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"Promising Young Woman"
Trans Schauspielerin Laverne Cox von Männern synchronisiert
Universal Pictures hat sich dafür entschuldigt, in internationalen Synchronisationen Männer für die Rollen von Laverne Cox ausgewählt zu haben. Auch die deutschen Fassungen sind betroffen.

Laverne Cox in Emerald Fennells Spielfilm "Promising Young Woman" (Bild: Focus Features)
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17. Mai 2021, 12:57h 3 Min.
Aufregung nach dem Release des italienischen Trailers zu "Promising Young Woman": Die Zuschauer*innen hörten in dem vergangene Woche veröffentlichten Werbeclip eine deutlich maskuline Stimme aus dem Mund der US-Schauspielerin Laverne Cox. Eingesprochen hatte sie Roberto Pedicini. Nutzer*innen verschafften ihrem Unmut in sozialen Medien Luft. Doch erst nach und nach wurde klar: Auch die spanischen und deutschen Synchronisationen sind von Männern eingesprochen – und zwar schon immer.
Cox, die in der Netflix-Serie "Orange is the New Black" eine transgeschlechtliche Gefängnisinsassin spielte und mit dieser Rolle ihren Durchbruch als Schauspielerin hatte, ist selber trans. Sie gehört in den USA zu den trans Berühmtheiten und gilt wegen ihres Einsatzes für die Trans-, aber auch für die schwarze Community, als großes Vorbild.
Filmstudio entschuldigt sich, verschiebt Veröffentlichung
Universal Pictures reagierte auf die Kritik und verschob in Italien und in Deutschland kurzfristig den Release von "Promising Young Woman", um eine neue Synchronisation anzufertigen. In der deutschen Fassung von "Orange is the New Black" war Cox bisher von Arne Stephan gesprochen worden. Nun soll Katrin Zimmermann ihr ihre Stimme leihen.
Universal Pictures wollte der Situation dennoch Positives abgewinnen. Man sei "Laverne und der Transgender-Community zutiefst dankbar, uns die Augen für ein Vorurteil geöffnet zu haben, das weder wir noch viele andere in unserer Branche erkannt haben", heißt es in einem Statement. Es habe "keine böse Absicht" in den Entscheidungen gesteckt, in den internationalen Fassungen auf männliche Synchronsprecher zu setzen.
"Wir entschuldigen uns für den verursachten Schmerz, sind aber dankbar, dass wir uns bei diesem Film jetzt der Sache annehmen und vermeiden können, dass ähnliche Fehler bei unseren zukünftigen Projekten passieren", erklärte das Filmunternehmen. Man arbeite an einer Lösung und habe dazu Veröffentlichungen verschoben. Laverne Cox äußerte sich bislang nicht zum Thema.
Oscar für das beste Drehbuch
Im italienischen Trailer zu "Promising Young Woman" war eine Unterhaltung zwischen der Hauptfigur Cassie (Carey Mulligan) und Gail (Laverne Cox) enthalten, Cassies Boss in einem Café. Im deutschen Trailer fehlt die Szene. In dem #MeToo-Rachethriller spielt Mulligan eine Frau, die nachts auf Partys so tut, als sei sie sturzbetrunken, um reihenweise Männer anzulocken, die diese Situation ausnutzen wollen. Damit verarbeitet sie den Suizid ihrer Freundin Nina nach einer Vergewaltigung während des Medizinstudiums. Der Titel ist eine Anspielung auf Brock Turner, der in den USA eine betrunkene Kommilitonin vergewaltigt hatte. Er erhielt eine äußerst milde Strafe und wurde als "promising young man", als vielversprechender junger Mann, gelabelt. Der Fall und auch der Ausspruch hatten in den USA für Aufsehen gesorgt.
In einer früheren Serie mit Laverne Cox, "Amend: The Fight for America", hatte die transgeschlechtliche Italienerin Vittoria Schisano Laverne Cox gesprochen, wurde jedoch nicht wieder als Synchronsprecherin angefragt. In der Dokuserie wird die US-amerikanische Geschichte von vielen schwarzen Persönlichkeiten und Bürgerrechtler*innen diskutiert, ausgehend vom 14. Verfassungszusatz ("Amend"), der 1868 nach dem Bürgerkrieg die Grundlage für den Schutz vor Diskriminierung in den USA gelegt hatte. In einer Folge kommentiert Cox den Schriftsteller James Baldwin, der im für die Doku ausgewählten Zitat von den Gefahren gesprochen hat, als schwarzer Homosexueller zu lieben.
In die deutschen Kinos sollte "Promising Young Woman" zuletzt am 10. Juni kommen, nachdem sich der Filmstart wegen der Coronakrise immer wieder verschoben hatte. Einen neuen Termin nennt Universal Pictures noch nicht. Der Streifen wurde bei den Oscars für das beste Drehbuch ausgezeichnet und war in fünf Kategorien nominiert.
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