Die niederländische Abgeordnete kündigt mutig die Fortsetzung von "Submission" an - diesmal geht es um Homosexualität im Islam.
Von Dennis Klein
Nach Morddrohungen versteckt sie sich oft an einem geheimen Ort. In ihrer Heimat Holland steht sie 24 Stunden am Tag unter Polizeischutz. Sie kann weder ins Kino gehen noch abends mal auf die Schnelle ein Bier in einer Kneipe zu sich nehmen. Grund: Die in Somalia geborene 36-jährige Parlamentsabgeordnete hat im vergangenen Jahr mit ihrem Kurzfilm "Submission 1" die Unterdrückung der Frau im Islam behandelt. Im zweiten Teil soll es nun um Schwule im Islam gehen.
In einem Interview mit der Zeitung "Volkskrant" verriet Hirsi Ali, dass im Film die "Position von Homosexuellen im Islam diskutiert werden" soll. "In dem Film werden Homosexuelle als Geschöpfe Allahs bezeichnet werden." Die Sicherheitsmaßnahmen sind diesmal aber noch weit größer: So bleiben Schauspieler, Regisseure und das gesamte Filmteam anonym. Im Abspann wird lediglich ihr Name stehen. "Es ist die größtmögliche Schande für die kreative Welt, dass solche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind", so Hirsi Ali. Sie hofft, dass der Film 2006 im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt werden wird.
Auch "Submission 1" wurde vor gut einem Jahr im TV gezeigt. Kurze Zeit später brachte ein Islamist den Regisseur Theo van Gogh in Amsterdam auf offener Straße um. Der Mörder Mohammed Bouyeri küdigte in einem Bekennerbrief, dem er seinem Opfer mit einem Messer in den Körper rammte, weitere Tötungen prominenter niederländischer Islam-Kritiker an. Der Name Hirsi Ali stand auch dabei. Holland geriet daraufhin monatelang in einem bisher nicht gekannten Ausnahmezustand. Der Mörder ist inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Und Hirsi Ali will weiter auf Missstände im radikalen Islam aufmerksam machen: "Wenn ich 'Submission 2' nicht mache, könnten die Terroristen glauben, dass sie mit Gewalt ihre Ziele erreichen", sagte sie in einem Interview mit "CBS News".
Die Niederländerin Ayaan Hirsi Ali stand schon oft in ihrer Heimat in der Kritik, weil sie sich kompromisslos gegen die Integrationspolitik ihres Landes aussprach. Die Abgeordnete der rechtsliberalen VVD hatte selbst 1992 im Alter von 23 Jahren Asyl in Amsterdam beantragt und erhalten. Sie sollte zwangsverheiratet werden. Heute kritisiert sie den Islam als rückständig und repressiv gegenüber Frauen. Daher fordert sie von Einwanderern, dass sie Menschenrechte und Demokratie anerkennen. Sie kritisiert auch die "multikulturelle Naivität" der Holländer, die nur zur "Ghettobildung" geführt habe. Kritiker werfen ihr vor, Muslime zu provozieren und sie daher zu radikalisieren. Hirsi Ali lässt das aber nicht gelten: "Zur Demokratie gehört auch die legitime Intoleranz. Das nicht Tolerierbare darf nicht toleriert werden."
Unter Einsatz ihres eigenen Lebens kämpft sie gegen Unterdrückung. Damit hat sich Ayaan Hirsi Ali den Homo-Orden redlich verdient.
18. November 2005