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Berlin
Kreuzberg: Einspruch gegen Rio-Reiser-Platz
Ein Einspruch aus der Bevölkerung verschiebt die bereits 2019 beschlossene Umbenennung des Berliner Heinrichplatzes nach dem schwulen Ton-Steine-Scherben-Sänger Rio Reiser.

Rio Reiser (1950-1996 wurde mit seiner Band Ton Steine Scherben sowie mit seinen Solo-Hits wie "König von Deutschland" und "Junimond" bekannt (Bild: Sony Music)
- 4. Juni 2021, 04:45h 2 Min.
Nach einem Einspruch aus der Bevölkerung muss Berlin auf den geplanten Rio-Reiser-Platz im Szene-Kiez Kreuzberg warten. Der Einspruch sei eingehend rechtlich geprüft worden und habe aufschiebende Wirkung für die Umbenennung, hieß es am Donnerstag beim zuständigen Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.
"Rio Reiser und Ton Steine Scherben haben Rockgeschichte und die Geschichte Kreuzbergs geprägt", hatte das Bezirksamt die bereits im November 2019 vom Bezirksparlament beschlossene Umbenennung des bisherigen Heinrichplatzes begründet (queer.de berichtete). An den Musiker zu erinnern, sei im Sinne der Diversität. "Schwulsein war für ihn in den 70ern selbstverständlich, während es damals in weiten Teilen der Gesellschaft und auch in der linken Szene noch lange nicht als gängig galt."
CDU lehnt Rio-Reiser-Platz vehement ab
Der Heinrichplatz liegt an der Oranienstraße im Herzen des entsprechend einem früheren Postzustellbezirk "SO36" genannten Stadtteils, einer bis heute alternativ geprägten Ecke von Berlin. Der Rio-Reiser-Platz soll durch ein Gedenkzeichen ergänzt werden. Geplant war die Umbenennung eigentlich schon im September 2020. Im vergangenen Jahr wäre Reiser 70 Jahre alt geworden, 2020 lag auch die Gründung der Protestband Ton Steine Scherben 50 Jahre zurück.
Die CDU hatte sich gegen die Umbenennung ausgesprochen. Man müsse aufpassen, "dass der Bezirk nicht zur Beute linksradikaler Kreise" werde, empörte sich etwa der Berliner CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. "Ich sehe keinen Grund, nach Herrn Reiser irgendetwas in Kreuzberg umzubenennen. Er hat für den Bezirk nichts getan" (queer.de berichtete).
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Umbenennung stand im April im Amtsblatt
Die Umbenennung war im April per Amtsblatt angekündigt worden. Zu einer Veranstaltung war laut Bezirksamt bisher nicht eingeladen worden. Allerdings war im Rahmen des Scherben-Festivals "Wenn die Nacht am tiefsten" (vom 7. Juni an) für den 12. Juni eine Feier auf dem Platz vorgesehen. Die Organisator*innen konnten am Donnerstag zunächst nicht sagen, ob es noch eine Veranstaltung geben werde.
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Rio Reiser war zwischen 1970 und 1985 Sänger und Haupttexter von Ton Steine Scherben. Zu den bekanntesten Hits der zeitweise von der heutigen Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth gemanagten Musikgruppe waren "Macht kaputt, was euch kaputt macht" und "Keine Macht für Niemand". Später startete Reiser eine Solo-Karriere – und begeisterte auch ein Mainstream-Publikum mit Liedern wie "König von Deutschland" und "Junimond". Reiser starb 1996 im Alter von nur 46 Jahren an Kreislaufversagen infolge von langjährigem Alkoholkonsum. (cw/dpa)

















Man muss den Menschen keine unnötige Arbeit aufbürden nur um ein prestige Objekt umzusetzen und um sich selbst auf die Schulter zu klopfen.