Klaus Wowereit war von 2001 bis 2014 Regierungschef im größten deutschen Stadtstaat
"Ich bin schwul – und das ist auch gut so": Berlins Ex-Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist auch nach 20 Jahren auf seinen inzwischen legendären Satz stolz. "Ich denke, dass es richtig war, in die Offensive zu gehen, und bin auch ein bisschen stolz darauf, was das für andere bewirkt hat", sagte Wowereit dem "Tagesspiegel" (Bezahlartikel). Er habe den Satz vorher nicht formuliert: "Der kam spontan".
Wowereit hatte diesen Satz öffentlich erstmals auf einem SPD-Landesparteitag am 10. Juni 2001 ausgesprochen. Anschließend wurde er zum Spitzenkandidaten für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Er war dann bis 2014 Regierender Bürgermeister (queer.de berichtete).
"Einige Leute wussten bereits, dass ich schwul bin. Bevor ich auf dem Parteitag am Sonntag nominiert wurde, wollte ich aber, dass es alle wissen. Mir war wichtig, dass hinterher niemand sagt, er hätte mich gar nicht erst nominiert, wenn er das gewusst hätte", sagte Wowereit.
Wowereit erwähnt auch queer.de
Bericht im alten queer.de 2001
In dem Interview erklärte Wowereit auch, dass ein Bericht auf queer.de, der zwei Tage vor dem Parteitag erschienen war, zum Coming-out beigetragen hatte. Die damalige Redakteurin Sabine Röhrbein hatte vom Coming-out bei der SPD-Fraktionssitzung aus erster Hand erfahren und darüber berichtet. Wowereit: "Nachdem ich es auf der Fraktionssitzung gesagt hatte, gab es eine Meldung bei queer.de, die das schwule Portal als Pressemitteilung auch an Nachrichtenagenturen schickte. Am Samstag griff die 'Frankfurter Rundschau' die Meldung in einem Nebensatz auf", so der SPD-Politiker. "Wenig später informierte mich dann der stellvertretende Pressesprecher, dass die Boulevardpresse bereits am Recherchieren war. Die ersten Anrufe von Journalisten folgten, sodass ich mich kurzerhand entschloss, es am Sonntag auf dem Parteitag zu sagen. Wie genau und an welcher Stelle, hatte ich nicht geplant."
Wowereit äußerte sich kritisch zur Debatte um Identitätspolitik. "Dass man sich nicht nur um kleine Randgruppen kümmern soll, sondern mal wieder die Norm oder die Mehrheit im Blick behalten müsse, ist eine völlig kontraproduktive Diskussion", sagte er. "Natürlich gibt es nur wenige Menschen, die ihr Geschlecht erst im Laufe ihres Lebens definieren können. Aber welchen Leidensweg sie gehen und wie diskriminierend auch heute noch die gesetzlichen Vorschriften sind, das ist doch nicht wegzuleugnen!", sagte Wowereit.
Hintergrund ist, dass selbst in Wowereits eigener Partei das Engagement für sexuelle oder ethnische Minderheiten kritisiert wird. Neuestes Beispiel sind abwertende Kommentare vom ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (queer.de berichtete). (dpa/cw)