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Katholische Sexualmoral
Trotz Sex mit minderjährigem Stricher: Woelki beförderte Düsseldorfer Pfarrer
Rainer Maria Woelki ist für seine kompromisslose Ablehnung von Homosexuellen bekannt. Mit einem Pfarrer, der Sex mit minderjährigen Jungs gehabt haben soll, hat der Kardinal aber offenbar kein Problem.

Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Monaten in der Kritik
- 28. April 2021, 11:15h 3 Min.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki soll dem Düsseldorfer Pfarrer Michael D. 2017 zum stellvertretenden Stadt-Dechanten befördert haben, obwohl er davon gewusst haben soll, dass der Pfarrer wiederholt sexuellen Umgang mit minderjährigen Prostituierten gehabt haben soll. Das berichtete die "Bild"-Zeitung am Dienstag. D. soll vom Stadt-Dechanten Ulrich H. vorgeschlagen worden sein, der ebenfalls sexuelle Handlungen mit einem Minderjährigen gestanden hatte. Prostitution ist in Deutschland erst ab 18 Jahren erlaubt.
Der Fall des 58-jährigen Michael D. war laut dem Bericht polizeibekannt geworden, weil er 2001 von einem damals 17-jährigen Stricher in Köln erpresst worden sein soll. Bei der Vernehmung durch Polizeibeamte soll der Pfarrer Sex mit dem obdachlosen Prostituierten gestanden haben. Die "Bild" zitierte aus dem Bericht einer Kanzlei, in dem es über D. geheißen habe: "Polizeilicherseits wurde ausdrücklich angeregt (…) dem beschuldigten Priester (gemeint ist D.) ein Aufgabengebiet zuzuweisen, in dem er keinen sexuellen Kontakt zu ihm anvertrauten Kindern und Jugendlichen (z.B.: Messdienern etc.) aufnehmen könne." In Akten des Erzbistums sollen zudem Saunabesuche, Alkohol, Masturbation und Vorspielen von Pornofilmen im Zusammenhang mit jungen Erwachsenen und Jugendlichen erwähnt worden sein.
Woelki sei über die Verfehlungen des Pfarrers bereits im September 2015 ausdrücklich informiert worden. Trotzdem sprach er zwei Jahre später die Beförderung aus.
Bislang hat sich das Erzbistum nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Kardinal werde "in diesem Fall zeitnah mit den gebotenen Maßnahmen reagieren", heißt es in einer Erklärung.
Düsseldorfer Justiz stellte Verfahren gegen Pfarrer D. ein
Der Westdeutsche Rundfunk berichtete außerdem, dass das Vefahren gegen Pfarrer D. am Dienstag eingestellt wurde – also exakt am gleichen Tag, an dem die "Bild"-Zeitung den Fall publik machte. Grund sei Verjährung gewesen.
Die nachlässige Haltung Woelkis gegenüber sexuellen Eskapaden seiner Priester oder gar sexuellem Missbrauch von Minderjährigen steht in krassem Gegensatz zu seiner Ablehnung von einvernehmlichen homosexuellen Beziehungen unter Erwachsenen. Als einer der wenigen deutschen Bischöfe lobte er etwa das vom Vatikan angeordnete Segnungsverbot für Homo-Paare (queer.de berichtete). Letztes Jahr bestrafte er außerdem die Katholische Hochschulgemeinde in Köln, weil sie sich gegen Diskriminierung Homosexueller ausgesprochen hatte – der Kardinal drehte den Nachwuchskatholik*innen unter anderem ihre Website ab (queer.de berichtete).
Kölner Medien berichten seit Monaten darüber, dass Woelki den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen innerhalb der Kirche vertuscht haben soll. Dies führte zu einer Austrittswelle – die Nachfrage brachte teilweise die Server der Stadt Köln in die Knie. Noch heute müssen Austrittswillige Wochen oder gar Monate auf einen Termin warten. (dk)
