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Hassverbrechen

Gericht verurteilt Honduras für Mord an trans Frau

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat erneut einen Fall LGBTI-feindlicher Gewalt verhandelt. Verurteilt wurde der Staat Honduras, weil er den Tod von Vicky Hernández nie untersucht hat.


Ihr Mord wurde nie aufgeklärt: Vicky Hernández starb am 28. Juni 2009 (Bild: Red Lésbica Cattrachas)

Vicky Hernández wurde 2009 von Polizisten während einer Ausgangssperre erschossen – auf offener Straße. Gefunden wurde ihr Leichnam tags darauf. Der Tod der Aktivistin, die auch Mitglied der LGBTI-Gruppe Colectivo Unidad Color Rosa war, wurde nie aufgeklärt.

Dafür wurde nun der gesamte Staat Honduras verurteilt – und zwar vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte. Der befindet immer wieder auch über Rechte von LGBTI. Im April vergangenen Jahres verurteilte der Gerichtshof bereits Peru wegen der Folterung der trans Frau Azul Rojas Marin (queer.de berichtete). Gewalt und Morde nicht nur an trans­geschlechtlichen Frauen finden auf beiden amerikanischen Kontinenten beinahe regelmäßig statt und stellen ein riesiges Problem für die LGBTI-Community dar.

Hernández hatte sich in Begleitung zweier Personen auf einer öffentlichen Straße in San Pedro Sula aufgehalten. Eine Patrouille der Polizei soll versucht haben, sie zu verhaften. Die Frau sei aus Angst vor üblichen gewaltsamen Übergriffen geflohen. Von der Tat selber existieren zwar keine Zeug*­innenberichte, doch Medien nannten den Mord eine extralegale Hinrichtung, bei der Hernández eine Schusswunde im Kopf erlitt.

Mit Mord und Nichtaufklärung Rechte verletzt

Der Mord an Vicky Hernández wurde vom Staat nie näher untersucht. Zeug*innen wurden nicht vernommen, und es gibt keinen Autopsiebericht. Stattdessen wurde die Tat ohne jegliche Grundlage als Verbrechen im Affekt verbucht – ein weltweit häufig genutztes Mittel, mit dem Hassverbrechen gegen Minderheiten gedeckt und gerechtfertigt werden.

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Das Gericht argumentierte, mit der Tötung Hernández' habe der honduranische Staat aus LGBTI-feindlichen Motiven gegen das Recht auf Leben und Unversehrtheit des Körpers der Ermordeten verstoßen. Außerdem seien die Rechte auf Anerkennung als Person vor dem Gesetz, die Antidiskriminierungs-Grundsätze und das Recht auf Geschlechtsidentität verletzt worden. Darüber berichtete auch das Portal amerika21.

Indyra Mendoza, Gründerin der lesbisch-feministischen Gruppe Cattrachas, die den Fall zusammen mit anderen vor den Gerichtshof gebracht hatte, wertete das Urteil als großen Erfolg. Sie verwies aber auch darauf, dass seit dem Mord an Hernández über 300 weitere LGBTI in dem mittelamerikanischen Staat ermordet wurden. Nach Angaben der für die Rechte von LGBTI kämpfenden Organisation Sin Violencia wurden in ganz Lateinamerika zwischen 2014 und 2019 knapp 500 transgeschlechtliche Frauen ermordet.

Morde an LGBTI nahmen rund um Putsch noch mal zu

So gehören Morde an transgeschlechtlichen Frauen auch in Honduras fast schon zum traurigen Alltag. 2019 etwa wurden binnen einer Woche unabhängig voneinander die TV-Moderatorin Santi Carvajal, die LGBTI-Aktivistin Bessy Ferrera sowie die Stylistin Antonia Lainez ermordet (queer.de berichtete).

Am 28. Juni 2009 hatte das Militär in Honduras geputscht und den bisherigen Präsidenten José Manuel Zelaya Rosales gefangen genommen. An jenem Tag wurde auch der Mord an Vicky Hernández verübt. Eine Folge des Putsches war eine weitere, intensive Welle an Morden an LGBTI. Die neue De-facto-Regierung, die ihre Macht immer wieder mit Ausgangssperren gegen eine Protestbewegung absicherte, ist von den meisten Staaten nicht anerkannt worden. Schließlich fanden Ende 2009 reguläre Präsidentschaftswahlen statt.

Vorbild: Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte

Der Interamerikanische Gerichtshof ist nach dem Vorbild des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts eingerichtet worden. Grundlage ist die Amerikanische Menschenrechtskonvention, die bislang von 24 mittel- und südamerikanischen Ländern als verbindlich akzeptiert worden ist, darunter auch von großen Ländern wie Argentinien, Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Menschenrechtskonvention zwar unterzeichnet, aber bislang nicht ratifiziert.

2018 hatte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte mit einem Urteil die Öffnung der Ehe für alle in Lateinamerika angemahnt. Dem folgten im selben Jahr Costa Rica und 2019 Ecuador mit entsprechenden nationalen Gesetzgebungen.

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