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Coming-out
Juli Klippert ist erste nichtbinäre Person im Stadtrat von Hannover
Das führende Ratsmitglied der Satirepartei "Die Partei" hat am Montag auf eine "Änderung bezüglich meiner geschlechtlichen Identität" hingewiesen. Auf Pronomen will Klippert komplett verzichten.

Juli Klippert (Die Partei) ist seit 2016 Mitglied der Rats der Stadt Hannover (Bild: Die Partei)
- 29. Juni 2021, 06:10h 3 Min.
Diese Mitteilung war vermutlich ernst gemeint: Juli Klippert, Mitglied des Stadtrats und der Regionsversammlung Hannover für die Satirepartei "Die Partei", hat am Montag in einer Presseerklärung auf eine "Änderung bezüglich meiner geschlechtlichen Identität" hingewiesen.
"Während des CSD Hannovers 2021 habe ich mich als nicht-binär geoutet", erklärte Klippert. "Daraufhin habe ich in Hannover sowohl in meiner PARTEI als auch von außerhalb und vor allem durch die queere Szene in Hannover sehr viel bestärkend Rückhalt erhalten."
Hilfestellung für Journalist*innen
Die 33-jährige Ratsperson und Fraktionsspitze nenne sich nun Juli, heißt es weiter in der Pressemitteilung. "Schwieriger geht die deutsche Sprache mit den Pronomen um, deswegen habe ich mich entschlossen bis auf weiteres keine Pronomen für meine Person zu verwenden, weswegen ich um Umschreibung oder einfach simpel die Nennung meines Namens bitte." Sollte dies nicht möglich sein, benutze Klippert das Pronomen "es".
Für Journalist*innen veröffentlichte das Ratsmitglied die folgende "Hilfestellung" für die Berichterstattung und künftige Anrede:
Julian Klippert ➔ Juli Klippert
Ratsherr ➔ Ratsmitglied
Abgeordneter ➔ (das) Abgeordnete
Fraktionsvorsitzender ➔ Fraktionsvorsitz / das Fraktionsvorsitzende
[sozial]politischer Sprecher ➔ Fachperson Soziales
Sehr geehrter ➔ Sehr geehrt* / Sehr geehrtes
Lieber ➔ Lieb* / Liebes
Herr ➔ entfällt / Enby (aus dem englischen non-binary abgeleitet)
Mann ➔ Enby
Alternative simple Anrede: Hallo Juli Klippert
"Es fühlt sich gut an, ich fühle mich wohler", sagte Klippert gegenüber der "Neuen Presse" (Bezahlartikel) über das Coming-out. Das Ratsmitglied ist mit einer Frau verheiratet und hat zwei Kinder. "Den Kindern ist das egal, der Große ist viereinhalb, der darf sich entfalten wie er möchte, wird offen erzogen. Jetzt trägt er gerade gern Röcke", erklärte Klippert. Und "die kleine Maus ist ohnehin erst zehn Monate, da ist es eh noch egal". Eine bestärkende Reaktion habe es auch von Klipperts Mutter gegeben.
Klippert will in den Bundestag
Juli Klippert ist die erste nichtbinäre Person im Stadtrat und der Regionsversammlung von Hannover. "Vielleicht ist es auch ganz gut, dass jemand von uns in der Politik ist. Homosexuelle Menschen gibt es ja schon", meinte das Fraktionsvorsitzende, das 2019 auch zur OB-Wahl antrat. Am liebsten würde Klippert ab Herbst auch in Berlin Flagge zeigen: Bei der Bundestagswahl im September will die 33-jährige Person das Direktmandat im Wahlkreis 42 (Stadt Hannover II) holen – wie bereits vor vier Jahren. 2017 erzielte Klippert 2,8 Prozent.
Die politische Bilanz der Ratsperson indes ist bescheiden. In Hannover sorgte Klippert vor allem für Schlagzeilen, weil es sich selbst als Fraktionsgeschäftsführung einstellte und Sitzungsgelder ohne Anwesenheit kassierte. 2019 machte Klippert öffentlich, von einer Frau vergewaltigt worden zu sein. (mize)















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Wr so eine Partei wöhlt, ist potenziell undemokratisch und LGBT*-feindlich.