In New York City haben sich am Sonntag tausende Menschen an einer alternativen CSD-Parade beteiligt. Bei extrem hohen Temperaturen zogen die Demonstrant*innen vom Bryant-Park im Stadtteil Manhattan zum berühmten Washington Square Park. Der alternative Marsch wird seit 2019 von der Bewegung Reclaim Pride Coalition veranstaltet, aus deren Sicht die große jährliche Pride-Parade in der US-Metropole zu kommerziell geworden ist.
Viele der Demonstrant*innen hielten Plakate mit Aufschriften wie "Queer Power", "Gay is Good" oder "Queer Black Lives Matter" in die Höhe. "Ich denke, es gibt viele Menschen, die nicht an der Regenbogen-Färberei und der kommerziellen Aneignung von LGTBQ-Menschen interessiert sind", sagte der 47-jährige Demonstrant David Bishop mit Blick auf die große Pride-Parade, die jedes Jahr hunderttausende Menschen anzieht, darunter viele Politiker*innen und Prominente. In diesem Jahr findet die Parade coronabedingt aber bereits zum zweiten Mal nur virtuell statt.
"Niemand von uns ist frei, wenn nicht alle von uns frei sind"
Die Reclaim Pride Coalition argumentiert, dass die große CSD-Parade sich zu sehr vom Geist der Stonewall-Unruhen von 1969 entfernt habe, die als Ursprung der queeren Bewegung gelten. Von einer Teilnahme am alternativen Queer-Marsch ausgeschlossen sind Polizist*innen. Zu den Stonewall-Unruhen sei es überhaupt erst gekommen, weil die New Yorker Polizei versucht habe, "uns unsere Rechte wegzunehmen", sagte der 28-jährige Demonstrant Roby Medlyn. "Bis sie echte Veränderungen umsetzen, sind sie nicht willkommen." Die Protestierenden skandierten polizeikritische Parolen aus der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung wie "No Justice, No Peace". CSD-Mitorganisator Jay W. Walker erklärte, dass der Kampf um Bürgerrechte alle diskriminierten Minderheiten verbinde: "Niemand von uns ist frei, wenn nicht alle von uns frei sind", erklärte der Aktivist.
Erst kürzlich hatte auch die Nichtregierungsorganisation Heritage of Pride, die den Haupt-CSD in New York City organisiert, angekündigt, die Teilnahme uniformierter Polizeibeamt*innen an der jährlichen Pride-Parade bis 2025 nicht erlauben zu wollen (queer.de berichtete). Polizeiverbände kritisierten das Verbot als diskriminierend.
Auch in Deutschland fanden am Wochenende mehrere CSD-Veranstaltungen statt, darunter auch drei Demos in Berlin (queer.de berichtete). (AFP/dk)
Der eigentliche Skandal ist das sich dieser Satz nicht als selbstverständliche Grundhaltung tief in unser Denken, Fühlen und Handeln eingebrannt hat.