Unbekannte haben in der Nacht zum Mittwoch von einer katholischen Kirche in Köln zwei Regenbogenfahnen abgerissen und angezündet. Die Gemeinde der Kirche Christi Auferstehung in Lindenthal habe am Mittwoch Strafanzeige erstattet, wie ein Sprecher der Polizei am Donnerstag bestätigte: "Die Ermittlungen zu dem Fall dauern an."
Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" von der Tat berichtet. Ein von der Zeitung veröffentlichtes Bild zeigte auch Brandspuren an einem Fahnenmast. Der Küster habe die beschädigten Fahnen tagsüber bemerkt, entfernt und die Polizei informiert, so die Zeitung. Weitere Beschädigungen habe es ebensowenig gegeben wie sonstige negative Reaktionen oder Bedrohungen.
Am vergangenen Sonntag hatte die Kirche, die zur Gemeinde St. Pankratius gehört, während eines Open-Air-Gottesdienstes schwule und lesbische Paare gesegnet und damit auch das zuvor ausgesprochene Segnungsverbot des Vatikans kritisiert – Presseberichte über die Feier veröffentlichte die Gemeinde stolz auf ihrer Webseite.
Der Segnungsgottesdienst war Teil der Initiative #liebegewinnt, an der sich rund um den letzten Montag über 100 Gemeinden in Deutschland mit Gottesdiensten mit Segnungen für homo- und heterosexuelle Paare beteiligten (queer.de berichtete).
Laut "Stadt-Anzeiger" wollte die Gemeinde Regenbogenflaggen wieder zum ökumenischen Gottesdienst am Donnerstagabend zu Christi Himmelfahrt aufhängen, danach aber nach einer sichereren und dennoch sichtbaren Lösung suchen. Die verbrannten Flaggen wolle man mit dem Kölner Künstler Walter Bruno Brix zu einem Kunstobjekt verarbeiten, das im September im Rahmen einer geplanten Ausstellung in der Gemeinde zu Judenverfolgung zu sehen sein solle.
"Mit großen Entsetzen haben wir vom feigen Brandanschlag auf die beiden Regenbogenflaggen" der Gemeinde erfahren, reagierte der Landesvorsitzende der NRWSPDqueer, Fabian Spies am Donnerstag. Die Flagge sei ein weltweites Zeichen für Gleichberechtigung und Akzeptanz. "Wir freuen uns, dass sie an über hundert Kirchengemeinden gehisst wurde, um genau dieses Zeichen nach außen zutragen. Damit haben sich unzählige Mitglieder und Würdenträger in katholischen Kirchengemeinden solidarisch mit LSBTIQ* gezeigt. Gegen sie und ihren Einsatz für Vielfalt und Akzeptanz richtet sich auch der Bandanschlag in Köln." Man verurteile die Tat aufs Schärfste. "Denn, wer die Symbole für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz anzündet, der fördert nicht nur Hass und Ausgrenzung, sondern schreckt auch oft nicht vor weitergehenden Taten zurück."
Von einer "feigen, menschenfeindlichen Tat" schrieb am Abend der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann bei Twitter. "Volle Solidarität mit der Gemeinde und DANKE an alle Kirchen, die bei der Aktion #liebegewinnt mitmachen!" (dpa/cw)