Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) begrüßt die Idee einer in Regenbogenfarben leuchtenden Münchner EM-Arena beim Gruppenfinale am Mittwoch gegen Ungarn. "Gerade weil wir im "Pride Month" sind. Das wäre ein klares Zeichen", sagte LSVD-Bundesvorstand Christian Rudolph, der zugleich erster Ansprechpartner für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt beim DFB ist, der Deutschen Presse-Agentur. Die Europäische Fußball-Union UEFA sei nun gefordert, "das Vorhaben zu unterstützen".
Der Verband sei "in engem Austausch mit dem DFB". Rudolph verwies auch auf die Kapitänsbinde in Regenbogenfarben, die Nationaltorwart Manuel Neuer bereits im ersten Vorrundenspiel in München gegen Frankreich (0:1) getragen hatte (queer.de berichtete). "Das ist nicht nur eine einmalige Aktion, umso wichtiger ist es, dass es über die EM andauert. Ich weiß, dass die Mannschaft dahinter steht", sagte Rudolph.
Auch eine aktuelle Online-Petition an DFB-Präsident Fritz Keller macht sich für eine Allianz Arena in Regenbogenfarben stark. Sie wurde bislang von über 37.000 Menschen unterschrieben.
Breiter Konsens im Münchner Stadtrat
Auch der Münchner Stadtrat sprach sich dafür aus, die Allianz Arena am Abend des Spiels in Regenbogenfarben zu erleuchten. In einem von allen Fraktionen für das Plenum am nächsten Mittwoch eingebrachten Antrag heißt es, es sei "der Landeshauptstadt München wichtig, ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der LGBTI-Community in Ungarn zu setzen, die unter der aktuell verschärften homo- und transphoben Gesetzgebung der Ungarischen Regierung zu leiden hat". Die Landeshauptstadt München, so der Antrag solle an die UEFA, den DFB, den Bayerischen Fußballverband, die Fußballvereine und alle Fußball-Freund*innen in München appellieren, sich aus Anlass der EURO 2020 mit deren medialer Reichweite nachdrücklich und sichtbar für Toleranz und Gleichstellung einzusetzen. Oberbürgermeister Reiter wird in dem Antrag zudem gebeten, eine Beflaggung des Rathauses mit Regenbogenfahnen anzuordnen.
Stadtrat Beppo Brem (Die Grünen/Rosa Liste) begrüßte den breiten Konsens, der im Stadtrat zu diesem Antrag herrscht: "Diese Resolution gibt ein deutlich sichtbares Signal gegen Homo- und Transphobie – München bewirbt sich ja schließlich auch um die Ausrichtung der Gay Games 2026. Ein wichtiger Bestandteil dieser Bewerbung ist die Stärkung der queeren Community und der Menschenrechte in Osteuropa."
"Eine starke Gesellschaft lebt von ihrer Vielfalt", erklärte Manuel Pretzl (CSU). München steht als liberale Großstadt und auch als EM-Gastgeber für Offenheit, Toleranz und Gleichstellung in allen Lebensbereichen. "Wir setzen damit ein starkes, gemeinsames und sichtbares Zeichen für Vielfalt und echte Gleichstellung", ergänzte Christian Vorländer (SPD/Volt). "Wir zeigen unsere Solidarität mit der in Ungarn und an vielen anderen Orten bedrängten und diskriminierten LGBTIQ*-Community."
"Die Welt schaut nach München"
"Viktor Orban tritt die Rechte der LGBTIQ-Community mit Füßen", sagte Gabriele Neff (FDP/ Bayernpartei). "Die Spieler der ungarischen Nationalmannschaft sind hierfür nicht verantwortlich, trotzdem sind sie Repräsentanten der ungarischen Nation. Als einziger Austragungsort der Bundesrepublik liegt es an uns, dem ungarischen Präsidenten und der gesamten Welt ein Zeichen mit auf den Weg zu geben, dass wir gemeinsam stehen, dass es nicht von Bedeutung ist, wen man liebt, sondern dass man Menschen akzeptiert, wie sie sind."
Ein in Regebogenfarben ausgeleuchtetes Stadion wäre "eine unmittelbare Unterstützung für die vielen von Repression betroffenen queeren jungen Menschen in Ländern wie Ungarn, Polen oder Russland, bei denen diese Botschaft einer LGBTQI*-freundlichen Community sehr wohl verstanden wird und Kraft spendet", sagte Thomas Lechner (Die Linke/Die Partei). "Wenn die deutsche Nationalmannschaft bei der EM gegen Ungarn spielt, schaut die Welt nach München", meinte Tobias Ruff, Vorsitzender der Fraktion ÖDP/FW. "Und wir können dafür sorgen, dass unsere Stadt dann als Zeichen der Solidarität mit der LGBTIQ*-Gemeinschaft in Ungarn und weltweit in Regenbogenfarben erstrahlt. Mit dieser Aktion setzen wir ein wichtiges Zeichen für Toleranz, Gleichberechtigung und die europäischen Werte."
Gesetz gegen "Homo-Propaganda" am Dienstag beschlossen
Das ungarische Parlament hatte am Dienstag ein extrem queerfeindliches Gesetz gebilligt. Bildungsprogramme zu Homo- und Transsexualität oder Werbung von Großunternehmen, die sich mit queeren Menschen solidarisch erklären, sollen demnach künftig verboten werden, ebenso wie Aufklärungsbücher zu dem Thema (queer.de berichtete).
Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban. Entsprechend laut war die Forderung nach einem klaren Zeichen bei der Fußball-EM in Deutschland geworden. "Es macht bei solchen Spielen noch einmal mehr Sinn – es ist wichtig, dass solche Aktionen nicht mehr verboten werden", sagte Rudolph. Der Sport dürfe sich nicht verstecken und müsse zu seinen Werten stehen.
Der LSVD richtet am 26. Juni zudem die digitale Kampagne #SportPride2021 aus für mehr Sichtbarkeit und Unterstützung von LGBTI im Sport. (cw/dpa)
Update 15.08h: OB Reiter spricht mit UEFA und DFB
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter will bei UEFA und DFB für eine EM-Arena in Regenbogenfarben werben. Der SPD-Politiker will nicht warten, bis am Mittwoch im Stadtrat über den entsprechenden Antrag offiziell entschieden wird. "Nachdem der Antrag von allen Fraktionen gestellt wurde, werde ich mich bereits Anfang der Woche an den Veranstalter UEFA/DFB wenden», sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. "Das ist ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Gleichstellung."
Ach sorry, ich weiß, das ist wohl nur Utopie...