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- 30. November 2005 2 Min.
Das Homo-Priester-Dekret des Vatikans ist für alle Priester und Gemeinden entwürdigend.
Von Jürgen Friedenberg
Jetzt ist es amtlich: Männer, die dem eigenen Geschlecht zugeneigt sind, dürfen in der Katholischen Kirche nicht mehr zu Priestern geweiht werden. Das gilt nach dem neuesten Verbot des Vatikans auch dann, wenn sie – von jugendlichen "Verfehlungen" abgesehen – enthaltsam leben. Schon der bloße Gedanke an, geschweige denn das Bekenntnis zur Homosexualität schließt neuerdings die Priesterweihe aus. Keuschheitsgürtel werden (noch) nicht vorgeschrieben.
Doch die erklärte Absicht, schwule Männer, die der Kirche dienen wollen, zu einer Verleugnung ihrer gottgegebenen Identität zu zwingen und ihnen ein Leben mit der Lüge aufzunötigen, ist schlimmer als jegliche körperliche Kasteiung. Wer aus freiem Willen sein eigenes Liebesleben opfert, weil er glaubt, dann seinen Mitmenschen etwa als Seelsorger mit seiner geschlechtslosen Liebe uneigennützig beistehen zu können, verdient Respekt.
Ein Opfer, das nicht freiwillig dargebracht, sondern erzwungen wird, verliert jedoch seinen Sinn, es ist dann das Ergebnis einer Erpressung. Ist das einer Kirche, die Menschenliebe und Gewaltlosigkeit predigt, würdig?
Eigentlich müsste jetzt ein Aufschrei der Empörung aus den katholischen Pfarreien erschallen. Denn der Vatikan stellt verantwortungsbewusste Männer, die ihre Entscheidung für den Zölibat bisher selber trafen, künftig willenlosen Eunuchen gleich, die keusch leben, weil sie nur noch keusch leben können. Wollen die Gemeinden aber Priester haben, die mit sich selber und ihrer Wesensnatur brechen, nur weil Rom es so will?
Letztlich ist das vatikanische Dekret für alle Priester, ob schwul, ob nicht schwul, und auch für ihre Gemeinden entwürdigend.
30. November 2005
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