Porter in der Erfolgsserie "Pose" (Bild: FX)
In einem Interview mit dem "Hollywood Reporter" hat US-Schauspielstar und Sänger Billy Porter erstmals über seine HIV-Diagnose gesprochen. Der 51-Jährige berichtete, wie er aus Angst um Ausgrenzung in einer Industrie, die es ihm nicht immer leicht gemacht habe, seit 14 Jahren über die Diagnose geschwiegen habe – und wie er die Rolle des schwulen HIV-positiven Pray Tell in der Serie "Pose" als indirektes Sprachrohr genutzt habe.
"Ich konnte alles, was ich sagen wollte, durch ihn als Behelf sagen", so Porter zu der Rolle, die ihm 2019 einen Primetime Emmy Award als bester Serienhauptdarsteller einbrachte. "Pose" läuft derzeit in den USA in der dritten und letzten Staffel. Über seine HIV-Infektion habe er letztlich erst öffentlich sprechen können, nachdem er mit seiner Mutter darüber sprach.
2007 sei sein schwierigstes Jahr gewesen, so der Broadway-Star. So sei er neben HIV auch mit Typ-2-Diabetes diagnostiziert und für insolvent erklärt worden. Die dazu gefühlte "Scham" habe sich mit jener verbunden, die er in seinem Leben bereits angesammelt habe und die ihn habe verstummen lassen: "Wo ich herkomme, augewachsen in der Pfingstkirche mit einer sehr religiösen Familie, ist HIV-positiv zu sein Gottes Strafe."
In den Jahren nach der Diagnose habe er nur Leuten davon erzählt, die es wissen mussten. "Ich habe versucht, ein Leben und ein Karriere zu haben, und ich konnte nicht sicher sein, dass ich das haben könnte, wenn die falschen Leute es wussten", so Porter. "Es wäre nur ein andere Möglichkeit, um mich in einem bereits diskriminierenden Berufszweig zu diskriminieren."
Porter: Es gibt kein Stigma mehr
Er habe die Diagnose und vieles verdängt, in den letzten Jahren aber verstärkt innere Konflikte durch Therapie aufgespürt und aufgearbeitet, darunter frühen Missbrauch durch seinen Stiefvater und sein Coming-out mit 16 Jahren. Die Arbeit mit "Pose" und die Covid-Isolation hätten ihn dazu gebracht, die Ursachen für gefühlte Scham weiter zu ergründen und sie in seinem Verhältnis zur früheren Kirche und zur Mutter zu sehen.
"Meine Mutter hatte schon so viel durchgemacht, so viel Verfolgung durch ihre religiöse Gemeinde wegen meines Schwulseins, dass ich einfach nicht wollte, dass sie deren 'Ich hab's dir ja gesagt' miterleben muss", so Porter. "Ich wollte ihr das nicht antun. Es war mir peinlich. Ich schämte mich." Aber Scham sei zerstörerisch und seit seiner Heirat 2017 gehe es nicht nur um ihn, sondern um seine Familie.
Auf das Coming-out als HIV-positiv habe die Mutter verständnisvoll reagiert: "Du trägst das schon seit 14 Jahren mit dir herum? Mach das nie wieder", sagte sie in der Erinnerung Porters. "Ich bin deine Mutter, ich liebe dich, egal was passiert. Und ich weiß, dass ich das am Anfang nicht verstanden habe, aber es ist jetzt Jahrzehnte her." Er fühle sich jetzt freier und glücklicher, könne Intimität und Sex ohne Scham erleben, so Porter: "Die Wahrheit ist Heilung."
Denn so sehe HIV heute aus: "Ich werde an etwas anderem sterben, bevor ich daran sterbe. Meine T-Zellen-Werte sind wegen dieser Medikamente doppelt so hoch wie Ihre. Ich gehe jetzt zum Arzt – als Schwarzer, 51-jähriger Mann, gehe ich alle drei Monate zum Arzt. Das gibt es in meiner Community nicht. Wir trauen den Ärzten nicht. Aber ich gehe zum Arzt, und ich weiß, was in meinem Körper vor sich geht. Ich bin so gesund wie noch nie in meinem ganzen Leben. Es ist also an der Zeit, das alles hinter sich zu lassen und eine andere Geschichte zu erzählen: Es gibt kein Stigma mehr." (nb)