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"Sexuelle Anomalie"

"Main-Post" veröffentlicht homophoben Leserbrief

Eine fränkische Zeitung verteidigt die Veröffentlichung eines Leserbriefs, der Schwule und Lesben wegen ihrer sexuellen Orientierung diffamiert.


Eigentlich trägt eine Tageszeitung laut Pressekodex auch für ihre Leserbriefe Verantwortung (Bild: freepik.com)
  • 31. Mai 2021, 09:42h 25 3 Min.

Zu Update springen: Leserbrief gelöscht, "Main-Post" entschuldigt sich

Die Würzburger Tageszeitung "Main-Post" hat am Sonntag online einen redaktionell bearbeiteten Leserbrief veröffentlicht, in dem Homosexualität pauschal als "sexuelle Anomalie" verurteilt wird, die die "natürliche Lebensordnung" verletze.



Der Leser aus der Kleinstadt Haßfurt (!) beruft sich in seiner Aussage auf die Heilige Schrift: "Die biblischen Aussagen dazu im Alten wie im Neuen Testament sind in dieser Frage eindeutig: Gleich­geschlechtliche Paarbeziehungen stehen im Widerspruch zu der von Gott geschaffenen Sexualität." Er warf gleich­geschlechtlichen Paaren vor, mit ihrer Existenz die (heterosexuelle) Familie zu verändern. Aus dieser entstehe schließlich "neues Leben". "Das kann man aber nicht von sexuellen Anomalien sagen, denn sie bedeuten letztlich eine Lebensführung gegen die natürliche Lebensordnung und gegen die Anatomie des Menschen", so der Leser, von dem in der Vergangenheit bereits redaktionelle Artikel in der "Main-Post" erschienen waren.

"Main-Post" verteidigt Leserbrief

Der Leserbrief war eine Reaktion auf die Debatte um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche. Nach Kritik an der Veröffentlichung des "menschenverachtenden, homophoben Unsinns" wies ein "Main-Post"-Redaktionsleiter in einem Kommentar unter dem Leserbrief ("mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion") zurück, dass der Beitrag inakzeptabel sei: Dieser erfülle vielmehr "die journalistischen Leitlinien der Main-Post" und stehe auch für die "Vielfalt an Meinungen und Überzeugungen".


Die Reaktion der Redaktion

In der Vergangenheit hat der Deutsche Presserat bereits die Veröffentlichung von Leserbriefen kritisiert, wenn diese zum Hass gegen Minderheiten aufriefen. So rügte der Verein vor fünfeinhalb Jahren das "Delmenhorster Kreisblatt" für einen Leserbrief, in dem Schwule und Lesben für ihre "abartige Lebensart" diffamiert wurden (queer.de berichtete). Dies sei einen klarer Verstoß gegen Ziffer 12 des Pressekodex. Darin heißt es: "Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden." (dk)

 Update  11.49 Uhr: Leserbrief gelöscht

Kurz nach Veröffentlichung des queer.de-Artikels ist der Leserbrief nicht mehr auf der Website der "Main-Post" abrufbar.

 Update  1.6., 9.36 Uhr: "Main-Post" entschuldigt sich

Die "Main-Post" veröffentlichte am späten Montagnachmittag unter dem alten Link des Leserbriefs einen kurzen Kommentar, in dem sie um Entschuldigung bittet. Autor ist derselbe Redakteur, der noch am Sonntag dem homophoben Leserbrief attestierte, er erfülle "die journalistischen Leitlinien der Main-Post".

Wörtlich heißt es:

Liebe Leserinnen und Leser,

unter dieser Url hatten wir bis Montagmittag einen Leserbrief veröffentlicht, der Bezug auf die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare Mitte Mai in Würzburg nahm.

Diesen Leserbrief haben wir aus dem Netz entfernt, weil er homophob und diskriminierend war. Wir bitten um Entschuldigung.

-w-

#1 SöderAnonym
  • 31.05.2021, 11:57h
  • Zum Update: Das ging ja schnell.
    Gut gemacht, queer.de!

    Wollte eigentlich schreiben: Langsam sollte sich durchsetzen, dass Homophobie nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt sein kann.
    Ist Antisemitismus ja auch nicht.
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#2 Taemin
  • 31.05.2021, 12:09h
  • Ich bin da im Zwiespalt. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, solche als Leserbrief getarnte Hetze zu veröffentlichen. In der Gesellschaft tatsächlich vorhandene Einstellungen kann man nicht bekämpfen, indem man sie einfach ignoriert. Es gibt nun mal Menschen, die ihr Leben nach den Aussagen altorientalischer Märchenerzähler führen und von allen anderen wie auch vom Staat verlangen, sich diesem bösartigen Unfug zu unterwerfen. Ich glaube, es ist für solche Leute schädlicher, wenn derartiger Mist mit ihrem Namen in der Zeitung steht, als wenn so getan wird, als gäbe es weder sie noch ihre dreckige Gesinnung. Auch kann es nie schaden, wenn Leser/innen daran erinnert werden, welcher Schmutz in jenem "heiligen" Buch steht. Wir wissen doch meistens nicht, wer wie über wen denkt. Da kann solche Selbstentlarvung erhellend wirken und sich für die Schreiberlinge sozial als Schuss in den Ofen erweisen. Dieser Mensch hat Nachbarn, Kollegen, Bekannte, von denen einige nach der Veröffentlichung seines Briefes ihre Haltung zu ihm ändern werden.
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#3 SöderAnonym
  • 31.05.2021, 12:16h
  • Antwort auf #2 von Taemin
  • Ich gebe dir Recht, dass solche Menschen nicht einfach ausgeblendet werden sollen.

    Ich habe aber die Vermutung, dass jedes Abdrucken (oder Online Stellen) einer solchen "Meinung" die Homophobie auch legitimieren könnte. Zumindest aus der Sicht des Schreibenden und seiner Bubble.

    So gesehen ist das Online Stellen, die Stellungnahme es sei von der Meinungsfreiheit gedeckt, das Offline Stellen und die vermutliche Diskussion darüber in der Redaktion ein sehr sinnvoller Prozess für den Moment.
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