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Transfeindlichkeit

Lesbenfrühlingstreffen beklagt "beispiellose Medienkampagne"

Immer mehr lesbische und queere Initiativen distanzieren sich von transfeindlichen Veranstaltungen auf dem diesjährigen Lesbenfrühlingstreffen – das Orgateam selbst weist die Kritik als "Form struktureller und psychischer Gewalt" zurück.


Die lesbische und die trans Community lassen sich nicht spalten (Bild: Sabrina_Groeschke / pixabay)

Der Streit um Transfeindlichkeit beim diesjährigen Lesbenfrühlingstreffen (LFT) eskaliert: Nach anhaltender Kritik an diskriminierenden Veranstaltungen wies das aus Bremen stammende Orgateam am Donnerstag in einer Pressemitteilung (PDF) den Vorwurf der Transfeindlichkeit zurück und beklagte stattdessen eine "beispiellose Medienkampagne".

Die Veranstalterinnen um die langjährige Aktivistin Susanne Bischoff zeigten sich nicht nur komplett uneinsichtig, sondern stilisierten sich auch als Opfer: "Die medialen Anschuldigungen und die zudem ohne Rücksprache mit dem Orgateam erfolgte Distanzierungskampagne greifen in die Programm- und Personalhoheit des LFT2021 ein", heißt es in der Stellungnahme. "Es wird mit erschreckend einseitigen Darstellungen als eine Form struktureller und psychischer Gewalt gegen Frauen und Lesben und ihren autonomen Räumen erlebt."

Sie seien inhaltlich neutral, behaupteten die Veranstalter*innen. Es seien bewusst auch "kontroverse Positionen" ins Programm aufgenommen worden, wobei man Vertreter*innen gegensätzlicher Meinungen leider nicht gefunden habe: "Die Orga hat zu einigen Punkten gezielt auch Referentinnen mit bekannt anderen Positionen angefragt – diese haben abgesagt."

LFT schreibt von "Männern, die sich als Frauen ausgeben"

Zudem pocht das Orgateam darauf, dass nicht nur die im Programmheft genannten "detransitionierten" Lesben, sondern auch trans Frauen auf dem virtuellen Treffen willkommen seien. Die umständliche Begründung dazu in der Pressemitteilung klingt allerdings nicht wirklich überzeugend: "Seit dem LFT2007 gibt es keinen Beschluss, dass Translesben ausgeschlossen sind. Von daher sind grundlegend alle lesbischen Frauen eingeladen. Es gibt keinen Beschluss, dass Translesben oder andere Gruppen (wie z.B. Bifrauen) genannt werden müssen. Dies wird in jeder Orga unterschiedlich gehandhabt und Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt. Das ist die Freiheit jedes Orgateams. Die Orga2021 hat die Form gewählt, Translesben als lange zum LFT gehörende Frauen sprachlich nicht herauszuheben, dafür andere beispielhaft zu benennen."

Das Lesbenfrühlingstreffen 2021 lade zu "respektvoller Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen und Verortungen der Vielfalt lesben- und frauenspezifischer und lesben- und frauenpolitisch relevanten und gesellschaftskritischen Themen", so die Veranstalterinnen. "Wo sollen diese Diskussionen wertschätzend und auf Augenhöhe stattfinden, wenn nicht an einem Lesbenfrühlingstreffen?"

Mehrere Programmpunkte des LFT lassen jedoch genau diese Wertschätzung deutlich vermissen. So wird trans Frauen in mehreren Veranstaltungen ihr Geschlecht und ihre Selbstbestimmung abgesprochen, zudem werden sie als Bedrohung für cis Frauen und Frauenräume dargestellt. In einer Ankündigung werden sie als "Männer, die sich als Frauen ausgeben", beleidigt (queer.de berichtete).

