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Zitat des Tages

Hat Magnus Hirschfeld Recht behalten?

Vor genau 100 Jahren wagte der Sexualwissenschaftler und Homosexuellenaktivist Magnus Hirschfeld eine interessante Prognose, wie die Gesellschaft heute mit Lesben und Schwulen umgehen wird.


Der Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868-1935) war Mitbegründer der ersten Homo­sexuellen-Bewegung

Die feste Rubrik "Zitat des Tages" haben wir noch nicht auf queer.de, aber heute würde sie sich mal lohnen. Denn vor genau hundert Jahren – am 29. Mai 1921 – wagte der Sexualwissenschaftler und Homosexuellenaktivist Magnus Hirschfeld eine interessante Prognose, wie die Gesellschaft im Jahr 2021 mit Lesben und Schwulen umgehen wird.

In einer Rede beim Stiftungsfest der Hamburger Gesellschaft für Sexualforschung, dem größten Ortsverein des Deutschen Freundschaftsbundes, im Hotel "Bellevue" in Hamburg-Bergedorf sagte Hirschfeld u.a. wörtlich: "In 50 bis 100 Jahren ist aufgrund der wissenschaftlichen Forschungsarbeit volles Verständnis für die Homosexualität vorhanden und die späteren Geschlechter werden es fast nicht verstehen können, daß bei einer Menschheit, die sich stolz Kulturmenschheit nennt, eine Homoerotenächtung möglich war."


Zitat aus "Die Freundschaft" 1921, Heft 23, S. 6

Was denkt ihr? Hat Magnus Hirschfeld Recht behalten, oder war er doch zu optimistisch?

Vielen Dank an Erwin In het Panhuis, der uns auf das Zitat und den Jahrestag hingewiesen hat!

-w-

#1 Taemin
  • 29.05.2021, 10:02h
  • Das ist schwer zu beurteilen. Die Mehrheit der Gesellschaft mag inzwischen so weit sein, wobei unklar ist, wie stabil das ist. Die Politik ist es noch immer nicht, wie die jüngste Abstimmung im Bundesrat zeigt, der gerade erst Selbstverständlichkeiten abgelehnt hat. Und vergessen wir nicht: Um 1930 sah es nach einem baldigen Ende der Schwulenverfolgung aus - und es kam sogar eine Verschärfung. Genau eine solche -oder zumindest eine Rückabwicklung der Eheöffnung und anderer Reformen- hält sich offen, wer eine Ergänzung des Art. 3 III GG ablehnt. Gegenwärtig ist alles abhängig von einfachen Gesetzen, die jede Zufallsmehrheit sofort wieder ändern kann, und von der Meinung weniger fortschrittlicher Richter/innen, deren Amtszeiten begrenzt sind. Das Pendel ist und bleibt beweglich.
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#2 goddamn liberalAnonym
  • 29.05.2021, 10:04h
  • Hirschfeld war von der Judenemanzipation und anderen emanzipatorischen Strömungen des 19. Jahrhunderts geprägt. Für ijhn war die selbstbestimmte sexuelle Identität der Indivuuen entscheidend - auch der Nicht-Binären.

    Deshalb können wir heute seine Thesen überhaupt noch disktutieren.

    Für die teutonisch-germanische Männerbündelei im Umfeld des 'Eigenen' oder den autoritären Krampf um Stefan George gilt das nicht, das ist indiskutabel geworden.

    Wenn wir z. B. das Beispiel USA nehmen, ist seine Geschichtsvision nicht falsch.

    1. Bis in die 90er gab es Warnungen, keine Gay Guides bei der Einreise im Koffer zu haben. Homosexualität war ein Einreiseverweigerungsgrund.

    2. Bis 2003 war in vielen Staaten Homosexualität verboten.

    3. Dass dann schon 2015 die Ehe für alle kam, hat mich sehr überrascht, das hätte ich in meinem Leben nicht für möglich gehalten.

    4. Dass dann der reaktionär dominierte Supreme Court die Bürgerrechtsgesetze der 60er auf uns übertrug, ist eine weitere sehr überraschende Entwicklung.

    Fazit:

    Ja, der Fortschritt ist evident (etwa auch in Lateinamerika).

    Hirschfelds eigenes Schicksal ist aber auch eine Warnung vor dem faschistischen rassistischen Rückschritt.

    Mit Abermillionen Toten.
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#3 Julian SAnonym
  • 29.05.2021, 10:25h
  • "Hat Magnus Hirschfeld Recht behalten?"

    Teils-teils.

    In den letzten 100 Jahren hat sich (nach einer anfänglichen Verschlimmerung im Dritten Reich) viel getan.

    Für weite Teile der Bevölkerung ist es tatsächlich unvorstellbar geworden, wie man LGBTI diskriminieren kann.

    Aber umgekehrt gibt es halt auch noch eine Minderheit an Menschen, die uns nach wie vor hassen und verachten - und die immer radikaler werden und teilweise nicht mal vor Gewalt zurückschrecken.

    Und auch politisch/rechtlich sind wir noch weit von echter Gleichstellung entfernt, siehe Art. 3 GG, Abstammungsrecht, Asylrecht, AGG, Transsexuellenrecht, rechtliche Situation Intersexueller, etc.

    Insofern würde ich sagen:
    wir sind auf einem guten Weg. Aber der Weg hat gerade erst begonnen und es liegt noch ein weites Stück vor uns.

    Erst wenn wir zu 100% rechtlich gleichgestellt sind und erst wenn z.B. Schwule und Lesben ohne nachzudenken zu jeder Zeit und an jedem Ort händchenhalten und sich küssen können oder wenn das Vorstellen des Freundes/der Freundin bei der Familie nicht anders ist als bei Heteros, dann werden wir vollständige Normalität erreicht haben.
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