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USA
Katholischer Generalsekretär muss nach Grindr-Enthüllung zurücktreten
Ein LGBTI-feindliches katholisches Magazin enthüllt, dass ein hochrangiger US-Priester offenbar eine schwule Dating-App auf seinem Handy nutzte.

Jeffrey Burrill ist seinen Job als Generalsekretär der Bischofskonferenz los (Bild: Screenshot USCCB)
- 22. Juli 2021, 09:59h 3 Min.
Der Generalsekretär der US-Bischofskonferenz ist nach Enthüllungen um seine Nutzung der Männer-Dating-App Grindr zurückgetreten. Jeffrey Burrill habe sein Amt am Dienstag mit sofortiger Wirkung niedergelegt, teilte die Bischofskonferenz mit. Laut einem Bericht der konservativen katholischen Website "The Pillar" hatte Burrill die App Grindr zwischen 2018 und 2020 genutzt. Zudem sei sein Handy regelmäßig in der Nähe von bekannten Treffpunkten für schwule Männer geortet worden.
Die Bischofskonferenz erklärte, sie nehme alle Hinweise auf ein mögliches Fehlverhalten ernst und werde angemessene Schritte einleiten. Sie betonte zugleich, dass es in Burrills Fall nicht um "unsittliches Verhalten gegenüber Minderjährigen" gehe. Im "The Pillar"-Artikel war Grindr und sexueller Missbrauch von Kindern in Zusammenhang gebracht worden, aber erklärt worden, es gebe "keine Hinweise" darauf, dass Burrill mit Minderjährigen verkehrt habe.
Burrill war 2018 zum Generalsekretär der US-Bischofskonferenz ernannt worden. Er war unter anderem dafür zuständig, die Antwort der US-Kirche auf die zahlreichen Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Kardinal Theodore McCarrick zu koordinieren.
"The Pillar"-Chefredakteur JD Flynn erklärte, die Enthüllungen über Burrill seien von öffentlichem Interesse, auch wenn dieser offensichtlich nicht gegen das Gesetz verstoßen habe. Flynn verwies mit Blick auf das Zölibat auf eine "ungesunde und schädliche Kultur der Geheimhaltung und Verheimlichung" innerhalb der katholischen Kirche.
Kritik an "Hexenjagd"
LGBTI-freundliche Katholik*innen zeigten sich über den "Pillar"-Bericht empört, da dieser in die Privatsphäre des Generalsekretärs eingreifen würde, die Grindr-Nutzung nicht strafbar sei und Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt würde. Auch die Recherche-Methoden, etwa das heimliche Tracking von Burrills Handy, wurden kritisiert. James Martin, der liberale Chefredakteur des Jesuiten-Magazins "America", sprach von einer "Hexenjagd" und kritisierte: "Katholische Journalisten dürfen keine unmoralischen Mittel einsetzen, um Priester auszuspionieren." Der 60-Jährige erklärte weiter, er mache sich Sorgen, wo dies enden würde: "Warum nicht verheiratete Pastoralmitarbeiter in Kirchengemeinden ausspionieren? Vielleicht benutzen sie Geburtenkontrolle. Und warum dort aufhören? Warum nicht alle Gemeindemitglieder ausspionieren?"
Twitter / JamesMartinSJCatholic journalism, 2021: Spying on a priest (more accurately, using data from an unnamed source who spied on him) for breaking his promise of celibacy, then conflating homosexuality with pedophilia, under the guise of a journalistic "investigation..." https://t.co/oD54Z8X1uK
James Martin, SJ (@JamesMartinSJ) July 20, 2021
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Die katholische Bischofskonferenz gilt in den USA als äußerst LGBTI-feindlich und engagiert sich auch in politischen Kampagnen gegen gleiche Rechte: Bei regionalen Volksentscheiden gab die Kirche vor der landesweiten Ehe-Öffnung 2015 Millionen von Dollar aus, um für die Beibehaltung des Ehe-Verbots für Schwule und Lesben zu werben. Dieses Jahr rief sie auch zum Widerstand gegen das Vorhaben auf, Homo- und Transsexuelle bundesgesetzlich vor Diskriminierung zu schützen (queer.de berichtete). Außerdem drohen Bischöfe regelmäßig LGBTI-freundlichen katholischen Politiker*innen mit dem Ausschluss vom Abendmahl (queer.de berichtete).
Knapp ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung gehört dem katholischen Glauben an. Anders als die Führung ist das katholische Fußvolk jedoch offener gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten eingestellt: So ist die Unterstützung der Ehe für alle unter Katholikinnen und Katholiken höher als im US-Durchschnitt. (AFP/dk)

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