Hirschfeld-Stiftung telefonierte zweimal mit Bischoff

Den Vorwurf des Orgateams, dass die Kritik an den transfeindlichen Veranstaltungen "ohne Rücksprache" erfolgt sei, wies die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zurück. "Die beiden Telefonate am 22. April mit Susanne Bischoff kann ich ja auch anhand der Anrufliste meines Festnetz-Telefons belegen", erklärte Vorstand Jörg Litwinschuh-Barthel gegenüber queer.de. Die Stiftung, die das Lesbenfrühlingstreffen mit 2.700 Euro gefördert hat, hatte ihre Kritik am Dienstag in einem ausführlichen Statement begründet.

Wegen der transfeindlichen Veranstaltungen zog Bremens Frauensenatorin Claudia Bernhard (Linke) bereits ihre Schimfrauschaft und ihr Grußwort zurück (queer.de berichtete). Nach dem LesbenRing, dem Dyke* March Germany, der LAG Lesben in NRW, dem Bundesverband Trans* und der dgti distanzierte sich am Donnerstag auch das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg vom Lesbenfrühlingstreffen 2021. "Die diesjährige Veranstaltung baut auf ein Programm, das trans* Lesben nicht nur ausschließt, sondern sich trans*feindlicher Narrative bedient und sich dabei nicht scheut, mit Begriffen wie 'Genderideologie' das Vokabular rechtspopulistischer und antifeministischer Strömungen aufzugreifen", heißt es in einer Pressemitteilung. "Ein solches Programm regt keinen Dialog an, sondern spaltet und vertieft bestehende Gräben."

Die beim Lesbenfrühlingstreffen sichtbare Transfeindlichkeit sei "kein neues Phänomen, sondern wird bereits seit vielen Jahren im Kontext des LFT diskutiert und kritisiert", erklärte das Queere Zentrum Göttingen. "Wir hoffen – solidarisch miteinander – dass das Orgateam neuen Mut fassen und die Veranstaltung umgestalten kann." (cw)

#1 KaiJAnonym
  • 30.04.2021, 08:17h
  • Wenn, dann müssen Lesben die LFTs von Grund auf queerfreundlich neu organisieren.
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#2 GodzillaAnonym
  • 30.04.2021, 08:21h
  • -"das Orgateam selbst weist die Kritik als "Form struktureller und psychischer Gewalt" zurück."-

    Opferinszenierung können sie und merken dabei nicht einmal, dass sie genau das trans Frauen und nicht-binären Menschen antun.

    -"beklagte stattdessen eine "beispiellose Medienkampagne""-

    Das nennt sich schlicht und ergreifend Kritik, welche berechtigt ist, denn Transphobie darf nicht unkritisiert bleiben.
    Zumal die Orga sogar persönlich darauf angesprochen wurde aber weiterhin behauptet, es sei keine Rücksprache erfolgt, trotz das die Magnus Hirschfeld Stiftung das widerlegen kann. Ich frage mich sowieso warum sie Rücksprache einfordern.

    -""Die Orga2021 hat die Form gewählt, Translesben als lange zum LFT gehörende Frauen sprachlich nicht herauszuheben, dafür andere beispielhaft zu benennen.""-

    Und genau das glaube ich ihnen nicht, da genau die zwei Gruppen nicht genannt werden, welche eben diskriminiert werden. Vorallem unter dem Gesichtspunkt, dass das Queere Zentrum Göttingen schreibt, dass es die Kritik bezüglich Transphobie schon seit Jahren gibt, glaube ich der Orga vom LFT kein Wort.

    -"So wird trans Frauen in mehreren Veranstaltungen ihr Geschlecht und ihre Selbstbestimmung abgesprochen, zudem werden sie als Bedrohung für cis Frauen und Frauenräume dargestellt. In einer Ankündigung werden sie als "Männer, die sich als Frauen ausgeben", beleidigt"-

    Und das ist eindeutig Diskriminierung. Sich dennoch rausreden zu wollen, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten, denn jeder kann das Programm einsehen.

