Papst Franziskus hat am Mittwoch Bundesaußenminister Heiko Maas zu einer Privataudienz empfangen. Der SPD-Politiker hatte bereits bei seiner Ankunft in Rom am Dienstagabend angekündigt, mit dem Pontifex über sexuellen Missbrauch in der Kirche sprechen zu wollen. Außerdem lobte der 54-Jährige die von der katholischen Obrigkeit verurteilen Segnungen von homosexuellen Paaren, an denen sich in den letzten Tagen mehr als 100 Kirchengemeinden beteiligt hatten (queer.de berichtete).
"Zumindest sehe ich, dass es in Teilen der katholischen Kirche große Offenheit gibt für gesellschaftliche Entwicklungen, denen man sich nicht verschließen kann", sagte Maas nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. "Dass damit diese Diskussionen nochmal angestoßen werden und vertieft geführt werden, das begrüße ich sehr."
Der Katholik und frühere Messdiener Maas sagte, es sei sein persönlicher Wunsch gewesen, mit dem Papst zu sprechen. Er schätze Franziskus für seine "sehr unkonventionelle" Art.
Im März hatte die Glaubenskongregation des Vatikans klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten (queer.de berichtete). Im deutschsprachigen Raum protestierten zahlreiche katholische Verbände und über 280 Theologieprofessor*innen dagegen (queer.de berichtete).
Nach der Audienz sagte Minister Maas, er habe mit Franziskus auch über die Corona-Krise und die EU gesprochen: "Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie wir dafür sorgen können, dass diese Pandemie die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd nicht noch weiter verschärft. Und was wir in der Europäischen Union dazu beitragen können, dass die Länder, die dringend Impfstoff brauchen, ihn auch bekommen." Der Papst sehe, dass die EU "eine wichtige Rolle hat", und zeigte Interesse "an der Diskussion über die Zukunft Europas sowie der wichtigen Rolle, die Deutschland dabei spielt". (dpa/cw)