Klaus-Peter Weber macht sich in dem Video über trans Menschen lustig – und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau
Das Amtsgericht im mittelfränkischen Hersbruck hat Klaus-Peter Weber, den Betreiber der rechtspopulistischen Plattform "Hallo Meinung", wegen abfälliger Äußerungen über trans Menschen zu einer Geldstrafe in Höhe von 3.200 Euro verurteilt. Das berichtet der Medienverbund Nürnberger Land.
Anlass war ein von Weber im Mai 2020 auf Youtube veröffentlichtes Video, in dem er in gut zwölf Minuten über mehrere politische Themen wie Corona-Regeln und Wirtschaftspolitik sprach. Gut 20 Sekunden blendete er ein Foto im Hintergrund ein, das die bayerische Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne), die erste trans Abgeordnete eines deutschen Landesparlaments, mit vier Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität zeigt. Das Bild war wenige Monate zuvor bei einer Pressekonferenz aufgenommen worden. Das Foto war mit einem abwertenden Schriftzug versehen worden: "Und ich dachte immer, die Schockbilder auf den Kippenschachteln wären schlimm. Das sind die Grünen im bayerischen Landtag… und nein: Das ist KEIN Scherz…"
Weber behauptete, alle fünf Frauen seien grüne Landtagsabgeordnete, obgleich in Wahrheit Ganserer die einzige ist. Dazu bezeichnete er die Frauen als "Lachnummern" und erklärte abwertend: "Wenn ich mir die Figuren anschaue – und die bestimmen über unsere Zukunft."
Ganserer: Keine inhaltliche Kritik, sondern Beleidigung
Ganserer erstattete daraufhin Anzeige. Vor Gericht sagte sie aus, dass sie mit Kritik an ihrer politischen Arbeit leben könne. Doch inhaltlich habe Weber nicht argumentiert: "Er hat hier auf eine äußerst beleidigende Art und Weise rein auf mein Äußeres Bezug genommen."
Eine weitere Zeugin, die ebenfalls auf dem Bild abgebildet war, sagte aus, dass sie aufgrund des Fotos viel Spott ertragen musste – darunter noch schlimmere Beschimpfungen als die von Weber. "Meine Geduld ist irgendwann am Ende, das muss ich mir nicht gefallen lassen", sagte sie. Sie warf dem Angeklagten vor, trans Menschen als "Sahnehäubchen" serviert und die Personengruppe "zum Abschuss freigegeben" zu haben.
Webers Anwalt forderte hingegen Freispruch. Er behauptete, dass es sich bei dem Video nur um "harmlosen Spott" gehandelt habe. Außerdem habe der Angeklagte nicht gewusst, dass außer Ganserer keine weitere Person auf dem Bild Landtagsabgeordnete gewesen sei – was die Staatsanwaltschaft zu dem Hinweis anregte, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schütze.
Nach dem Urteil kündigte Weber Rechtsmittel an. Er werde notfalls bis zum Bundesgerichtshof ziehen. Laut Ganserer ist dies bereits die dritte Geldstrafe in Zusammenhang mit diesem Foto. Sie habe noch in weiteren Fällen Anzeigen erstattet.
"Hallo Meinung!" ist in der rechten Szene durchaus populär: Das Video mit der Schmähkritik an Ganserer ist bereits rund 50.000 Mal abgerufen worden. Auf Facebook allein hat die Plattform mehr als 105.000 Fans. In seinem Kanal veröffentlicht Weber etwa Gespräche mit bekannten Homo-Hasser*innen wie Hedwig von Beverfoerde, der Chefin des LGBTI-feindlichen Bündnisses "Demo Für alle". (cw)