Der seit vergangenem Jahr nach einem Rücktrittsgesuch aus Altersgründen pensionierte, ehemalige Erzbischof des US-Bundesstaats Philadelphia, Charles J. Chaput, hatte sich in der Vergangenheit vor allem gern auf Lesben und Schwule eingeschossen. Nun sprach er in der Fox-News-Talkshow von Tucker Carlson vom "Transgenderismus" als einem Götzendienst und brachte transgeschlechtliche Menschen mit der Ursünde in Verbindung.
Carlson erinnerte in dem Gespräch an die biblische Geschichte von Adam und Eva. Diese hätten nicht Gott folgen, sondern selbst wie Gott sein wollen, als sie seine Gebote brachen. Anstelle Gottes Beitrag zu würdigen, hätten sie versucht, sich selbst zum Zentrum der Schöpfung zu machen. So sei es auch beim "Transgenderismus": Was in Gottes Verantwortung läge, gäben transgeschlechtliche Menschen in die Hände von anderen, wenn sie eine "Geschlechtsumwandlung" ("sex change") vornähmen. Wer mit dem von Gott gegebenen Körper nicht zufrieden sei und glaube, die Macht zu haben, jemand zu werden, als der er nicht geschaffen sei, eigne sich die Rolle des Schöpfers an. Dass Menschen dies täten, sei die "endgültige Rebellion gegen Gott".
Diesen vermeintlichen andauernden Aufstand gegen die Schöpfungsordnung führt der Katholik auf die sexuelle Revolution zurück, die ihrerseits eine große Rebellion gegen den Schöpfer sei. Sie habe direkt zu sexuellen und geschlechtlichen "Pathologien" wie dem "Transgenderismus" beigetragen, da sie sich dagegen wende, wie Gott Körper und Sexualität gestaltet habe. Jetzt aber, führte Chaput in absoluter historischer Unkenntnis aus, seien die Menschen zu dem Punkt gekommen, dass sie glaubten, Kontrolle darüber zu haben, welcher Art menschlichen Wesens sie seien. Dabei fand die erste moderne geschlechtsangleichende Operation bereits 1930 statt. Und: Wege, als das eigene Geschlecht zu passen, haben einige transgeschlechtliche Menschen schon immer gefunden.
Der Kulturkampf verlagert sich auf Transrechte
In den USA tobt seit der Abwahl des republikanischen Präsidenten Donald Trump ein noch einmal verschärfter Kulturkampf um die Rechte transgeschlechtlicher Menschen. So hatten zahlreiche Bundesstaaten segregierende Gesetze für Mädchen erlassen, auf deren ursprünglichen Geburtsurkunden ein männliches Geschlecht eingetragen ist (queer.de berichtete). Diese werden gezwungen, am Schulsport der Jungs teilzunehmen, was einen großen Teil der Mädchen einem Zwangsouting und Schlimmerem aussetzt.
In Arkansas wurde gleich die medizinische Versorgung transgeschlechtlicher Jugendlicher verboten (queer.de berichtete). Bei NBC News erklärte eine Familie, deshalb den Staat nun verlassen zu müssen. Das dürfte auch das Schicksal vieler anderer transgeschlechtlicher Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien sein, die von der neuen Welle transfeindlicher Gesetze betroffen sind.
Katholische Kirche heizt Kulturkampf an
Im Zuge dieses Kulturkampfes hatten sich zuletzt auch katholische Würdenträger vermehrt zu Trans-Themen geäußert. So sagte Erzbischof Salvatore Cordileone aus San Francisco, Pubertätsblocker für transgeschlechtliche Jugendliche seien "schrecklich" und ein "Angriff auf die Schöpfungsordnung". Viele Menschen seien "von der anderen Seite" hinters Licht geführt worden. Er selbst könne sich jedoch nicht vorstellen, wie überhaupt jemand glauben könne, dass etwas so Offensichtliches, dass ein Junge ein Junge sei und sich in einen Mann entwickeln müsse, infrage gestellt sein könnte. Das brachte er auch mit der Akzeptanz von Schwulen, Lesben und Bisexuellen in Verbindung: "Transgenderismus" sei Teil einer breiteren Zurückweisung der sexuell-komplimentären Schöpfung von Mann und Frau.
Chaput fiel mehrfach mit homofeindlichen Äußerungen auf
Charles Chaput fiel in den vergangenen Jahren mehrfach mit homofeindlichen Äußerungen auf. 2018 hatte er sich etwa dafür ausgesprochen, in Kirchendokumenten die Abkürzung LGBTI nicht zu verwenden, da einen Katholiken nicht der "sexuelle Appetit" definiere. Die Kirche unterteile nicht, so der Erzbischof (queer.de berichtete).
Dass sie sehr wohl unterteilt, es Chaput also wohl um etwas anderes gegangen sein dürfte, lässt sich aus einer Äußerung aus dem Vorjahr entnehmen. Da reagierte der Bischof auf den Jesuitenpater James Martin, der unter anderem mit dem Buch "Buildung Bridges" zum Respekt gegenüber Homosexuellen aufgerufen hatte. Wenn die Bibel wahr sei, dürfe die Kirche Menschen in "unkeuschen Beziehungen" nicht nur Bestätigung entgegenbringen, sondern müsse sie auch zur "Wandlung" bewegen.
Im Jahr 2004 behauptete Chaput, es sei für einen Katholiken Sünde, den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry zu wählen. Der Grund: Ihm war die liberale Haltung der Partei zu Fragen von reproduktiven Rechten von Frauen und Homosexualität ein Dorn im Auge.
Oder wollen die damit bewusst von ihren eigenen Taten ablenken?
Die Kirche wird sich echt niemals ändern...