Nach queerfeindlichen Äußerungen will die evangelische Kirchengemeinde St. Johannis im niedersächsischen Nordstemmen ihren Pastor Marcus Piehl loswerden. Der Kirchenvorstand habe sich für einen personellen Neuanfang im Pfarramt ausgesprochen und befürworte einen Wechsel Piehls auf eine andere Stelle, teilte der Kirchensprengel Hildesheim-Göttingen am Freitag mit.
Marcus Piehl hatte Anfang des Monats in einem Gemeindebrief u.a. gegen intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sowie gegen die Ehe für alle gewettert und dabei die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als "Angriff auf Gottes Ordnung" bezeichnet. Kinder in Regenbogenfamilien liefen darüber hinaus Gefahr, psychisch krank zu werden. Seine Attacke untermauerte Piehl mit der Drohung: "Gott ist durchaus auch einer, mit dem nicht zu spaßen ist" (queer.de berichtete).
Piehl rang sich zu einer späten Entschuldigung durch
Die Landeskirche Hannover, die beiden Superintendenten im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld und der Gemeindevorstand hatten sich umgehend von dem Pfarrer distanziert. Mehrere Gemeindemitglieder drohten zudem mit Kirchenaustritt, sollte der Pastor weiter in Nordstemmen predigen. Auch sollen Eltern ihre Kinder aus der Jugendarbeit der Gemeinde genommen haben. Piehl selbst reagierte mit einer späten Entschuldigung. "Ich bedauere aufrichtig die Verletzungen und Irritationen, die dieser Artikel ausgelöst hat", teilte er in einer persönlichen Erklärung mit (queer.de berichtete).
"Die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher hoffen, dass ein Neuanfang im Pfarramt dazu beiträgt, die Polarisierung, die in der Gemeinde in Folge des Artikels entstanden ist, zu überwinden", erklärte Superintendent Christian Castel zur Entscheidung der Kirchenvorstands. "Künftig soll wieder die vielfältige Gemeindearbeit im Vordergrund stehen." Über Piehls künftige Aufgaben sei die Landeskirche Hannover mit dem Pastor im Gespräch. (cw)
Wer gegen andere Menschen hetzt, kann nicht als Pastor vor einer Gemeinde predigen. Das schließt sich aus.
Aber solange die Evangelische Kirche nicht in allen Fällen so vorgeht (Stichtwort: Latzel und "todeswürdig") bleiben das Einzelfälle und kein generelles Umdenken der Kirche.