Im Dresdner Prozess um einen mutmaßlich islamistisch motivierten Messerangriff auf ein schwules Paar hat am Mittwoch auch die Nebenklage – also der Lebenspartner des getöteten Mannes – lebenslange Haft für den Angeklagten gefordert. Seine Anwälte erklärten, die Tat habe tiefe seelische Wunden und schwerste körperliche Verletzungen bei ihm hinterlassen. Zudem beantragte die Nebenklage, die besondere Schwere der Schuld festzustellen, wie eine Sprecherin des Oberlandesgerichts Dresden am Mittwoch sagte.
Dem Angeklagten werden unter anderem Mord und versuchter Mord vorgeworfen. Die Bundesanwaltschaft hatte bereits am 6. Mai lebenslang inklusive der besonderen Schwere der Schuld gefordert (queer.de berichtete).
Die Verteidigung räumte zwar ein, dass der Mandant die Tat begangen habe, plädierte aber am Mittwoch nicht auf ein bestimmtes Strafmaß, sondern forderte die Anwendung des Jugendstrafrechts. Der 21-jährigen Angeklagte war zum Tatzeitpunkt erst 20. Die Tat sei die Folge einer "jugendlich verzerrten Wahrnehmung" gewesen. Das Urteil gegen den Syrer soll am Freitag fallen.
Der als islamistischer Gefährder eingestufte Abdullah A. soll im Oktober in der Dresdner Altstadt unvermittelt auf die beiden Männer aus Nordrhein-Westfalen eingestochen haben, weil sie schwul waren. Ein 55-Jähriger starb kurz darauf im Krankenhaus, dessen 53-jähriger Partner, der im Prozess als Nebenkläger auftritt, überlebte schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft hatte Homophobie als mögliches Motiv zunächst verschwiegen (queer.de berichtete).
A. wurde mehrere Tage nach der Tat gefasst. Zum Auftakt der Verhandlung vor rund drei Wochen schwieg er. Gegenüber einem psychiatrischen Gutachter schilderte er seine Tat aber sehr detailliert. Reue empfand A. nach Angaben des Sachverständigen Norbert Leygraf nicht.
Demo geplant
Anlässlich der Urteilsverkündung haben linke Gruppen eine Demonstration vor dem Gerichtsgebäude und am Tatort angekündigt. Das Motto lautet: "Emanzipatorisch gegen Islamismus und Queerfeindlichkeit!" Dazu aufgerufen haben unter anderem die Antifaschistische Initiative Löbtau, Queer Pride Dresden und die linksjugend Dresden. "Wir müssen uns als Linke der Herausforderung stellen, trotz und wegen der rassistischen Instrumentalisierung dieser Tat von Rechts, das Problem beim Namen zu nennen: Islamismus. Wir müssen uns selbstkritisch fragen, warum viele von uns im Oktober nicht öffentlich reagiert haben", so die Initiator*innen. (AFP/cw)
Der Richter hat, wenn ich richtig gelesen habe, ja schon gesagt das er an einer besserung glaubt...
Sorry ich hab da einfach kein Vertrauen mehr...