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Evangelische Kirche
Pastor: Queere Menschen sind "Angriff auf Gottes Ordnung"
Im Gemeindebrief wettert der evangelische Pastor Marcus Piehl aus Nordstemmen gegen nichtbinäre Menschen und die Ehe für alle – die Landeskirche distanziert sich und zitiert ihn zum Gespräch.

Marcus Piehl ist seit 2016 Pfarrer der St.-Johannis-Gemeinde in Nordstemmen
- 6. Mai 2021, 04:56h 3 Min.
Nach Olaf Latzel aus Bremen sorgt mit Marcus Piehl aus Nordstemmen bei Hildesheim ein weiterer evangelischer Pastor mit queerfeindlichen Äußerungen für Empörung. Im jüngsten Gemeindebrief der St.-Johannis-Gemeinde wetterte Piehl u.a. gegen intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sowie gegen die Ehe für alle. Die Ordnung Gottes sehe keine anderen Geschlechter vor als die von Mann und Frau, schrieb der Pfarrer. Menschen, die das anders sähen, müssten mit dem Unmut Gottes rechnen.
In seinem Gemeindebrief bezog sich Piehl auf einen Onlinetalk der SPD-Spitze mit der feministischen Sprachwissenschaftlerin und Rapperin Reyhan Sahin alias Lady Bitch Ray. Diese behaupte, die Existenz von zwei Geschlechtern sei etwas "Erfundenes, Anerzogenes und Kulturbedingtes", kritisierte der Pastor. Die SPD stimme diesen Thesen zu und wolle "daran mitarbeiten, die überkommene Einteilung in Mann und Frau zu überwinden".
"Gott ist durchaus auch einer, mit dem nicht zu spaßen ist"
Dieser "Umwandlungsprozess" werde teilweise auch von den Kirchen unterstützt, beklagte sich Piehl. "Dabei ist es auch ein Angriff auf Gottes Ordnung. In 1. Mose 1,27 heißt es, Gott schuf sie als Mann und Frau. Und der lebenslangen Verbindung eines Mannes und einer Frau gibt er seinen Segen (Matthäus 19, 5-6)." Seine Attacke auf queere Menschen untermauerte Piehl mit der Drohung: "Gott ist durchaus auch einer, mit dem nicht zu spaßen ist."
/ LadyBitchRay1Wenn christlich-konservative Männer frauenfeindlichen und wissenschaftsleugnenden Stuss von sich geben: der Pastor der evangelischen Gemeinde Nordstemmen äußert sich in einem Gemeindebrief zu meinem Talk mit @OlafScholz , @jagodamarinic und @EskenSaskia vor einigen Wochen. pic.twitter.com/07kwjjr5Al
Lady Bitch Ray (@LadyBitchRay1) May 4, 2021
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Kinder in Regenbogenfamilien liefen Gefahr, psychisch krank zu werden, behauptete der Pastor im Gemeindebrief: "Die voranschreitende Auflösung der klassischen Familie geht nicht spurlos an den Kindern vorbei."
Indirekt verglich Piehl den Einsatz für die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt mit dem Nationalsozialismus. "Wir haben als Kirche mindestens in den letzten hundert Jahren sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht, Bewegungen zu unterstützen, die gerade populär waren", schrieb der Pastor. "Diesen Fehler sollten wir nicht ständig wiederholen. Unsere Aufgabe ist dafür einzutreten, was Gott in seinem Wort sagt." Darüber hinaus bezog er sich im Gemeindebrief auf den queerfeindlichen Biologie-Professor Ulrich Kutschera, der wegen Volksverhetzung erst verurteilt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen wurde (queer.de berichtete).
Landeskirche: "grundlegend falsche und gefährliche Positionen"
Die Evangelische Landeskirche Hannover distanzierte sich deutlich von den Äußerungen des Nordstemmer Pfarrers. "Aus Sicht der Landeskirche enthält der Gemeindebriefartikel von Pastor Marcus Piehl grundlegend falsche und gefährliche Positionen. Darüber wird es zeitnah Gespräche mit ihm geben", erklärte Landeskirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. Die Landeskirche Hannovers setze sich ohne Ausnahme gegen jede Form von Diskriminierung ein. "Wir heißen alle Menschen ohne Ansehen ihres Geschlechts in der Kirche willkommen."
Auch die beiden Superintendenten im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld, Christian Castel und Katharina Henking, kritisierten in einer Stellungnahme die "homophoben Gedanken" Piehls. Castel wies in der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" zudem darauf hin, dass die Landeskirche extra eine Anlaufstelle für queere Seelsorge eingerichtet habe, um etwa homosexuelle Menschen zu unterstützen. Auch deshalb widersprächen Piehls Ansichten der evangelischen Kirche.
Der Hildesheimer Superintendent Mirko Peisert distanzierte sich ebenfalls in der Regionalzeitung: "Ich bin über den hochproblematischen Artikel entsetzt und erschrocken. Das ist eine Form von Hetze." (cw)
















Es ist also ein Armutszeugnis für seine eigene Religion und den, dem er sich verschrieben hat.