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Filmfestival
Starkes queeres Kino aus Indien – online für alle
Das Indische Filmfestival Stuttgart präsentiert vom 21. bis 25. Juli gleich drei queere Filme als Stream. Unbedingt sehenswert: "Sheer Qorma", der jüngste Streich des jungen Regietalents Faraz Arif Ansari.

Szene aus "Sheer Qorma"
17. Juli 2021, 14:20h - 3 Min. Von
"Die Repräsentation der Unterrepräsentierten ist etwas, das mir als Filmemacher*in sehr am Herzen liegt. Seien es meine trans, nichtbinären, queeren und muslimischen Geschwister – in meinen Filmen wird immer Platz für sie sein. Ich bin genauso eine muslimische wie eine queere Person, und das ist nicht verhandelbar. Ich denke, das muss verstanden und respektiert werden", so rigoros gibt sich Regisseur*in Faraz Arif Ansari gegenüber Medien in seiner indischen Heimat.
Dass Ansari für den Film "Sheer Qorma" mit Hass-Botschaften und Todesdrohungen überzogen wird, ignoriert they so weit das möglich ist. Auf IMDB versuchten Hassprediger*innen diesen Meilenstein mit schlechten Bewertungen zu überziehen – vergeblich! Reale Publikumspreise auf Festivals sind Ansari derweil sicher. Nun ist das Werk beim Indischen Filmfestival in Stuttgart zu erleben, das am 21. Juli beginnt. Alle Beiträge werden aufgrund der Corona-Pandemie online gezeigt.
"Wegen deiner Sünden komme ich in die Hölle"
"Tolerieren wir nicht schon genug?", fragt Mama in "Sheer Qorma" vorwurfsvoll die Tochter. "Was sollen wir noch alles tun? Wegen deiner Sünden komme ich in die Hölle." Lange hatten die beiden keinen Kontakt mehr. Nach einem Jahrzehnt des Schweigens kehrt Saira (Divya Dutta) auf Vorschlag der Bruders nach Indien zurück, um der Mutter ihre Frau Sitara (Swara Bhaskar) vorzustellen.
Das gemeinsame Abendessen beginnt frostig. Und es wird mit einem Fiasko enden. Alle Vermittlungsversuche des Bruders scheinen vergeblich. Doch dann löst ein Zufall die völlig unerwartete Wendung aus. Am Ende wird es das titelgebende "Sheer Qorma" geben, ein fruchtiges Dessert, welches die Mutter dem Paar zubereitet hat.
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In nur 30 Minuten erzählt Faraz Arif Ansari eine bewegende Coming-out-Geschichte über zwei junge muslimische Queers – und einer Mutter, die zunächst mühsam ihre Lektion in Sachen Liebe und Akzeptanz lernt und schließlich völlig begeistert ist vom neuen Lebensgefühl. Begeistert zeigen sich auch Publikum samt Fachwelt: Zwei Jury-Preise sowie zwei Publikumspreise gab es bereits, in Stuttgart dürfte der nächste folgen. Karten für "Sheer Qorma" gibt es hier.
Ein schwuler Flirt im Zug
Mit der ersten Regiearbeit, der Stummfilm-Lovestory "Sisak", hat Ansari sogar 59 Preise abgeräumt – man muss im Netz nicht lange suchen, um die viertelstündige Flirt-Story um zwei Männer in einem Zug ausfindig zu machen.
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Gespannt sein kann man auf den ersten Langfilm, der sich aktuell in Vorproduktion befindet. In "Sabr" geht es um eine trans Frau, die nach 30 Jahren nach Hause zurückkehrt, um ihre sterbende Mutter zu treffen.
Zwei weitere queere Filme: "Dammy" und "Manny"
Noch zwei weitere queere Titel stehen auf dem Programm des Indischen Filmfestivals Stuttgart. Der 27-minütige Beitrag "Dammy" von Rukshana Tabassum dreht sich um einen alleinerziehenden Familienvater, der nach dem Tod seiner Ehefrau allein aus Liebe zu seinem Baby als Frau weiterleben will.
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Futuristisch geht es derweil im Sci-Fi-Thriller "Manny" von Dace Puce zu. Darin reist eine Inderin nach Lettland, um an einem autobiografischen Roman zu arbeiten, während sie mit ihrer Identität als heimlich homosexuelle Frau ringt. Pech, wenn man dann vom eigenen Sprachassistenten in Geiselhaft genommen wird.
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Links zum Thema:
» Homepage des Indischen Filmfestivals Stuttgart
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