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USA

Bürgermeisterin lässt sich nur von nicht-weißen Journalist*­innen interviewen

Seit zwei Jahren regiert die schwarze lesbische Demokratin Lori Lightfoot die Metropole Chicago. Zum Jahrestag prangert sie mit einer umstrittenen Aktion fehlende Vielfalt bei Medien an.


Lori Lightfoot ist seit 20. Mai 2019 Bürgermeisterin von Chicago (Bild: City of Chicago)
  • 21. Mai 2021, 04:15h 28 3 Min.

Mit einer ungewöhnlichen Aktion macht Chicagos schwarze Bürgermeisterin Lori Lightfoot auf mangelnde Diversität bei Medien aufmerksam: Zu ihrem zweiten Jahrestag im Amt gibt die Politikerin der Demokratischen Partei nur nicht-weißen Journalist*­innen Einzelinterviews.

Sie sei schon seit Jahren darüber "schockiert", dass die überwältigende Zahl der Medienvertreter*­innen in der US-Großstadt "weiß und männlich" sei, schreibt Lightfoot in einem auf Mittwoch datierten Brief an Medien, in dem sie ihre Entscheidung begründet. Von den im Rathaus akkreditierten Journalisten seien nur wenige "of color", also afroamerikanisch, latino-stämmig, mit asiatischen Wurzeln oder Nachfahren von Ureinwohner*­innen.

Im Rathaus-Pressekorps gebe es zudem nicht eine einzige nicht-weiße Journalistin, führt die 58-jährige Bürgermeisterin aus. "Keine einzige. Ich finde das inakzeptabel, und ich hoffe, Sie sehen das auch so."

Lightfoot; Mangelnde Vielfalt hat Auswirkung auf Berichterstattung

Lightfoot war 2019 als erste Afroamerikanerin und erste offen lesbische Frau zur Bürgermeisterin von Chicago gewählt worden (queer.de berichtete). "In meinem Erwachsenen-Leben habe ich immer alles in meiner Kraft stehende unternommen, um für Diversität und Inklusion zu kämpfen", schreibt sie. "Als Bürgermeisterin bin ich in einer einmaligen Position, um dieses äußerst wichtige Thema ins Rampenlicht zu rücken."

Während es in den USA in den vergangenen Jahren ein wachsendes Bewusstsein über "systemischen Rassismus" und die Diskriminierung von Minderheiten gegeben habe, scheine das bei vielen Medien in Chicago nicht angekommen zu sein, schreibt Lightfoot weiter. Die fehlende Vielfalt in Medien sei in großes Problem: "Es ist unmöglich, dass sich dieser eklatante Mangel an Diversität nicht jeden Tag in der Berichterstattung über Regierung, Politik und Stadtleben niederschlägt."

Ihr Schreiben beendet Lightfoot, die am 20. Mai 2019 ihr Amt angetreten hatte, mit einem Appell an die Medien, mehr nicht-weiße Journalist*innen einzustellen.

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Kritik von Journalist*innen

Die Entscheidung der Bürgermeisterin blieb nicht ohne Kritik. Der Verband afroamerikanischer Journalisten schrieb, zwar weise Lightfoot mit ihrem "wagemutigen" Schritt auf ein wichtiges Thema hin. Der Verband unterstütze aber nicht die "Taktik", bestimmte Journalist*innen von Interviews auszuschließen.

Der latino-stämmige Journalist Gregory Pratt von der "Chicago Tribune" schrieb auf Twitter: "Politiker dürfen sich nicht aussuchen, wer über sie berichtet." Er selbst habe zwar eine Interview-Zusage erhalten; er habe dann aber an das Rathaus appelliert, die Beschränkungen für andere Medien aufzuheben. Als dies abgelehnt worden sei, habe er das Interview abgesagt.

Scharfe Attacken kamen von Rechtsaußen: Der als Scharfmacher bekannte Fox-News-Moderator Tucker Carlson warf Lightfood "Rassismus" gegen Weiße vor und stellte die Bürgermeisterin gar in die Nähe von "Nazis". (cw/AFP)

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#1 goddamn liberalAnonym
  • 21.05.2021, 10:08h
  • Macht mich mal wieder völlig hilflos.

    Wer ist denn nun 'weiß' und wer nicht?

    Jüd*innen z. B. blicken in den USA auf eine Diskrimnierungsgeschichte zurück, die es in vergleichbaren Ländern wie Frankreich und UK so nicht gab. Vom Hotel- bis zum Uni-Verbot. Auch in 'liberalen' Staaten.

    In Pittsburgh ist 2018 leider passiert, was in Halle eine Tür verhindern konnte:

    de.wikipedia.org/wiki/Attentat_in_der_Tree-of-Life-Synagoge_
    in_Pittsburgh_2018
  • Direktlink »
#2 hugoAnonym
#3 Taemin
  • 21.05.2021, 10:17h
  • Der letzte, der in den USA Journalisten/Journalistinnen handverlesen bzw. nach Gusto ausschließen wollte, war Donald Trump. Ein wünschenswerter Zustand größerer Vielfalt in einem Berufsstand lässt sich nicht befördern, indem Personen, die diesen Beruf aktuell ausüben, nach rassistischen und genderfeindlichen Kriterien zugelassen oder ausgeschlossen werden. Eine solche Bürgermeisterin macht keine Diversitäts-, sondern eine Diskriminierungspolitik. Sie sollte zurücktreten.
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