Ein 49-jähriger Angeklagter hat am Mittwoch im Prozess um den homophob motivierten Mord an einem 60-jährigen Mann vor dem Landgericht Gießen ein Geständnis abgelegt. Das meldet die "Gießener Allgemeine". Der gebürtige Kasache hatte seinen Nachbarn am 29. Oktober vor dem Wohnhaus der Männer in der Egerländer Straße im Norden Gießens mit einem Messer attackiert und an Herz und Luge verletzt. Das Opfer erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem psychisch kranken Angeklagten bereits am ersten Verhandlungstag im April heimtückischen Mord vorgeworfen.
Am zweiten Verhandlungstag erklärte der Beschuldigte vor Gericht, er habe Stimmen gehört, die ihn aufgefordert hätten, einem "bösen Menschen" das Leben zu nehmen. Wörtlich meinte der Angeklagte laut dem Zeitungsbericht auf eine Frage von Richterin Regine Enders-Kunze: "Gott hat mir gesagt, ich sollte einen bösen Menschen – einen Homosexuellen – töten."
Er habe daher am helllichten Tag seinen Nachbarn auf der Straße gefragt, ob dieser schwul sei. Als sein Zufallsopfer mit "Warum?" antwortete, habe er ein Küchenmesser mit einer acht Zentimeter langen Klinge hinter seinem Rücken hervorgeholt und zugestochen. Anschließend sei er in seine Wohnung zurückgekehrt, so der 49-Jährige. Als die Polizei eintraf, habe er direkt einem Beamten die Tat gestanden. Die Tatwaffe, die er zuvor in einer Mülltonne entsorgt hatte, konnte mit Hilfe des Angeklagten sichergestellt werden.
"Er hat mir ganz ruhig gesagt, dass er zugestochen hat"
In weiteren Zeugenaussagen bestätigte unter anderem ein Polizeibeamter, dass der Angeklagte die Tat sofort gestanden habe: "Er war absolut ruhig, hat nicht geschrien oder Ähnliches, er hat mir ganz ruhig gesagt, dass er zugestochen hat." Laut anderen Zeugenaussagen habe er später verwirrt gewirkt, Selbstgespräche geführt und Stimmungsschwankungen gehabt.
Der Verteidiger des Angeklagten erklärte, sein Mandant habe aufgrund seiner psychischen Krankheit eine andere Wahrnehmung als gesunde Menschen. Er habe die Tat verteidigt, bis er Medikamente einnahm. Inzwischen zeige er Reue. Der 49-Jährige befindet sich derzeit in einer Nervenklinik in Haina und wird medikamentös behandelt.
Bereits vor Beginn des Prozesses wurde ein psychiatrisches Gutachten angefertigt, das dem Angeklagten bescheinigt, zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig zu sein. Auch die Staatsanwaltschaft geht von seiner Schuldunfähigkeit aus. Nächste Woche soll der Prozess fortgesetzt werden. (cw)