    -""Die diesjährige Veranstaltung baut auf ein Programm, das trans* Lesben nicht nur ausschließt, sondern sich trans*feindlicher Narrative bedient und sich dabei nicht scheut, mit Begriffen wie 'Genderideologie' das Vokabular rechtspopulistischer und antifeministischer Strömungen aufzugreifen", heißt es in einer Pressemitteilung. "Ein solches Programm regt keinen Dialog an, sondern spaltet und vertieft bestehende Gräben.""-

    Eben das, treffend auf den Punkt gebracht. Im Grunde gibt es nicht mehr dazu zu sagen und damit sollte spätestens dann die Geisteshaltung der Orga klar sein.
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#3 Taemin
  • 30.04.2021, 09:50h
  • Opferinszenierung, wie Godzilla völlig richtig urteilt. So macht es jüngst Thierse. So macht es die AfD. So machen es Bischöfe.

    "Kontroverse Positionen"... exakt so wie wenn Homofeinde zu Diskussionen einladen, in denen ergebnisoffen darüber geredet werden soll, ob Homosexualität nicht doch was Verwerfliches/ Gefährliches/ Unmoralisches/ Abartiges sei. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist keine diskutable "kontroverse Position", sondern Ausdruck von Hass, egal wer sie gegen wen äußert.
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#4 GirlygirlEhemaliges Profil
  • 30.04.2021, 10:51h
  • Ich bin zu jung um viel über dieses LFT viel zu wissen, aber bis jetzt habe ich nur negatives von denen gehört. Aber irgendwie sind die doch wichtig weil sie seit tausend Jahren schon existieren oder was? Ich wette, dass die auch keine Männer mögen und so richtig veraltete Ansichten haben. Bin zwar lesbisch (und cis), aber definitiv nicht meine Welt. Kenne auch keinen, der da mal war. Und scheinbar habe ich auch nichts verpasst. Die Frauen dort sind wahrscheinlich aus der Bildungsschicht, sie sind mental also in der Lage Gender zu verstehen und weigern sich aber aus Ablehnung gegenüber Trans Frauen. Das braucht keine*r.
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#5 Alexander_FAnonym
  • 30.04.2021, 10:59h
  • Quod erat demonstrandum: die Organisatorinnen eines TERF-Events mit Rechtsdrall reagieren...wie TERFs mit Rechtsdrall.

    Es freut mich aber wirklich sehr, zu sehen, dass diese Frühlingslesben auf die Ablehnung stoßen, die sie auch verdienen. Sollen sie sich doch bei den blöden Blauen ausheulen.
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#6 MaybemeAnonym
  • 30.04.2021, 11:31h
  • Ich habe mir ja mal die Stellungnahmen und diverseste Kommentare durchgelesen.

    Was mir auffällt ist, dass keine Person, die den LTF verteidigt fragt, ob sie im Irrtum sein könnte. Alle stellen heraus, dass man das Thema besprechen sollte, weil es ihnen wichtig ist.
    Verständlich. Erster Schritt ist aber dann immer zu hören, warum es diesen Menschen geht. Sprich Trans Menschen zu fragen oder anzuhören, warum sie glauben trans zu sein.

    Über jemanden reden ohne ihn zu hören, dass ist immer schlecht.

    Und wenn ich keine Referenten finde, die zur Gruppe gehören, dann muss ich das Thema vielleicht mal zur Seite stellen, und fragen warum ist das so.

    Sie können da online danach ja ohne weiteres alleine diskutieren, wenn sie mehr Infos haben.
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#7 TuckDavisProfil
  • 30.04.2021, 11:32hBad Kreuznach
  • Antwort auf #3 von Taemin
  • Das traurige dabei ist, dass es hier wie in jedem Krieg fast ausschließlich Opfer gibt.

    Diejenigen, die sich haben überzeugen lassen, es ginge ihnen im Kampf um Gleichberechtigung besser als kleinere sortenreine Gruppe. Als Opfer ihrer Verblendung fällen sie hier den Baum auf dem sie sitzen.

