Neumann auf der Website seines Junge-AfD-Landesverbandes (Bild: ja-brandenburg.de)
Wie menschenfeindlich muss man sein, um aus der AfD geschmissen zu werden? Marvin T. Neumann, der erst vor zwei Wochen zum Co-Sprecher der "Jungen Alternative für Deutschland" gewählt worden war, wird der Partei mit rechtsextremen Tiraden offenbar zu heiß: Die parteiinterne Arbeitsgruppe Verfassungsschutz, die eine geheimdienstliche Beobachtung der AfD verhindern soll, hat nun in einem geleakten fünfseitigen Papier empfohlen, dass der Brandenburger von seinem Posten zurück- und aus der AfD austreten sollte. Es solle für alle Fälle auch ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet werden.
Die rechtsextreme Zeitung "Junge Freiheit" zitiert einen Funktionär aus dem Parteivorstand mit den Worten: "Die ganze Partei arbeitet derzeit intensiv daran, die Beobachtung durch den Verfassungsschutz abzuwenden, und dann meinen Leute wie Herr Neumann, sich in einer solch indiskutablen Weise äußern zu müssen. Das ist eine Katastrophe."
Gegen homosexuelle "Dekadenz"
Kritisiert werden insbesondere rassistische Äußerungen Neumanns, er hat sich aber auch wiederholt abfällig über Homosexuelle geäußert. In seinem – inzwischen gelöschten – Twitter-Profil hatte er etwa über Homosexuelle geschrieben: "Islamisierung und Masseneinwanderung hin oder her: Jeder Moslem, der seinen Gott und die Bräuche seiner Ahnen ehrt, ist mir näher als diese perverse, infantil-vulgäre Dekadenz."
Auf besondere Kritik stieß auch ein Tweet, in dem er Schwarzen Menschen attestiert, wegen ihrer Hautfarbe keine deutschen Staatsbürger werden zu können. Wörtlich schrieb er: "Andere weiße Europäer bzw. ihre Nachfahren könn(t)en Deutsche werden, Schwarzafrikaner aber nicht."
In weiteren Äußerungen forderte er eine "weiße Vorherrschaft". Wörtlich schrieb er etwa am 30. März: "Wenn die europäische Zivilisation sich nicht selbst zerstören will, nur um die Komplexe einer degenerierten Oberschicht in den Medienhäusern, Unis und Konzernen zu befrieden, muss früher oder später auch mal in aller Schärfe gesagt werden: 'Weiße Vorherrschaft' ist okay." Im Dezember 2020 hatte er bereits von einer "ethnischen Komponente" des deutschen Volkes gesprochen.
Neumanns rechtsextreme Auslassungen waren nicht nur auf Twitter beschränkt, er vertrat sie vielmehr auch offensiv auf Parteiveranstaltungen. Bei seiner Bewerbungsrede beim Bundeskongress des Jugendverbandes in Volkmarsen Mitte April bescheinigte er laut ZDF etwa der Bundesrepublik: "Massenmigration als Normalzustand, weißen-feindlicher Rassismus, Tech-Konzerne, die bestimmen, was gesagt werden darf und gedacht werden soll. 72 oder noch mehr Geschlechter, Kinder-Dragqueens." Nach dieser Rede stimmten 209 Delegierte für ihn und 40 gegen ihn – er erhielt damit eine Zustimmungsrate von mehr als 80 Prozent. (dk)