Keine Schwulen, keine Juden, kein Bier: Das ist die kürzlich ausgestrahlte arabische Version der TV-Serie "Die Simpsons".
Von Dennis Klein
16 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung haben es die Simpsons auch in die arabische Welt geschafft: Während des Fastenmonats Ramadan strahlte der in Dubai angesiedelte pan-arabische Privatsender MBC die erste Staffel im Vorabendprogramm unter dem Titel "Al-Shamshun" aus - synchronisiert auf Arabisch mit ägyptischem Akzent. Homer Simpson heißt hier Omar Shamshun, aus Bart wurde Badr. Doch nicht nur die Namen haben sich geändert - auch allzu westliche Ideen wurden bei der Bearbeitung getilgt.
Ein großer Unterschied: Schwule kommen gar nicht vor - selbst Andeutungen wie die Schwärmereien von Smithers seinem Chef Mr. Burns gegenüber sind in der arabischen Version tabu. In späteren Staffeln der Originalserie lebt Homer gar mit Schwulen zusammen und erhält eine Lizenz zur Trauung von Homo-Paaren, als Springfield die Ehe öffnet - diese Folgen werden wohl nicht so das Licht des vorderen Orients erblicken.
Weitere Änderungen umfassen religiös motivierte Regeln: So isst Homer keine Hot Dogs mehr, sondern zieht sich Rinderwürstchen rein - Schweinefleisch ist im Islam verpönt. Barts Vater pumpt sich auch nicht mehr in "Moe's Bar" mit billigem Dosenbier voll, sondern trinkt Saft oder Limonade in der Ahwa (Kaffeestube). Die Simpson-Kinder sind zudem bei weitem nicht so aufmüpfig wie im Original. Manche Themen wie Rassismus finden einfach nicht statt. Und wegen des Nahostkonflikts um Israel darf Krusty der Clown auch kein Jude mehr sein.
In Blogs machen viele Araber, die die Serie zuvor im Original gesehen haben, inzwischen Front gegen "Al-Shamshun". "Die waren überhaupt nicht lustig und so nervig, diese arabischen Synchronsprecher", schreibt Blogger "The Angry Arab". "Die haben's ruiniert. Warum nur? Warum?", meint ein anderer.
Dennoch sind "Die Simpsons" der erste Versuch, Cartoons auch für Ältere interessant zu machen. Bisher richten sich Zeichentrickfilme nur an Kinder, viele davon sind importierte Disney-Serien. Sie schneiden überhaupt keine sensiblen Themen an. Doch 60 Prozent der Menschen in der arabischen Region sind jünger als 20 Jahre, daher sind "jugendgefährdende" Inhalte ein großes Problem. Bis wirklich kontroverse Serien wie "South Park" einmal im arabischen Fernsehen Erfolge feiern, wird also noch viel Wasser den Nil hinunter fließen.
24. November 2005
und grade das überspitzte darstellen von kritischen Themen hat die Serie immer so lustig und sehenswert gemacht, grade auch für Erwachsene. Davon scheint ja nicht viel übrig geblieben zu sein.