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Schwuler EM-Held
Regenbogenflitzer: "Ich wollte, dass die LGBT-Leute in Ungarn sehen, dass das so ok ist"
Der 18-Jährige, der beim Länderspiel gegen Ungarn mit einer Regenbogenfahne das Spielfeld stürmte, spricht in einem tz-Interview über seine Aktion – und outet sich als FC-Fan.

Die UEFA-Regie zeigte den Regenbogenflitzer nicht, viele Zuschauer*innen filmten aber die Szene (Bild: Screenshot Youtube / World Inspiration)
- 12. Juli 2021, 11:27h 3 Min.
Der 18-jährige Luca aus Frechen bei Köln wurde beim Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Ungarn am 23. Juni in München weltbekannt, als er während der ungarischen Hymne mit einer Regenbogenfahne auf den Platz stürmte. Gegenüber der Münchner Boulevardzeitung tz hat sich der Schüler nun zu seinen Motiven geäußert. "Ich bin schwul und ich habe ziemliches Glück, dass ich in Deutschland der sein kann, der ich bin, und Familie und Freunde habe, die mich akzeptieren und lieben", so Luca. "Ich wollte, dass die LGBT-Leute in Ungarn sehen, dass das so ok ist und dass da Leute sind, die das unterstützen, auch wenn ihre Politik das anders sieht."
Der Teenager erklärte, er habe zunächst mit versteckter Flagge im Ungarn-Block der Allianz-Arena gestanden. Dieser Fanblock sollte während des Spiels mit homosexuellenfeindlichen Transparenten und Sprechchören auffallen, wofür Ungarn später von der UEFA bestraft wurde (queer.de berichtete).
Er sei dann näher ans Spielfeld gelaufen, um seine Flagge besser zeigen zu können, erinnert sich Luca: "Als die Hymne kam, habe ich mir gedacht: Die Ungarn sollen die Hymne auch für die singen, die die Regenbogenfahne schwenken." Danach sei er an Kontrolleuren vorbeigerannt und aufs Spielfeld gekommen. Als er gerannt sei, habe er ein "unglaublich schönes Gefühl" gehabt. "Die deutsche Seite hat gejubelt. Als ich vor den Teams stand, haben die Ungarn weggeguckt, ich hatte aber das Gefühl, das mich jeder deutsche Spieler anguckt, dann der Jubel von den deutschen Fans, das war total emotional. Ich dachte: Seht auf die Flagge, seht dass sie da ist! Das war einfach aufregend!", so Luca.
"Sie waren alle nett zu mir"
Er sei dann umgeworfen worden, was brutaler ausgesehen habe, als es gewesen sei. Danach sei er zur Polizeiwache gebracht und nach dem Spiel wieder freigelassen worden. "Sie waren alle nett zu mir", so Luca. Er habe eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs erhalten, außerdem drohe ihm ein deutschlandweites Stadionverbot.
Auch in Deutschland sei beim Thema Homosexualität und Fußball noch viel zu tun, so Luca: "Fußballer müssen nur eine Regenbogenbinde tragen um von Fans und Politikern aufs schlimmste beleidigt zu werden", so Luca mit Blick auf den deutschen Kapitän Manuel Neuer, dem aus der AfD unter anderem vorgeworfen wurde, eine "Schwuchtelbinde" zu tragen.
Luca wirft UEFA Scheinheiligkeit vor
Luca selbst ist Fußballfan und Anhänger des Erstligisten 1. FC Köln. Er kritisierte das Verhalten des europäischen Dachverbands scharf: "Was jetzt während der EM passiert ist, ist scheinheilig", sagte der 18-Jährige. So kritisierte er, dass die UEFA Regenbogenwerbung in manchen Stadien in homophoben Länder verbieten ließ oder Ermittlungen gegen Manuel Neuer wegen seiner Regenbogenbinde einleitete. Sein Fazit über die Moral der UEFA fällt vernichtend aus: "Wenn es Geld bringt, ist es ok. Sobald es schwierig wird und um Solidarität und Unterstützung geht, taucht die UEFA ab."
Luca erwartet nun möglicherweise eine hohe Geldstrafe. Eine Spendensammlung für den Regenbogenflitzer hat aber bereits mehr als 9.000 Euro eingebracht. Luca freut sich über so viel Solidarität: "Da haben so viele gespendet, mein ganzer Jahrgang, von meinen Freunden kam so viel Liebe und Unterstützung, das hatte mich sehr gefreut." (dk)
/ volkswagen | Beim Finale im Wembley-Stadion brachte am Sonntag ein Regenbogenauto den Spielern den Ball zum Anpfiff. Derartige vielfaltsbejahenden VW-Aktionen hatte die UEFA während EM-Spielen in Russland und Aserbaidschan verboten, angeblich aus Rücksicht auf lokale Gesetze"Volkswagen ist ein vielfältiges Unternehmen, das Menschen so akzeptiert, wie sie sind unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Religion und Sexualität. Vor, während und nach der Europameisterschaft.", so unser CEO Ralf Brandstätter auf LinkedIn.
Volkswagen News (@volkswagen) July 12, 2021
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