall erfolgte Entkriminalisierung von Homosexualität. Das führt zu teils auffälligen Unterschieden zu anderen LGBTI-Indizes.
Beispiel Italien: Das Land hält bis heute am Ehe-Verbot für Schwule und Lesben fest, erlaubt weder Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare noch die Eintragung im dritten Geschlecht. Trotzdem liegt das Land weit vor Deutschland. Der Grund: Italien hatte bereits 1890 Homosexualität legalisiert und ein gleiches Schutzalter für Schwule und Heterosexuelle eingeführt. Deutschland wagte diese Schritte erst 79 bzw. 104 Jahre später. Dadurch eroberte sich Italien einen uneinholbaren Vorsprung. Dass Deutschland vor vier Jahren die Ehe für alle eingeführt hatte, fällt in dieser Berechnung so gut wie gar nicht ins Gewicht.
(Bild: money.co.uk)
Andere LGBTI-Indizes kamen zu ganz anderen Ergebnissen: Die Liste der queeren Organisation ILGA Europe über die Lage der LGBTI-Rechte in 49 Ländern auf dem Kontinent berücksichtigt nicht, wie lange eine Regelung wie die Ehe für alle in Kraft ist, sondern wie weitreichend das Gesetz ist. Diese Rangliste wird seit Jahren unangefochten von Malta angeführt (queer.de berichtete). Im "Retirement Index" befindet sich der Inselstaat im Mittelmeer allerdings nur im unteren Mittelfeld.
Laut money.co.uk zeigt die Länge einer queerfreundlichen Regelung an, wie etabliert ein Gesetz bereits sei. Allerdings berücksichtigt die Statistik nicht LGBTI-feindliche Initiativen von Regierungen oder Regimen. Dies führt etwa dazu, dass ein Staat wie Polen, der die queere Bevölkerung mit LGBTI-freien Zonen drangsaliert, vor weltoffenen Ländern wie Luxemburg oder der Schweiz platziert ist.
Money.co.uk erstellte neben dem europäischen Index auch noch einen für alle 50 US-Bundesstaaten. Hier führen die als weltoffen geltenden Bundestaaten Vermont, Kalifornien und Connecticut die Liste an. Ganz hinten tummeln sich vor allem konservative Südstaaten – die letzten Plätze belegen Mississippi, (der Nordstaat) Michigan und Alabama.
(Bild: money.co.uk)