    Die Transfrauen in deren Gesicht der Kampf stattfindet in doppelter Hinsicht, weil sie aus einem Umfeld angegriffen werden von dem sie eigentlich Sicherheit erwarten können sollten.

    Zu guter Letzt wir alle. Es ist das Prinzip von Teilen und Herrschen, das hier umgesetzt wird. Wie schon früher oft werden hier Menschen öffentlich gegeneinander dirigiert, die eigentlich zusammenstehen müssten.

    Der Graben, der dabei entsteht ist dann geeignet um den idiologischen Hebel anzusetzen mit dem man vorher keine Chance gehabt hätte.

    Um zu sehen wer sich da wirklich die Hände reibt müssen die Damen von der "Orga nur ihre eigenen Antworten mit denen von Rechtspopulisten vergleichen.
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#8 NoGoAreaAnonym
  • 30.04.2021, 11:44h
  • Meine Existenz steht nicht zur "Debatte". Ich bin auch kein "brisantes" oder "kontroverses Thema".

    Hier wird die Existenz von trans Frauen geleugnet und wir werden zu perversen Männern erklärt. Das ist die Basis einer "respektvolle Diskussion", die vom LFT angeboten wird.

    Genauso habe ich den Umgang mit mir über 11 Jahre lang in Lesbenorganisationen jeder Art erlebt. Auch wenn es meist in meiner Anwesenheit nicht offen ausgesprochen wurde, sondern sich in Millionen von Mikro- und Makroaggressionen entlud. Selbst auf Prides. Heute in der Rückschau frage ich mich, wie ich dazu überhaupt fähig war und wie ich das ertragen habe. Meine Motivation war, den Weg für trans Frauen zu ebnen.

    Ich habe in anderen Menschengruppen nie eine solche trans Frauenfeindlichkeit und einen so exzessiv ausgelebten cis-Sexismus erlebt. Das nennen sie dann "Augenhöhe".
    Augenhöhe setzt Akzeptanz und Respekt voraus. Das werden diese Kreise nie erreichen. Es sind separatistische Reaktionärinnen, keine Feministinnen. Stattdessen wachsen ihnen mit der Zeit mühselig zusammengepresste schmale Lippen. Das wiederum wirkte auf mich nie sonderlich attraktiv.

    Der Moment der Erkenntnis, dass ich solche Menschen für ein erfülltes Leben nicht brauche, war für mich genauso befreiend wie mein coming out viele Jahre zuvor. In Wahrheit noch viel befreiender.
    Es verhalf mir zu einer Erkenntnis: Ich war allein. Mein Leben lag in meiner Verantwortung. Keine Ablenkung, keine Liebe, kein noch so gewichtiger Einwand konnten mir die Verantwortung für mein Leben nehmen. In diesem Moment fiel die Last von meinen Schultern.
    Heute habe ich mit politischen Lesbenzusammenhängen nichts mehr zu tun.
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#9 MaybemeAnonym
  • 30.04.2021, 11:47h
  • Antwort auf #6 von Maybeme
  • Kurze Anmerkung zu meinem letzten Beitrag. Ich habe oben das Wort glauben benutzt in Bezug auf trans Menschen.

    Das Wort ist bewusst gewählt, weil es hier aus Sicht der Verteidigerinnen der Treffens geschrieben wurde.

    Ich selbst denke nicht, dass es was mit Glauben zu tun hat.

    Sorry Falls das Missverständlich ist
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#10 LorenProfil
  • 30.04.2021, 12:24hGreifswald
  • Vor dem Hintergrund dessen, was Herr Litwinschuh-Barthel sagt, und der Erklärung des Queeren Zentrums Göttingen erweist sich die Strategie der Organisatorinnen, sich als Opfer zu inszenieren, für mich als ein Schuss in den Ofen.
    Es wird neben der Reputation auch die Glaubwürdigkeit verspielt. Schlimmer geht wohl auch in diesem Fall immer.
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