Schwule und bisexuelle Teenager, die heute aufwachsen, outen sich viel häufiger gegenüber ihren Eltern als die Generation vor ihnen. Das ist das Ergebnis einer US-Studie (PDF), die am Montag im Fachmagazin "Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity" veröffentlicht wurde. Autoren waren vier Wissenschaftler der Northwestern University in Illinois und der City University of New York. Hauptgrund für die Zunahme von Coming-outs sei die höhere Akzeptanz von sexuellen Minderheiten in der amerikanischen Gesellschaft.
Demnach haben sich 66 Prozent der 13- bis 18-jährigen schwulen und bisexuellen US-Bürger gegenüber ihren Müttern oder anderen weiblichen Erziehungsberechtigten geoutet, 49 Prozent sind out gegenüber ihrem Vater oder männlichen Erziehungsberechtigten.
Damit geht die Generation Z (also die ab Ende der Neunzigerjahren geborenen Personen) weitaus offener mit ihrer sexuellen Orientierung um als die Vorgänger der Generation Y: Bei jenen, die in den Neunzigerjahren geboren wurden, hatten sich in der Altersklasse zwischen 13 und 18 nur 40 Prozent gegenüber ihren Müttern geoutet und weniger als 30 Prozent gegenüber ihren Vätern.
"Es gibt immer noch die gleichen Hürden und Diskriminierungen"
"Die Studie ist ermutigend, weil sie zeigt, dass viele Jugendliche sich mit ihrer Sexualität wohlfühlen", erklärte Hauptautor David A. Moskowitz. "Wir müssen aber auch vorsichtig sein, weil die Daten anzeigen, dass es immer noch die gleichen Hürden und Diskriminierungen gibt wie in vorhergehenden Generationen. Es ist noch viel zu tun." Die Daten aus der Studie stammen von einer HIV-Präventionsstudie unter rund 1.200 Teenagern, die zwischen Januar 2018 und Januar 2020 zu einer Reihe von Themen befragt wurden.
Laut der Studie outeten sich weiße Teilnehmer eher gegenüber ihren Eltern als Schwarze Befragte. Diejenigen, die sich als schwul identifizierten, outeten sich häufiger als jene, die sich als bisexuell bezeichneten. Zudem war Religiosität ein Faktor: Jugendliche, die sich als nicht gläubig bezeichneten, sprachen weit häufiger offen über ihre sexuelle Orientierung als Teenager, für die Religiosität in ihrem Leben eine Rolle spielte. Zudem zeigte sich, dass jungen Menschen, die mit ihrer sexuellen Orientierung hadern, sich in weit geringerem Umfang outen.
Laut Moskowitz müssten diese Daten in weiteren Forschungsarbeiten mit Daten aus anderen Generationen verglichen werden. Zudem müsse noch eine ähnliche Studie über Lesben und weibliche Bisexuelle durchgeführt werden. Am Ende könne die Gesellschaft besser darauf eingehen, wie Sexualität von jungen Menschen verstanden wird – dies sei insbesondere wichtig für die Arbeit in Schulen oder Jugendeinrichtungen.
Eine erst vor wenigen Wochen veröffentlichte US-Studie war bereits zum Ergebnis gekommen, dass sich in der Generation Z weit mehr Menschen als LGBT identifizieren als in vorhergehenden Generationen. So gaben 17 Prozent der zwischen 1997 bis 2002 geborenen Amerikanerinnen und Amerikaner an, Mitglied der queeren Community zu sein. Bei den Babyboomern (Geburtsjahr 1946 bis 1964) waren es nur zwei Prozent, bei den noch älteren sogar noch weniger (queer.de berichtete). (dk)
Selbstverleugnung, die ständige Angst vor Enttarnung und das ewige Aufpassen was man sagt und wie man sich verhält bleiben langfristig nicht ohne Folgen für die Psyche und die Gesundheit.
Deshalb kann man jedem nur wünschen, dass er die Kraft hat, sich zu outen. Auch wenn das leider immer noch nicht so einfach und selbstverständlich ist, wie es längst sein sollte. Aber es wird kontinuierlich besser. Und dazu trägt jedes einzelne Outing bei.